Caramba! Don Alonso besiegt die Windmühle

Von Alexander Maack
Das Ferrari-Team feierte Fernando Alonso (u.,2.v.l.) nach dessen Sieg in Spanien ausgiebig
© getty

Auch in der Formel-1-Saison 2013 bewertet SPOX-Redakteur Alexander Maack nach jedem Grand Prix die fahrerischen Leistungen der Piloten und stellt sein persönliches Driver-Ranking auf. Teil 5: Spanien-GP.

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Die Diskussion um die Pirelli-Reifen wird auch nach den von Motorsportdirektor Paul Hembery angekündigten Änderungen weitergehen. Trotzdem gilt weiterhin: Wer die beste Balance aus purer Geschwindigkeit und schonender Fahrweise auf die Strecke bringt, gewinnt.

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In Barcelona gelang das Fernando Alonso: Perfekter Start, perfekte Taktik, verdienter Sieger. Dagegen sollte Mercedes darüber nachdenken, in Monaco zur allerletzten Attacke überzugehen.

Meine Wertung für den Spanien-GP:

Platz 1, Fernando Alonso: Der Vizeweltmeister hat in der vergangenen Woche bewiesen, wie stark sein Nervenkostüm ist. Vom Rummel um seine Person ließ er sich dabei nicht beunruhigen. Alonsomania, Paparazzi, Anzeige - nichts brachte den Asturier aus der Ruhe.

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Sein Triumph in Barcelona widerlegte zudem das Dogma, auf dem Circuit de Catalunya könnte wegen der schlechten Überholmöglichkeiten nur ein Pilot siegen, der aus der ersten Reihe startet. Wie Don Quijote hatten sich bisher die Formel-1-Fahrer an der Windmühle von Katalonien abgemüht. Lediglich Ayrton Senna im McLaren-Honda (1991) und Michael Schumacher bei seinem Premierensieg für Ferrari (1996) konnten bei den 23 Grands Prix in Barcelona gewinnen, obwohl sie nicht aus der ersten Reihe starteten.

Alonso preschte nun sogar von Rang fünf nach vorn. Der Schlüssel zum Erfolg: Alonso nutzte die Gelegenheit nach den ersten Stopps und kassierte Rosberg und Vettel. Während Don Quijote an seinen Vorhaben dauerhaft scheiterte, hat Alonso in Barcelona das Pech von Malaysia und Bahrain abgelegt. Sein zweiter Sieg beim Heim-GP bringt ihm deshalb den Tagessieg im Driver-Ranking.

Platz 2, Kimi Räikkönen: Der Iceman ist einfach beeindruckend. Wie schonend er mit den labilen Pirelli-Reifen umgeht, unterstreicht die Tatsache, dass er als einziger Pilot jedes Rennen mit den von Pirelli angestrebten zwei bis drei Boxenstopps abschloss. Räikkönen ist wie im Vorjahr die Konstanz in Person - und das auf höchstem Niveau.

Allerdings muss er nun hoffen, dass seine fehlerfreien Leistungen nicht von Pirelli bestraft werden. Seine zurückhaltende Fahrweise kostet Räikkönen einige Überholchancen. Sollten die neuen Slicks mehr aushalten, muss der Iceman härter attackieren und seine Chancen besser nutzen. Sonst wird er im WM-Kampf zurückfallen.

Platz 3, Sebastian Vettel: Nach dem glanzvollen Auftritt in Bahrain reichte es beim Europa-Auftakt für Red Bull nicht zum Sprung aufs Podest. Anfangs musste der Weltmeister aus Heppenheim noch seine Reifen schonen. Eine Drei-Stopp-Strategie war das Ziel. Utopie, die Zeit kostete.

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Nachdem Vettel im Qualifying hinter Mercedes noch die Pole der renntauglichen Autos geholt hatte, ließen die Reifenprobleme ihn im Rennverlauf zurückfallen. Trotzdem: Der 25-Jährige holte das Maximum aus seiner Situation heraus. Deshalb gehört er für mich aufs Driver-Ranking-Podest.

Platz 4, Felipe Massa: Wenn Alonso besser als Don Quijote kämpft, dann kann ihm sein Helfer Sancho Panza nicht viel nachstehen. Massas Leistung im Rennen war ähnlich beeindruckend. Auch der Brasilianer nutzte die gute Performance des Ferraris und katapultierte sich von Startplatz neun auf Rang drei.

