Die Partycrasher aus der zweiten Reihe

Mark Webber startet im Red Bull in Indien als Vierter, Fernando Alonso im Ferrari als Achter
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Vor der höchstwahrscheinlichen WM-Entscheidung beim Großen Preis von Indien rätselt nicht nur Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel, wer beim Rennen am Sonntag (10.30 Uhr im LIVE-TICKER) der Favorit ist. Red-Bull-Teamkollege Mark Webber fährt mit den besseren Reifen los und will die Party ebenso stören wie Fernando Alonso, der seine Siegchancen bei 50:50 sieht.

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Von der erfolgreichen Titelverteidigung ist Vettel eigentlich kaum mehr abzuhalten. Ein fünfter Platz reicht dem Polesetter zum vierten WM-Titel in Folge, egal was die Konkurrenz macht. "Ich versuche da nicht dran zu denken. Ich konzentriere mich auf das Rennen und alles andere wird sich zeigen", erklärte der Heppenheimer, der am Sonntag unbedingt einen Sieg feiern will.

Die Startaufstellung in der Übersicht

Schon direkt nachdem er im Qualifying auf dem Buddh International Circuit seine siebte Pole Position der Saison 2013 eingefahren hatte, war sich Vettel der drohenden Probleme bewusst. "Mark ist auf einer anderen Strategie, wir werden sehen, was das Rennen morgen mit sich bringt", so Vettel: "In Bezug auf die Strategie ist es meiner Meinung nach immer schwierig, das Richtige zu tun."

Red Bull hatte sich nach den Freitagstrainings dazu entschlossen, die Strategie zu splitten. Weil die schnelleren, aber weicheren Reifen schon nach wenigen Runden den Geist aufgeben, durfte nur Vettel die Pole Position jagen, die er sich letztlich souverän sicherte.

Neben dem Dreifachweltmeister gehen auch die direkt dahinter startenden Mercedes-Piloten Nico Rosberg und Lewis Hamilton mit den kurzlebigen Gummis ins Rennen. "Wir haben entschieden, dass das der beste Ansatz ist. Das ist kein Glücksspiel", erklärte Rosberg: "Als ich hierherkam, wusste ich, dass es darum geht, Best of the Rest zu sein."

"Wir rechnen Mercedes nicht als direkten Gegner"

Dass die Silberpfeile Vettel gefährden, schließt auch Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko kategorisch aus. "Wir rechnen Mercedes nicht als direkten Gegner", sagte der Österreicher zu "Sky": "Ich gehe davon aus, dass Mark relativ schnell freie Fahrt haben wird." Damit dürfte er Recht behalten.

Voting: Ist Vettel schon besser als Schumacher?

Webber fuhr in Q3 mit den Medium-Slicks. Sie sind zwar rund eine Sekunde pro Runde langsamer, halten dafür aber länger. "Wir dachten, dass es der Versuch wert sei, bei der Strategie etwas ein bisschen anders zu machen", erklärte der 36-jährige Routinier: "Ich stehe auf der virtuellen Pole Position."

Schon vor einer Woche in Japan fuhr Webber mit einer anderen Taktik als sein Teamkollege, scheiterte allerdings daran, Romain Grosjean in der Schlussphase schnell genug zu überholen und verpasste so den möglichen Sieg. Die Probleme sollen sich nun nicht mehr wiederholen. "Es kommt darauf an, wie er durch den Verkehr kommt", erklärte Marko: "Wir haben Vorkehrungen getroffen, damit er überholen kann."

Webber hat bedeutenden Strategievorteil

Was der Motorsportberater des Brausekonzerns mit angeschlossenem Rennstall meint: Während Webber auf der gleichen Reifenmischung bei den Höchstgeschwindigkeiten an der Spitze des Feldes liegt, ist Vettel wie gewohnt weit hinten. Die Flügel am RB9 des Australiers sind also wesentlich flacher eingestellt.

Natürlich muss auch Webber im Rennen den weicheren Reifensatz fahren. Er kann ihn aber einige Runden mehr nutzen, weil Vettels Slicks beim Start bereits vier Runden alt sind und im Qualifying hart belastet wurden. "Sogar beim Langsamfahren überlebt der nicht mehr als ein paar Runden", sagte Webber, der sich die Leistung immerhin über mehrere Runden einteilen und konstanter fahren kann.

Diese Vorteile erwartet auch Fernando Alonso, den Ferrari ebenfalls mit den Mediums ins Rennen schickt. "Wären wir mit derselben Strategie gestartet, würden wir keine Plätze gutmachen, weil wir nicht so schnell sind wie die anderen", erklärte der Spanier: "Die Chancen, dass unsere Taktik funktioniert und Mark Webber und ich um den Sieg fahren, stehen 50 zu 50."

Marko rechnet fest mit WM

Dass er die WM-Entscheidung nochmals verschiebt, glaubt allerdings keiner mehr. Bei 90 Punkten Rückstand reicht Vettel schon ein Fünfter Platz für die vorzeitige WM-Entscheidung. Allein technische Probleme scheinen den Weltmeister noch von der Titelverteidigung abhalten zu können. "Wir gehen davon aus, dass beide Meisterschaften gewonnen werden", so Marko. Für die Konstrukteurswertung fehlen nur 24 Punkte.

Alonso befürchtet sogar, dass sein taktischer Kniff gar nicht aufgeht. "Wenn die weichen Reifen bei guten Bedingungen und guter Pace lange genug halten, werden die Leute vorne gar keine Probleme haben", sagte der Zweifachweltmeister: "Niemand weiß, was besser funktioniert. Aber die bessere Strategie wird gewinnen."

Alonso erinnerte dabei an den Deutschland-GP. Schon auf dem Nürburgring hätte die weichere Mischung nicht richtig funktioniert. "Deshalb sind wir auf der härteren Mischung gestartet und am Sonntag haben die weichen Reifen eine sehr lange Zeit gehalten", erklärte der 32-Jährige: "Trotzdem sind sie nicht gut. Das ist keine Hoffnung, das ist die Realität. Wenn es morgen ein Desaster wird, haben die Leute noch mehr Probleme."

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