"Habe einen sitzen vom Champagner"

Von SPOX
Sebastian Vettel nahm seine Champagner-Flasche in Indien mit zur Pressekonferenz
© getty

Sebastian Vettel hat sich beim Großen Preis von Indien seine vierte Formel-1-Weltmeisterschaft in Folge gesichert. Auf der Pressekonferenz nach dem Rennen nahm sich der Heppenheimer lange Zeit und sprach ausführlich über die Saison, die Unterstützung durch Familie und Fans und erklärte, wie ihn die Pfiffe während der Saison belasteten.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

"Ich glaube, das könnte jetzt ein bisschen länger werden. Es ist unglaublich schwer, die richtigen Worte zu finden. Man ist 60 Runden lang in einem Rhythmus drin und weiß, was man machen muss und hat eine Routine. Dann fährt man über die Linie und es ist erst mal eine Weile eine Leere da, was ein unheimlich schönes Gefühl ist. Man hat Bilder, die einem durch den Kopf schießen - von klein auf weg.

Jedes Mal bis jetzt, wenn was so Großes anstand, war das einfach etwas Einmaliges - ein einmaliger Moment, den man eigentlich gar nicht teilen will, sondern im ersten Moment erst einmal für sich aufsaugen will. Man steckt das ganze Jahr so viel Zeit, Kraft, Energie und Gedanken in den Erfolg, in jedes einzelne Rennen. Wenn man dann auf einmal über die Linie fährt und in dem Moment realisieren soll, dass das alles aufgegangen ist, dann ist das unheimlich schwer zu begreifen. Wie gesagt: Das sind Bilder von klein auf.

Voting: Ist Vettel schon besser als Schumacher?

Ich glaube, es gibt eine ganze Reihe von Leuten, denen man in diesem Moment danken möchte, die man erwähnen möchte. Vom Go-Kart-Sport angefangen: Leute wie Gerhard Noack, Peter Bürger, die heute immer noch an meiner Seite sind. Dann geht die Reise weiter: Peter Kaiser, der Schritt in den Formelsport, mit Leuten wie Frank Lucke, Albert Hamper, von denen ich unheimlich viel gelernt habe. Mein ehemaliger Mechaniker Lucki und Sascha.

Man schaut sich einfach in gewissen Momenten unheimlich viel ab: die Einstellung zum Sport, die Liebe zum Sport, vor allem Liebe zum Motorsport. In der Formel 3 gibt's eine Reihe von Leuten: Peter Flückiger, mit dem ich oftmals angeeckt bin, aber es trotzdem immer irgendwie gutgegangen ist, von dem ich unheimlich viel gelernt habe und dem ich dankbar bin - und mein Ingenieur Theophile Gouzin vom Team ASM damals.

Und dann ging es schon in die Formel 1. Leute, die einem zur Seite gestanden haben und an einen geglaubt haben: Mario Theissen, Dr. Helmut Marko und letzten Endes auch Dietrich Mateschitz. Er hat 2007 an mich geglaubt und gesagt: 'Gebt dem Buben eine Chance. Setzt ihn rein, und wenn er nichts ist, können wir uns immer noch überlegen, was wir machen.'

Das war ein Zeitpunkt, zu dem es für mich sehr schwer war, weil nur wenige Leute an mich geglaubt haben. Aber ich habe die Chance bekommen und Gottseidank ist es ja alles aufgegangen. Später dann bei Red Bull Racing brauche ich die Namen ja nicht mehr zu erwähnen: Es sind die üblichen Verdächtigen.

Aber ich möchte natürlich auch den Leuten im Hintergrund danken, wie Rob Marshall, Mark Ellis oder Peter Prodromou, die unheimlich viel Herzblut und Liebe geben und sich jeden Tag wieder neu aufopfern und versuchen, das Beste aus dem Auto herauszuquetschen. Natürlich haben wir im Moment ein sehr starkes Auto. Es wäre gelogen zu sagen, dass wir eins der schlechtesten Autos haben. Aber wir haben uns das wirklich hart erarbeitet.

Die Anderen sind mit Sicherheit drauf und dran uns Saures zu geben und uns einen einzuschenken. Aber im Moment haben wir es einfach unglaublich gut raus, uns auf den Moment zu konzentrieren und alles rauszuholen. Zuallerletzt, um das nicht alles zu lange zu machen - 'Tschuldigung, ich habe vielleicht auch schon einen sitzen von dem vielen Champagner - möchte ich vor allem meiner Familie danken und meiner Freundin.

Das Rennen: Vettel ist D-D-D-Doppelweltmeister

Das sind die Leute, die man ganz nah bei sich hat. Sie geben einem so viel Freude und so viel Kraft in einem Jahr wo es von außen vielleicht alles schön und alles einfach aussieht. Aber innen drin war es unheimlich schwer. Wir haben unheimlich viel negative Gefühle mitbekommen. Es ist natürlich schade, weil ich glaube, größtenteils waren sie nicht gerechtfertigt. Man macht alles richtig und wird dann ausgepfiffen, was unheimlich wehtut.

Aber letzten Endes ist es der Glaube an sich selbst. Und wenn man sich selbst im Spiegel anschauen kann, und mit dem zufrieden ist, was man ist und wer man ist, fasst man neue Stärke, um wieder anzutreten. Wie gesagt: Gerade die Leute, wie Familie und vor allem meine Freundin, geben mir dann Kraft, um im Idealfall den anderen wieder Saures zu geben.

Ich genieße es im Moment einfach unheimlich. Ich denke nicht wirklich nach, ob es jetzt der erste, der zweite, der dritte oder jetzt der vierte WM-Titel ist. Es ist unglaublich. Ich glaube, das realisiert man wirklich erst, wenn man nicht mehr aktiv ins Lenkrad greift. Ich bin einfach unheimlich dankbar. Wie gesagt: Ich liebe, was ich mache und bin den Leuten, die so nah bei mir stehen, unheimlich dankbar.

Zuletzt noch ganz liebe Grüße nach Heppenheim: Ich glaube, da sind auch noch viele, die sich freuen: Viele Hepprumer und viele von sonst wo, die gekommen sind, um die Daumen zu drücken. Oftmals wird es einfach falsch dargestellt. Es sind vielleicht von 100 Leuten zehn, die dann pfeifen - aber immer noch 90, die einem zujubeln und die Leistung anerkennen. Dafür bin ich Rennfahrer. Dankbar. Danke."

Der WM-Stand im Überblick

Artikel und Videos zum Thema