Alonso tänzelt souverän durchs Feld

Von Alexander Maack
Fernando Alonso hatte in Shanghai keine Probleme und dominierte das Fahrerfeld
© getty

Auch in der Formel-1-Saison 2013 bewertet SPOX-Redakteur Alexander Maack nach jedem Grand Prix die fahrerischen Leistungen der Piloten und stellt sein persönliches Driver-Ranking auf. Teil 3: China-GP.

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Fernando Alonso hat mit seinem Sieg auf dem Shanghai International Circuit die Führung in der Gesamtwertung des Driver-Rankings von Nico Rosberg und Kimi Räikkönen übernommen. Nach seinen Boxenstopps fuhr der 31-Jährige mit der Leichtigkeit eines Tänzers durchs Feld und umkurvte sämtliche Konkurrenten mühelos. Der Spanier war den übrigen Fahrern in allen Belangen überlegen und musste sich am Ende sogar über Funk verteidigen, weil er nach Ansicht von Ferrari zu schnell fuhr.

Meine Wertung für den China-GP:

Platz 1, Fernando Alonso: Ein weiteres Mal überzeugte der spanische Doppelweltmeister mit einer bombigen Startphase. Die 0,843 Sekunden Rückstand auf Lewis Hamilton nach Runde zwei führe ich darauf zurück, dass Alonso seine soften Slicks nicht direkt am Limit belastete. So konnte er sich schnell an den Mercedes heransaugen und ihn mühelos überholen, als die Rennleitung DRS freigab.

Der Bericht zum Rennen: Alonso nutzt Hamiltons Reifenprobleme

Viermal verbesserte Alonso die schnellste Rennrunde, die er am Ende nur taktikbedingt an Sebastian Vettel verlor. Trotz der vermeintlichen Hatz durchs Feld verwaltete Alonso zudem seine Reifen mustergültig, obwohl die Strecke seinem Fahrstil eigentlich nicht liegt. Der Shanghai International Circuit fordert wie die Aggressivität des Spaniers die Vorderreifen stark. Alonso passte seinen Fahrstil an und war damit nicht zu schlagen.

Platz 2, Sebastian Vettel: Der Heppenheimer profitierte von der alternativen Strategie und arbeitete sich von Rang neun auf die vierte Position vor. Allerdings ging sein Poker im Qualifying nicht komplett auf. Als sich Vettel zu Beginn an Button vorbeizwängte, rutschte Nico Hülkenberg an beiden vorbei.

Vettel schaffte es anschließend nicht, den Sauber-Piloten zu überholen und hing bis zum Boxenstopp fest. Nur dadurch verpasste der Weltmeister das Podest. An der guten Leistung des Heppenheimers besteht aber kein Zweifel.

Platz 3, Lewis Hamilton: Die erste Pole-Position für Mercedes beschert dem Briten zusammen mit seiner guten Leistung in Shanghai den ersten Sprung aufs Driver-Ranking-Podest 2013. Mich hat die Leistung Hamiltons beeindruckt. Die schnelle Runde im Qualifying war ebenso fehlerfrei wie sein souveräner Start und das weitere Rennen.

Hamilton musste die Ferraris von Alonso und Felipe Massa nur auf einen Streich vorbeilassen, weil seine Reifen stärker abbauten. Hier hätten seine Ingenieure früher eingreifen und den ersten Boxenstopp vorverlegen müssen. Mark Webber fuhr auf den Medium-Slicks schon zwei Runden zuvor die bis dato schnellste Rundenzeit.

Platz 4, Kimi Räikkönen: Der Iceman verliert im Gegensatz zum Rennergebnis zwei Plätze. Grund dafür ist zum einen der Start. Räikkönen kam nicht vom Fleck. Seine Reifen drehten durch, er schlingerte auf den ersten Metern wie ein Hecktriebler auf Schnee und verlor dadurch Platz zwei an Alonso.

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In der 16. Runde lief der Finne schließlich auf Sergio Perez im McLaren auf. Räikkönen wollte außen neben den Mexikaner fahren, der die Bahn aber gar nicht freigemacht hatte, und beschädigte sich dabei Nase und Frontflügel. Das Risiko war unnötig. Der Iceman war deutlich schneller und hätte auf der langen Geraden ohne Probleme überholen können. So aber verlor er nach Lotus' Berechnungen durch den Schaden 0,25 Sekunden pro Runde.

