Hamilton? Rosberg? Zu viele Fehler!

Im Driver-Ranking kommt nur einer aus dem Duo Hamilton und Rosberg aufs Podest
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In der Formel-1-Saison 2014 kommt es dank verändertem Reglement wieder mehr auf den Fahrer an. SPOX-Redakteur Alexander Maack bewertet nach jedem Grand Prix die fahrerischen Leistungen der Piloten und stellt sein persönliches Driver-Ranking auf. Auch die User haben endlich die Chance zur Mitbestimmung. Teil 3: Der Bahrain-GP in Sakhir.

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Was für ein Rennen! Der Bahrain-GP entwickelte sich zum spannendsten Rennen der letzten Jahre, obwohl die Silberpfeile allein an der Spitze rumkurvten und sich nur gegenseitig den Krieg erklärten. Für mich sind Nico Rosberg und Lewis Hamilton dennoch nicht die besten Fahrer an diesem Wochenende, weil sie sich Fehler leisteten.

Vor den mit überlegenen Autos ausgestattenen Mercedes-Werksfahrern liegen zwei Jünglinge: Daniel Ricciardo und Sergio Perez. Und selbst Felipe Massa wäre beinahe an den WM-Führenden vorbeigezogen.

Platz 1, Daniel Ricciardo: Nicht Hamilton, nicht Rosberg - der australische Red-Bull-Pilot war für mich in Sakhir der beste Fahrer. Er kam als einziger Pilot ohne Werksmercedes mit den langsameren Medium-Slicks durch Q1. Er war Drittschnellster, obwohl das Setup des RB10 mit Sicherheit stärker aufs Rennen ausgelegt war. Ein deutlicher Beweis für seine herausragenden Qualitäten als Qualifyer.

Durch die Strafversetzung, die das Team durch den Unsafe Release in Malaysia verschuldet hatte, bekam Ricciardo dennoch keine Chance, aufs Podium zu fahren. Als Pechvogel der Saison kommt er bisher nur auf zwölf WM-Punkte und ist daran gänzlich unschuldig. Wie in Australien und Malaysia machte er das Maximale aus seinen Möglichkeiten und verbesserte sich im Rennen um neun Positionen auf Platz vier.

Im Rennen ging der 24-Jährige dauerhaft ans Limit, obwohl er nur gebrauchte Reifen hatte, und kassierte Magnussen und Räikkönen, um sie nach seinem zweiten Stopp binnen einer Runde nochmals hinter sich zu lassen. Nach dem Restart nutzte er Buttons Probleme, passierte Teamkollege Vettel und schließlich auch noch Hülkenberg mit sauberen Manövern. Ein fehlerloses und perfektes Wochenende des Australiers!

Platz 2, Sergio Perez: Endlich läuft es für Checo. Erstmals seit seinem Abschied von McLaren hat die schnellste Maus von Mexiko keine Probleme mit dem Auto und kann Teamkollege Hülkenberg unter Druck setzen. Und wie! Perez startet nicht nur als Vierter, er nimmt Hülkenberg auch vier Zehntel in Q2 ab und hielt die starke Form am Sonntag.

Schon in Runde 12 übernahm Perez mit einem starken Überholmanöver Platz drei von Massa, der durch die Drei-Stopp-Strategie seines Williams-Teams eigentlich die besseren Karten hatte. Als er unglücklich hinter seinen Force-India-Kollegen zurückgefallen war, verzichtete Perez auf die Brechstange und wartete geduldig. Die Gunst der Stunde kam, als Hülkenberg sich an Massa die Zähne ausbiss. Das zweitbeste Ergebnis der Teamgeschichte war Perez nach seiner makellosen Leistung und einer hervorragenden Verteidigungsschlacht nicht mehr zu nehmen.

Platz 3, Nico Rosberg: Der erste Silberpfeil-Pilot nur auf Platz drei und dann auch noch Rosberg? In meinem persönlichen Ranking, ja! Rosberg war im Qualifying und Rennen der schnellere Mercedes-Fahrer. Er hatte mehr Tempo und seinen Wagen besser unter Kontrolle. Im Rennen waren beide auf Augenhöhe. Auf Hamiltons Guthabenseite steht der bessere Start und der damit verbundene Sieg, doch wie kam es dazu?

Rosberg setzte seinen Teamkollegen dauerhaft unter Druck und ging mehrmals kurzzeitig vorbei. Hamilton verteidigte beinhart und für mich besonders in Runde 19 zu gefährlich. Sein deutscher Teamkollege reagierte mehrmals geistesgegenwärtig, wich neben die Strecke aus oder trat auf die Bremse, als der spätere Sieger ihn in der schnellen Kurve 7 schnitt. Weil er den Doppelsieg von Mercedes sicherte, bekommt Rosberg von mir einen Pluspunkt, der ihn aufs Driver-Ranking-Podium hievt.

Platz 4, Lewis Hamilton: Direkt hinter dem Zweitplatzierten folgt der Sieger des Rennens. Hamilton erwischte den besseren Start und übernahm die Führung. Er wehrte größtenteils bravourös die unermüdlichen Angriffe Rosbergs ab. Die Aktion in Turn 7 kann man als Beweis echter Racer-Qualitäten sehen, für mich war sie zu brachial. Zur Erinnerung: Für ähnliche Manöver wurde Perez 2013 an gleicher Stelle öffentlich angemahnt.

Wäre der Samstag nicht gewesen, hätte der Weltmeister von 2008 bei mir trotzdem noch vor seinem Teamkollegen gelegen. Doch Hamilton war nicht nur im Rennen der langsamere Mercedes-Fahrer, der sich jedoch mit Können verteidigte, er verlor auch das Qualifying. Der 29-Jährige machte im entscheidenden Moment einen Fehler, als er zu spät bremste und abbrechen musste. Er war zudem nicht schnell genug auf den weichen Reifen. Zusammen mit der aus meiner Sicht zu harten Fahrweise am Sonntag gibt dieser Fauxpas den Ausschlag, Hamilton um Haaresbreite hinter Rosberg einzuordnen.

Platz 5, Felipe Massa: Der Brasilianer schockte die Konkurrenz mit einem Blitzstart par excellence. Massa preschte im Williams von sieben auf drei vor und verlor die gute Ausgangsposition vor allem, weil sein Team auf drei Stopps setzte und spätestens mit der Safety-Car-Phase alle Hoffnungen auf eine Überraschung passé waren. So gut Williams auch bei den Tests schien, aktuell ist das Traditionsteam wieder deutlich hinter Force India anzusiedeln.

Die Stärke des Mercedes-Motors setzt der Rennstall aus Silverstone einfach besser um. Massa kann dafür nichts. Er war in Bahrain-Rennen verglichen mit Teamkollege Bottas deutlich stärker und machte kaum Fehler. Kein Wunder, dass er der beste Drei-Stopper war. Hätte er sich nicht zum Schluss an Vettel die Zähne ausgebissen, dann wäre Massa sogar ein Kandidat für Platz drei im Driver-Ranking gewesen.

Platz 6, Nico Hülkenberg: Premiere! Erstmals patzt Hülkenberg in der Saison 2014. Mit seinem Fehler im Qualifying verpasste er Q3 und räumte die Schuld daran später ein. Hätte der Emmericher seinen Force India in Kurve 11 besser unter Kontrolle gehabt, er wäre wohl am Sonntag vor Teamkollege Perez gelandet.

So aber musste sich Hülkenberg von Startplatz zwölf aus sukzessive nach vorne kämpfen. Das machte er abermals mit Bravour, kein anderer Fahrer war an so vielen Positionswechseln beteiligt. Dabei orientierte sich der 26-Jährige nicht nur nach vorne, er gab auch klug nach, wenn er keine Chance hatte.

Platz 7, Max Chilton: Der Brite gab eine ganz wichtige Antwort in Richtung Caterham ab. Mit dem 13. Platz rückte er Marussia in der Konstrukteurswertung wieder vor den Rennstall mit malaysischer Lizenz. Den Erfolg erkämpfte sich Chilton zudem aus eigener Kraft, nachdem er nur als 22. gestartet war.

Beim Restart lag der noch hinter Kobayashi, zog aber am deutlich erfahreneren Japaner vorbei. Der 22 Jahre alte Legastheniker ist in der Formel 1 vollständig angekommen und hält mit Ferrari-Youngster Jules Bianchi im gleichen Auto ordentlich mit. In Bahrain könnte er Marussia einige Milionen für das Budget der Saison 2015 gesichert haben.

Platz 8, Sebastian Vettel: Für den Weltmeister war auf dem Bahrain International Circuit am Sonntag wohl nicht mehr drin als Rang sechs. Fast ein Drittel der Renndistanz absolvierte Vettel ohne DRS-Unterstützung, der Start auf den härteren und anfangs noch langsameren Medium-Slicks half nicht wirklich. Statt zu attackieren musste er dauerhaft darauf achten, nicht weiter zurückzufallen, beim zweiten Boxenstopp kostete ein langsamer Reifenwechsel vorne links weitere Sekunden.

Doch auch Vettel war beim 3. WM-Lauf 2014 nicht unfehlbar. Er verlor im 3. Training ungewöhnlicherweise die Kontrolle über den Red Bull, landete im Kiesbett und beschädigte sich das Auto. Die finalen Reparaturen konnten erst vor dem Rennen ausgeführt werden, somit ist das verpasste Q2 auch dem 26-jährigen Erfolgspiloten selbst anzukreiden.

Platz 9, Jenson Button: Ein weitgehend unauffälliges Wochenende des Engländers. Doch schlecht war Button für mich nicht. Der Routinier spielte seine Erfahrung gegenüber Teamkollege Magnussen aus und hatte die Nase vorn. Button betätigte sich Mitte des Rennens als Spritsparer und hatte gute Karten für den Restart, als seine Powerunit den Geist aufgab.

Am Sonntag beweist der 34-Jährige aktuell dauerhaft, dass er für die neue Formel 1 bestens geeignet ist. Nur spielt der McLaren ihm Streiche. Bahrain wäre für das Auto durch die fehlenden schnellen Kurven bestens geeignet gewesen. Schade, dass wieder nichts zusammenlief.

Platz 10, Fernando Alonso: Was für Vettel gilt, trifft auch auf seinen Dauerkonkurrenten zu. Alonso freute sich sogar über Platz 9. "Der Start war gut, die Strategie auch und die Boxenstopps ebenso. Das Rennen war also eigentlich in Ordnung", sagte der Spanier. Im Qualifying von der Ferrari-Powerunit mit fehlender Leistung gestraft, startete Alonso als Neunter und verbesserte sich direkt um zwei Plätze. In den Zweikämpfen gegen Hülkenberg und Perez konnte Alonso aber nicht mithalten, stattdessen versuchte er, sein Material zu schonen.

Weil sich Ferrari wie Williams für einen zusätzlichen Reifenwechsel entschieden hatte, verpuffte der Vorteil der neuen Slicks in der Schlussphase. Ein Wochenende, an dem der Spanier nicht überzeugen konnte, weil ihm wieder das passende Material fehlte. Und gerade da droht Ferrari Ungemach. Räikkönen schätzt den F14 T vollkommen anders ein als Alonso. Der Spanier beschwert sich über fehlenden Topspeed, der Finne ist mit der Höchstgeschwindigkeit zufrieden und will eine bessere Kurvenlage. Jetzt muss sich die Scuderia entscheiden, wen sie bei der Entwicklungsarbeit bevorzugt.

Untauglich, Pastor Maldonado: Wie man es auch dreht und wendet, diese Rubrik wurde für den Venezolaner erfunden. Gutierrez kam aus dem Horror-Crash glücklicherweise unverletzt heraus. Maldonado war sich nicht mal einer Schuld bewusst: "Esteban war ein wenig abseits der Ideallinie, als er durch Turn 1 fuhr. Vielleicht hatte er den Bremspunkt versäumt." Eine Notlüge, um die Stewards abzulenken und das eigene Gewissen zu beruhigen? Das Tempo beim Verlassen der Box war viel zu hoch. Drei Strafpunkte sind eine milde Strafe.

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