Durch den Monsun ins nächste Chaos?

Von Alexander Maack
Ähnlich wie in Australien droht der Malaysia-GP eine verregnete Angelegenheit zu werden
© getty

Trotz der enttäuschenden Rennperformance in Australien ist Red Bull beim Großen Preis von Malaysia plötzlich wieder Favorit. Nachdem der Aufschluss über die Leistungsfähigkeit der Teams beim Saisonauftakt unbeantwortet blieb, versprechen sich die Teams jetzt mehr Erkenntnisse. Doch schon wieder bedroht das Wetter die Hoffnung auf tiefergehende Einsichten.

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Statt die Fragen zur Konkurrenzfähigkeit der Wagen zu beantworten, kamen beim Saisonauftakt neue hinzu. "Auf den ersten Blick sind wir so wenig schlau wie vorher, aber wir haben mehr Daten", gab sich Mercedes-Sportchef Toto Wolff zurückhaltend. Dennoch gibt es ein Problem: Die Ingenieure können die Daten des letzten Wochenendes nur eingeschränkt auf das Rennen in Malaysia übertragen.

Bei den tiefen Temperaturen in Melbourne körnten die Reifen nach wenigen Umläufen. Besonders Red Bull kämpfte dadurch mit Problemen, bei Sebastian Vettel waren die Fragezeichen nach dem Auftaktrennen in Australien deshalb groß. Während Mercedes, Ferrari und Lotus im Rennen immer schnellere Rundenzeiten fuhren, wurde der Weltmeister immer langsamer.

Extreme Hitze in Kuala Lumpur

Die Lotus-Truppe hatte das Auto so abgestimmt, dass es möglichst Reifen schonend agiert und wurde mit Kimi Räikkönens Auftaktsieg belohnt. Red Bull setzte dagegen auf die bestmögliche Rundenzeit im Qualifying. Den Preis zahlte Vettel im Rennen. "Unsere Reifen wären uns um die Ohren geflogen, wenn wir wie Lotus einen Stopp weniger probiert hätten", klagte der Deutsche anschließend.

An diesem Wochenende besteht für ihn jedoch Hoffnung auf Besserung. Für die späten Nachmittage des Grand-Prix-Wochenendes in Kuala Lumpur prognostizieren die Meteorologen durchgängig Temperaturen von über 30 Grad Celsius. Schon dadurch sollte das Graining bei Red Bulls Reifen geringer sein.

Tiefe Temperatuten führen bei einem Auto mit hohem Abtrieb zu größerem Reifenverschleiß. So wurde in Australien ausgerechnet Red Bulls größte Stärke zum Verhängnis für den amtierenden Weltmeister. "Man muss sehr vorsichtig sein, einen Trend erkennen zu wollen", warnte Vettel deshalb und kündigte eine erste Wende an: "Das wird ein völlig anderes Rennen mit komplett anderen Bedingungen."

Dabei erhielt der Dreifachweltmeister Unterstützung von Auftaktsieger Räikkönen. "Bei dieser Hitze weißt du nie, was auf dich zukommt", sagte der Iceman: "Unser Sieg in Melbourne war schön, aber das nützt dir in Sepang überhaupt nichts. Das ist eine komplett andere Rennstrecke. Ich sehe keinen Grund, wieso wir in Euphorie verfallen sollten."

Sämtliche Teams üben sich auch vor dem zweiten Rennen in Zurückhaltung. Immer noch ist das Kräfteverhältnis unklar. Während Red Bull in Melbourne auf eine Runde weit vor der Konkurrenz von Mercedes, Ferrari und Lotus lag, kehrte sich die Reihenfolge im Rennen von Melbourne plötzlich um.

Malaysia liegt Red Bull

Die Strecke des zweiten WM-Laufs kommt unterdessen vor allem dem Weltmeisterteam entgegen. Die Vollgaskurven mit Geschwindigkeiten von über 200 Stundenkilometern liegen den Österreichern traditionell. "Die Kurven 5, 6, 7 und 8 sind sehr schnell und machen Spaß", sagte Vettel über den 5,543 Kilometer langen Sepang International Circuit: "Genauso die Kurven 11 und 14, wo es schwer ist, den Scheitelpunkt der Kurven zu finden. Besonders wenn die Reifen gebraucht sind."