Platz 5, Daniel Ricciardo: Die größte Überraschung lieferte an diesem Wochenende der zweite Australier bei Red Bull. Anscheinend haben den 23-Jährigen die Diskussionen um die Zukunft seines Landsmanns Mark Webber motiviert. Schon im Qualifying überzeugte Ricciardo mit Startplatz sieben.

Die Strecke kommt Toro Rosso mit den zwei langen Geraden und harten Bremsmanövern zwar entgegen. Trotzdem bewies Jean-Eric Vergne, dass der siebte Platz seines Teamkollegen im Rennen keine Selbstverständlichkeit ist.

Platz 6, Jenson Button: Es war wohl der kurioseste Funkspruch des Wochenendes, als der 33-Jährige seinen früheren Teamkollegen Hamilton im eigenen Windschatten entdeckte. "Wollen wir kämpfen? Wollen wir kämpfen?", fragte Button, weil er wegen seiner alternierenden Strategie die Übersicht verloren hatte.

Im Gegensatz zu Teamkollege Sergio Perez hielt sich Button fast aus allen Zweikämpfen raus und fuhr ausschließlich gegen die abbauenden Reifen. Durch seinen Soloritt sparte Button einen Boxenstopp. Der Weltmeister von 2009 holte so wieder das Maximale aus dem McLaren heraus.

Platz 7, Mark Webber: Der Australier hatte das Pech gepachtet. Nachdem die Stallorder-Debatte endlich ad acta gelegt ist, wollte Webber mit Leistung überzeugen. Es wurde ihm verwehrt. Im Qualifying streikte die Tankanlage. Die Strafversetzung ans Ende des Feldes folgte.

Im Rennen fuhr Webber mit gutem Speed aus der Box schnell nach vorne. Punkte wären sicher gewesen, wäre der 36-Jährige beim Überholmanöver gegen Vergne nicht innen zu ungestüm hineingestoßen. So musste Webber frühzeitig zum zweiten Mal die Box, verlor sein Rad und schied unverschuldet aus.

Platz 8, Paul di Resta: Im Gegensatz zu Teamkollege Adrian Sutil entschied sich der schottische Force-India-Pilot auf weichen Reifen loszufahren. Trotz seines dürftigen Starts, bei dem er nach einem Kontakt mit Sutil vier Plätze verlor, wurde der 26-jährige DTM-Champion von 2010 durch die Reifenwahl schnell wieder nach vorne gespült.

Als er gegen Ende des Rennens endlich freie Bahn hatte, nutzte di Resta schließlich die Pace des VJM06 auf den Medium-Slicks und wechselte noch nach Vettel als letzter Fahrer im Feld auf die weichen Pneus. Schlussendlich überholte er durch die Taktik Romain Grosjean im zweiten Lotus und Hülkenberg.

Platz 9, Nico Hülkenberg: Der Emmericher bewies abermals sein großes Talent. Innerhalb von vier Grands Prix hat er das Feld in zweitklassigen Autos zweimal angeführt. Natürlich waren die neuerlichen Führungsrunden in China im Start auf den härteren Reifen begründet.

Hülkenberg nutzte aber die Gelegenheit, mit Vettel und Button nach dem Start zwei Konkurrenten auf einen Streich zu überholen, und fuhr dann ohne große Probleme vor dem Weltmeister her. Nach dem letzten Boxenstopp hätte er die Chance gehabt, vor Massa zu bleiben. Allerdings zog er richtigerweise bei der Boxenausfahrt zurück, weil er keine Kollision riskieren wollte.

Platz 10, Felipe Massa: Eine durchschnittliche Leistung reicht dem Brasilianer in China noch für einen Punkt im Driver-Ranking. Massa kann zwar auf eine Runde teamintern mit Alonso konkurrieren, im Rennen fällt der Brasilianer aber regelmäßig zurück. Auch in China war die Leistung wieder nicht überzeugend. Aus Startplatz fünf muss der Ferrari-Pilot bei der möglichen Rennpace einfach mehr machen.

Untauglich, Esteban Gutierrez: Der 21-jährige Grünschnabel kämpft noch mit der Eingewöhnung bei Sauber. Noch scheint er nicht reif für die Königsklasse. Seine Geschwindigkeit reicht nicht annähernd, um mit Teamkollege Hülkenberg mitzuhalten. Zudem beendete Gutierrez in Shanghai durch seine Unkonzentriertheit beim Anbremsen der Haarnadel und den folgenden Auffahrunfall das Rennen von Adrian Sutil.

Meine Punkte für das Shanghai-Wochenende:

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM