Räikkönen sieht noch Steigerungspotenzial

Von Alexander Maack
Der Iceman ließ den Ankündigungen seines Teamchefs im 2. Freien Training Taten folgen
© getty

Formel-1-Pilot Kimi Räikkönen ist bei den ersten beiden Freien Trainings zum Großen Preis von Bahrain am Freitag in 1:34,154 Minuten die schnellste Runde gefahren und hat damit die Favoritenrolle für das Qualifying am Samstag übernommen. Die Red-Bull-Piloten Mark Webber (2.) und Weltmeister Sebastian Vettel (3.) reihten sich dahinter ein.

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Damit schoben sich Vettel und Webber immerhin an den beiden Ferrari-Piloten vorbei, die nach dem morgendlichen Auftakttraining noch an der Spitze des Klassements lagen. "Es ist ziemlich eng", räumte Vettel ein: "Ich war heute nicht zufrieden mit den kurzen Runs. Ich hatte Probleme, eine Runde zusammenzubekommen und habe nicht so viel aus den neuen Reifen herausgeholt, wie ich sollte."

Das Klassement des 2. Freien Trainings in der Übersicht

Der Heppenheimer sieht sein Red-Bull-Team dennoch zusammen mit Lotus und Ferrari auf einem Level. Fernando Alonso wurde in der Endabrechnung am Freitag Vierter. "Der erste Eindruck ist gut und ich denke, dass wir in der Gruppe vorn dabei sind", sagte der Spanier: "Wir haben noch einen langen Abend des Datenstudiums vor uns, um die beste Strategie für Qualifying und Rennen zu wählen."

Teamkollege Felipe Massa musste sich als Sechster Paul di Resta geschlagen geben. Der fünftplatzierte Force-India-Pilot hob dennoch nicht ab. "Wir haben das erreicht, was wir realistisch erhoffen konnten", so di Resta: "Das Auto funktioniert gut, reagiert wie erwartet, und wir haben schon jetzt eine ganz solide Vorstellung davon, wo wir stehen."

Räikkönen wirft Fabelzeit weg

Beeindruckend war vor allem die Geschwindigkeit des Lotus auf den weicheren Medium-Slicks. "Es ist nett der Schnellste zu sein, aber man weiß nie, was die anderen machen", sagte Räikkönen dennoch: "Es ist noch nicht so, wie wir es haben wollen und es gibt immer Verbesserungen, die man erreichen kann."

Trotzdem darf sich der Iceman nach seiner Vorstellung Hoffnung auf die Pole-Position machen. Er fuhr in den ersten beiden Sektoren des 5,412 Kilometer langen Kurses in der Wüste von Sakhir deutliche Bestzeiten, leistete sich im dritten Streckenabschnitt aber zwei Fehler und ließ dadurch fast eine halbe Sekunde liegen. Andernfalls wäre er der Konkurrenz wesentlich deutlicher enteilt. Durch den Fehler lagen die sieben schnellsten Fahrer innerhalb einer halben Sekunde.

"Die Kurven können einen austricksen und zu Fehlern führen, weil der Kurs sehr breit ist und die Scheitelpunkte der Kurven nicht immer klar sind", hatte Vettel schon vor dem Wochenende angekündigt: "Zum Beispiel ist der Scheitelpunkt von Kurve 14 versteckt, wenn man hinein fährt."

Auch der 25-jährige Heppenheimer hatte im letzten Sektor Probleme. Er kam wie Räikkönen in der Zielkurve mehrmals von der Strecke ab.

Mercedes fällt zurück

Mercedes hatte noch größere Probleme. Nico Rosberg reihte sich nur auf Rang acht ein. Sein Teamkollege Lewis Hamilton fiel als Zehnter sogar hinter Force-India-Pilot Adrian Sutil (9.) zurück. "Wir arbeiten, so hart wir können, und müssen einfach irgendwo noch Zeit finden", sagte der Brite: "Aber ich weiß nicht, wo wir sie verlieren."

Hamilton ist mit seinem Team aktuell offenbar unzufrieden: "Sie haben dieses Wochenende Dinge am Auto geändert, Einstellungen geändert, von denen sie denken, dass die Strecke das erfordert. Aber ich bin davon nicht überzeugt."

Rosberg kann die Überlegungen hinter der Setup-Umstellung nachvollziehen. "Die Strecke ist sehr anspruchsvoll, was die Hinterreifen angeht. Das ist hier der Schlüssel, um Rennen zu gewinnen: Auf die Hinterreifen aufpassen", erklärte der 27-Jährige. Die Silberpfeile wählten deshalb eine Abstimmung, bei der das Auto untersteuert, um die hintere Achse zu entlasten und die Reifen fürs Rennen haltbarer zu machen.

Um die Pole-Position werden die Mercedes-Fahrer deshalb wahrscheinlich nicht kämpfen. Man wisse, mit wie viel Sprit die Konkurrenz gefahren sei, so Rosberg: "Darum wissen wir auch, wie langsam oder wie schnell wir sind und an diesem Wochenende sind wir leider langsamer als normal."

Webber: Qualifying immer unwichtiger

Einen ähnlichen Ansatz hatte Red Bull bereits bei der Ankunft in Bahrain angekündigt. Webber untermauerte diese Herangehensweise, in dem er seinen Red Bull auf deutlich mehr Höchstgeschwindigkeit auslegte, um im Rennen leichter überholen zu können.

"Die Samstage sind wohl unwichtiger, als sie früher waren", begründete der Australier, der auf der Geraden 1,3 Stundenkilometer schneller war als Vettel. Gute Pace im Qualifying ist für Webber dennoch ein Vorteil: "Man will am Sonntag nicht so viel Verkehr, weil die Reifen die Störungen nicht mögen und stärker verschleißen, was den ersten Stint verkürzt."

Enttäuschend verlief der Freitag für Nico Hülkenberg, der nur auf Rang 15 kam. "Wir haben eine lange Nacht vor uns, um das Maximum rauszuholen", sagte der Emmericher. Allerdings liegen dem Auto des Sauber-Teams Kurse mit mehr schnellen Kurven deutlich besser als der Bahrain International Circuit, auf dem viel mechanischer Grip gefragt ist.

Kaum Reifenprobleme in der Hitze

Immerhin scheint nach den ersten Trainings klar, dass die Reifenlotterie an diesem Wochenende ausgesetzt ist. Zwar bauen die Slicks bei hohem Gewicht der Autos deutlich ab, zwischen den beiden Mischungen gibt es aber weniger Unterschiede als beim Großen Preis von China am vergangenen Wochenende.

Pirelli hatte nach dem Großen Preis von Malaysia entschieden, statt der weichen und der harten Reifenmischung in der Hitze von Bahrain lieber die beiden härtesten Gummis einzusetzen.

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