Die andauernde Kritik an den Pneus könnte in Malaysia fortgesetzt werden. Zwar bekommen die Teams für die Hitze die härtesten Mischungen des Formel-1-Sortiments. Dass es deshalb weniger Boxenstopps gibt, ist aber unwahrscheinlich. Der Kurs am Rand von Kuala Lumpur ist für Reifen und Fahrer extrem fordernd.

Besonders für Mercedes ist das zweite Saisonrennen deshalb eine Bewährungsprobe. Im letzten Jahr hatten die Silberpfeile große Probleme mit den Hinterreifen. "Für uns geht es darum, ruhig und fokussiert zu bleiben. Wir wollen uns im Vergleich zum Vorjahr steigern", betont Sportchef Wolff immer wieder.

Mittlerweile sollen die Probleme behoben sein. Doch obwohl Lewis Hamilton und Nico Rosberg in Melbourne am längsten auf den Supersofts unterwegs waren, bekamen sie plötzlich auf den Medium-Slicks Probleme. "Wir haben nie gesagt: Wir treten allen in den Hintern. Aber wir haben auch nie gesagt, dass wir Scheiße sein werden", ließ sich Hamilton vom "Daily Telegraph" zitieren.

Alonso hofft auf erneute Wetterkapriolen

Neben der bloßen Performance der Autos spielt das Wetter während der Monsun-Zeit in Malaysia immer wieder verrückt. Die Vorfreude bei Vizeweltmeister Fernando Alonso ist deshalb riesig. "Sepang - meine Lieblingsstrecke - meine erste Pole - mein erstes Podium - das Rennen, das ich schon mehrmals gewonnen habe. Der beste Ort, um mein 200. Rennen zu fahren", twitterte der Ferrari-Pilot vor seinem Jubiläumsrennen. Drei seiner 30 Rennsiege fuhr Alonso bei elf Starts in Malaysia ein.

Für die diesjährige Austragung des Malaysia-GP kündigen die Meteorologen unterdessen wieder Sturm, Gewitter und starke Niederschläge an. "Im Moment brauchen wir für einen Sieg vielleicht noch etwas komische Bedingungen - so wie zum Beispiel letztes Jahr", erklärte Alonso, der Ferrari bei trockenen Bedingungen noch nicht für einen Sieganwärter hält. 2012 ging der Asturier bei Regen als Achter an den Start und stand nach einem zwischenzeitlichen Rennabbruch dennoch am Ende ganz oben auf dem Podest.

Deutsche peilen weitere Überraschung an

Damals kam Sergio Perez im Sauber als Zweiter ins Ziel. Das Schweizer Team sieht sich auch in diesem Jahr gut gerüstet. "Es ist eine schnelle Strecke mit vielen langgezogenen, schnellen Kurven, die unserem Auto liegen sollte", sagte Nico Hülkenberg, der vor der Saison zu Sauber wechselte.

Nach der Tankpanne in Melbourne hat der Emmericher ein neues Chassis bekommen. Den 25-Jährigen hat der Ausfall vor dem Start in Melbourne offenbar motiviert: "Wenn überhaupt, dann bin ich gerade wegen Australien hier noch erfolgshungriger." Beim zweiten Saisonrennen will Hülkenberg nun endlich auch an den Start gehen. Eine Überraschung scheint möglich. Hülkenbergs Bilanz in Malaysia: zwei Starts, zwölf WM-Punkte.

Im Gegensatz zu seinem Landsmann hat Adrian Sutil die Formel 1 in diesem Jahr schon mit Platz sieben und einer ganz starken Leistung in Australien verblüfft. Sein Force-India-Team will nun wieder wichtige Punkte einfahren und dabei die Gunst der Stunde nutzen. "McLaren kommt sicher wieder aus dem Tief heraus, also müssen wir die Schwäche nutzen, so lange wir können", sagte Geschäftsführer Robert Fernley gegenüber "Autosport" über die Probleme des britischen Rennstalls.

Die größten Ziele setzt sich unterdessen Comebacker Sutil selbst: "Wenn man nicht daran glaubt, dass man gewinnen kann, wird man nie gewinnen", sagte der Starnberger, der durch eine alternierende Strategie das Feld in Melbourne zwischenzeitlich anführte: "Es ist wichtig, sich etwas in den Kopf zu setzen. Man sollte immer einen Schritt weiter denken."

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM