Alonso nutzt Hamiltons Reifenprobleme zum Sieg

Von Alexander Maack
Fernando Alonso (M.) und Felipe Massa (l.) überholten Lewis Hamilton in der fünften Runde
© getty

Formel-1-Vizeweltmeister Fernando Alonso hat für Ferrari souverän seinen ersten Saisonsieg eingefahren und Lotus-Pilot Kimi Räikkönen auf dem Shanghai International Circuit auf Platz zwei verwiesen. Mit einem minimalen Vorsprung auf Sebastian Vettel belegte Lewis Hamilton im Mercedes zum zweiten Mal hintereinander Platz drei.

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Der Mercedes-Pilot startete zwar von der Pole-Position, konnte das Feld aber nur vier Runden lang anführen. Alonso war schon beim Start an Räikkönen vorbeigezogen und passierte im fünften Umlauf schließlich Hamilton, dessen Slicks wesentlich schneller abbauten als die der übrigen Top-Piloten.

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"Nach dem Ausfall in Malaysia standen wir unter Druck. Es gab in diesem Jahr Platz zwei und heute den Sieg, wenn wir im Ziel waren. Der Saisonstart ist gut", freute sich Alonso noch auf dem Siegerpodest. Der Spanier fuhr nach den Überholmanövern ein ungefährdetes Rennen und arbeitete sich nach seinen Stopps mühelos durchs Feld.

Der Grund für Alonsos souveräne Vorstellung war, dass der Rennsieger einmal mehr am besten mit den Pirelli-Slicks zurechtkam. "Der Verschleiß der Reifen war besser als erwartet", erklärte Alonso: "Es stimmt, dass wir noch Geschwindigkeit draufpacken könnten. Hoffentlich können wir das in Bahrain nächste Woche zeigen."

Brawn: "Lewis war enttäuscht"

Dagegen hatte Hamilton offenbar mit mehr gerechnet. "Lewis war ein wenig enttäuscht über den dritten Platz, er hätte heute gerne den nächsten Schritt gemacht", gab Mercedes-Teamchef Ross Brawn zu. "Wir hatten offensichtlich nicht ganz die Pace der beiden", räumte auch Hamilton ein, als er neben Alonso und Räikkönen auf dem Podest stand.

Auch der Finne nutzte den geringeren Reifenabbau, um Hamilton zu überholen. Der Iceman tauschte die Slicks beim letzten Boxenstopp drei Runden vor dem Briten. Der Iceman war anschließend wesentlich schneller und übernahm Rang zwei kampflos.

Sebastian Vettel fährt fast aufs Podest

Fast hätte Hamilton sich auch Sebastian Vettel geschlagen geben müssen. Im Unterschied zu den Top 3 war der Weltmeister im Red Bull mit einer komplementären Strategie unterwegs. Er hob sich seinen weichen Reifensatz bis zum Schluss auf und verbesserte sich damit vom neunten Startplatz auf Rang vier.

Als der zu überrundende Caterham-Pilot Charles Pic in der letzten Runde Hamilton etwas behinderte, hing Vettel plötzlich im Heck des Silberpfeils. "Wir wussten, dass es sehr eng werden wird", räumte Mercedes-Sportchef Toto Wolff ein: "Als es dann soweit war, habe ich endgültig graue Haare bekommen. Ich weiß nicht mal, ob ich im letzten Eck hingeschaut habe."

Am Ende trennten beide Weltmeister 0,2 Sekunden. "Die Mercedes sind schneller als wir auf der Geraden. Es wäre schwer geworden, hinten raus noch was zu bewegen", sagte Vettel. Dabei hatte er sich selbst beim Überrunden von Pic verbremst und verpasste deshalb die Chance, Hamilton vor der Ziellinie zu überholen.

Nico Hülkenberg behauptet sich gegen den Weltmeister

Während des Rennens musste Vettel lange mit Nico Hülkenberg im Sauber kämpfen, der ebenfalls auf den Medium-Slicks gestartet war. "Wir hätten schon schneller gekonnt", erklärte der Heppenheimer: "Aber man kommt nicht so nah ran, wie man gerne möchte. Gerade zum Überholen reicht es dann nicht, weil die Vorderreifen mehr und mehr darunter leiden, je länger man hinterher fährt."

Trotz des Kampfs gegen Vettel konnte Hülkenberg das gute Ergebnis nicht ins Ziel retten. Er verlor nach dem zweiten Stopp viel Zeit und belegte am Ende nur Rang zehn. Besser lief es für Jenson Button: Im McLaren holte der Weltmeister von 2009 den fünften Platz vor Felipe Massa im zweiten Ferrari. Dahinter konnte sich der überraschend starke Daniel Ricciardo im Toro Rosso als Siebter einreihen.

Adrian Sutil und Nico Rosberg scheiden aus

Für die beiden übrigen Deutschen lief es wesentlich schlechter. Adrian Sutil musste seinen Force-India in der in der sechsten Runde abstellen. "Wo ich eingebogen hab, gab's einen Schlag und mein Flügel war krumm", berichtete Sutil enttäuscht.

Sauber-Pilot Esteban Gutierrez hatte zu spät gebremst und war dem Starnberger deshalb ins Heck gerauscht. Für seinen unnötigen Fehler wird der Mexikaner beim nächsten Rennen um fünf Plätze strafversetzt.

Nico Rosberg kämpfte im zweiten Mercedes mit der schlechten Balance des Autos und stellte den Wagen in Runde 23 ab. "Ich hatte sehr, sehr viel Untersteuern. Ganz komisch", sagte Rosberg anschließend: "Nach dem Boxenstopp war es noch schlimmer. Auf einmal hat es angefangen, das Vorderrad in die Luft zu heben." Mercedes erklärte nach dem Rennen, dass einer der Stabilisatoren gebrochen war.

Der Pechvogel: Mark Webber

Der Pechvogel des Rennens war Mark Webber im zweiten Red Bull. Nachdem er wegen seiner Benzinmangel-Strafe aus dem Qualifying ans Ende des Feldes versetzt wurde, ersetzte das Team das Getriebe.

Durch den Wechsel, der eigentlich erst nach fünf Rennen vorgenommen werden darf, entfiel die Parc-Fermé-Regel und das Team konnte den Wagen komplett umbauen. Weil das Setup nur aufs Rennen ausgelegt war, holte Webber in der Anfangsphase schnell auf.

Nach dem zweiten Stopp meldete der Australier jedoch Probleme am Hinterrad. Er versuchte, langsam in die Box zu rollen, verlor aber in der vorletzten Kurve den rechten Reifen, weil die Radmutter nicht festgezogen war. Da er zuvor schon Jean-Eric Vergne vom Schwesterteam Toro Rosso ins Auto gefahren war, wird er beim Rennen in Bahrain um drei Plätze strafversetzt.

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