Die Kriegserklärung

Von Alexander Maack
Bei Mark Webber (l.) und Sebastian Vettel herrscht nach dem Malaysia-Rennen Eiszeit
© getty

Sebastian Vettel hat sich mit seinem Überholmanöver gegen Red-Bull-Teamkollege Mark Webber und dem Sieg beim Malaysia-GP keinen Gefallen getan. Der Heppenheimer kann künftig keine Hilfe mehr erwarten. Das Team ist sauer. Zu Recht. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Alexander Maack.

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Endlich ist es soweit! Sebastian Vettel hat seine härtesten Kritiker Lügen gestraft. Trotz drei WM-Titeln in Folge führten sie immer wieder an, der Heppenheimer würde von Red Bull bevorzugt, hätte nur ein unschlagbares Auto und könne nicht überholen.

Reaktionen: "Vettel ist ein verwöhntes Kind"

Vettel hat in Kuala Lumpur gezeigt, dass er wie Rekordweltmeister Michael Schumacher in seinen besten Zeiten die kleinste Schwäche eines Widersachers ausnutzen kann.

Er hat sich trotzdem einen Bärendienst erwiesen.

Wenn Schumachers Rennstall ihm Anweisungen gab, befolgte er sie. Als der Rekordweltmeister 1999 nach seinem Beinbruch sein Formel-1-Comeback feierte, ließ er seinen Ferrari-Kollegen Eddie Irvine auf Geheiß des Teams vorbeiziehen. Mehr noch: Er fiel absichtlich hinter David Coulthard zurück und blockierte bis zum Ende des Rennens Irvines WM-Rivalen Mika Häkkinen.

Diese Selbstlosigkeit fehlt Vettel. Während Webber im Sinne des Teams handelte, stellte der Deutsche sein eigenes Interesse über mannschaftsdienliches Denken und zog den Ärger von Teamchef Christian Horner und Technik-Direktor Adrian Newey auf sich.

Weil Webber geistesgegenwärtig reagierte und eine Kollision vermied, bringt Vettel sein Verhalten aktuell die alleinige WM-Führung. Doch im gleichen Atemzug hat er das ohnehin angespannte Verhältnis zu seinem Partner endgültig zerstört.

Vettels rücksichtslose Attacke war deshalb ein riesiger Fehler.

Vettel hat einen teaminternen Kleinkrieg heraufbeschworen. In einem knappen WM-Fight braucht er nicht mehr auf Unterstützung hoffen. Webber weigert sich, die halbherzige Entschuldigung des Deutschen anzunehmen.

Der nächste Konflikt ist damit programmiert. Friendly Fire in der Formel 1? Einen absichtlichen Abschuss wird es nicht geben. Dafür ist Webber zu sehr Profi. Aber der Australier wird sich beim Blockieren eines Konkurrenten im Ernstfall noch deutlicher zurückhalten. Von teaminternen Überholmanövern bei Red Bull ganz abgesehen.

Die heutige Formel 1 ist aber kein Einzelsport mehr. Die Top-Teams sind enger beieinander als in den letzten zwanzig Jahren. Während früher zwei egoistische Fahrer wie Ayrton Senna und Alain Prost im gleichen Auto erst die Rennen und dann den Titel unter sich ausmachten, wird der Teamkollege heute zum entscheidenden Pluspunkt. Das muss auch einem dreifachen Weltmeister im Cockpit klar sein.

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