Es wäre aber mehr drin gewesen. Hätte Massa im Qualifying nicht Mark Webber blockiert, hätte er den Doppelsieg für die Scuderia perfekt machen können. Die Unachtsamkeit kostet ihn in meiner Wertung einen Platz.

Platz 5, Nico Rosberg: Für einige mag es unverständlich sein, warum ich den Wiesbadener in den Top Five einordne. Halten wir fest: Rosberg ist im Qualifying auf die Pole gefahren.

Im Gegensatz zu seinem Teamkollegen hielt er zudem den "D-Zug" der schnelleren Fahrer im ersten Stint hinter sich. Mir hat imponiert, wie der 27-Jährige mit dem ausdauerschwachen Mercedes und einer irritierenden Strategie umgegangen ist. Doch dazu später mehr...

Platz 6, Paul di Resta: Der Schotte ist derzeit Siebter in der Fahrer-WM. Die dahinterliegenden Jenson Button, Nico Rosberg und Romain Grosjean haben zwar das schnellere Auto, sind aber inkonstant. Der Schotte punktet dagegen trotz Problemen. Obwohl sein DRS-Signal am Sonntag ausfiel, schaffte er es in Spanien auf Rang sieben.

Platz 7, Adrian Sutil: Pannen, Kindergarten, Entschuldigungen. Sutil kann sich davon nichts kaufen. Zum vierten Mal in Folge blieb er ohne Punkte. Dabei kann der Gräfelfinger kaum etwas dafür. Immer wieder versagt das Team. Sutil zog in Katalonien schon am Start von Position 13 auf 8 vor und ließ Teamkollege di Resta hinter sich. Nach einem verpatzten Boxenstopp reichte es trotz guter Leistung nur für Rang 13 - ohne eigenes Verschulden.

Platz 8, Jenson Button: Dem McLaren-Piloten gelang es wie Räikkönen abermals, einen Stopp weniger einzulegen als die direkte Konkurrenz. Die Belohnung: Vier weitere Punkte für die Fahrer-WM, obwohl er beim Start schlecht wegkam und drei Plätze zurückfiel. Für den Weltmeister von 2009 reicht das nicht. Er will um Siege kämpfen. Dafür ist sein Auto aber weiterhin nicht gut genug.

Platz 9, Mark Webber: Auch Vettels australischer Teamkollege bekommt Punkte. Allerdings nicht viele. Webber kam wie gewohnt nur dürftig vom Fleck, als die Startampel erlosch. Er verlor vier Plätze und musste sich von Rang elf nach vorn kämpfen. Es gelang, obwohl Red Bull wieder das langsamste Auto auf der Geraden hatte.

Platz 10, Esteban Gutierrez: Was im Boxenstopp-Chaos unterging: Der Sauber-Rookie führte zwei Runden lang den Spanien-GP an. Zwar war sein Qualifying nicht optimal, im Rennen lief es aber. Gutierrez verpasste als Elfter nur um 0,304 Sekunden seinen ersten WM-Punkt und deutete damit endlich an, dass er wirklich das Potenzial für die Königsklasse hat.

Untauglich, Mercedes: Entschuldigung, ich habe mich wohl verhört? Im gesamten Fahrerlager zieht jeder Interviewte die Silberpfeile als Beispiel für überhöhten Reifenverschleiß heran. Wieso lässt ein Team seinen Fahrer dann aber einen Stopp weniger absolvieren als 70 Prozent des Feldes? Wieso schafft es Lewis Hamilton nicht, schneller zu fahren, obwohl er einen Stopp mehr einlegt als Rosberg?

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Die Stuttgarter sollten in Monte Carlo einen letzten Angriff wagen. Gelingt es auch beim 71. Monaco-Grand-Prix der F1-Geschichte nicht, die beeindruckende Pace aus dem Qualifying ins Rennen zu retten, kann das Team die Entwicklung des 2013er Autos einstellen. Ross Brawn hat schon 2009 gezeigt, wie man nach einer Katastrophensaison Weltmeister wird. Bitte wiederholen!

Meine Punkte für das Barcelona-Wochenende:

Der Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM