Massa schlägt beim Fehlerfestival zu

Felipe Massa war in Abu Dhabi schneller als Teamkollege Fernando Alonso
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Auch in der Formel-1-Saison 2013 bewertet SPOX-Redakteur Alexander Maack nach jedem Grand Prix die fahrerischen Leistungen der Piloten und stellt sein persönliches Driver-Ranking auf. Teil 17: Abu-Dhabi-GP.

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Vettel, Vettel, Vettel - in der Formel 1 gibt es nur noch einen Sieger. Dabei ist der Weltmeister unschlagbar, selbst wenn er sich Fehler leistet. In Abu Dhabi schmiss Sebastian Vettel seine Bestnote im Qualifying weg. Die Gelegenheit nutzte Felipe Massa, der für Ferrari erstmals in der Saison 2013 einen Sieg holte - wenn auch nur im Driver-Ranking.

Statt fahrerischer Meisterleistungen bot der Abu-Dhabi-GP vor allem ein Fehlerfestival. Wer sich wie Nico Rosberg, Romain Grosjean und Paul di Resta ohne Mängel durchs Wochenende boxte, konnte sich relativ einfach Punkte sichern. Selbst Caterham-Pilot Giedo van der Garde bekommt nach seinem Crash mit Kimi Räikkönen noch einen Zähler.

Meine Wertung für den Abu-Dhabi-GP:

Platz 1, Felipe Massa: Obwohl Ferraris Brasilianer im Rennen über Platz acht nicht hinauskam, gewinnt er das Driver-Ranking. Massa war auf dem Yas Marina Circuit deutlich schneller als Fernando Alonso, die Scuderia zerstörte aber sein Rennen. Bei Massas letztem Boxenstopp klemmte es an allen Enden. Der Mechaniker bekam das linke Vorderrad nicht montiert, Massa verlor hinter Lewis Hamilton und Jean-Eric Vergne massiv Zeit.

"Es war ein klarer Fehler vom Team", echauffierte sich Massa später, weil Ferrari ihm nicht zugetraut hatte, 17 Runden auf den weichen Slicks durchzuhalten: "Ich bin im Startturn mit gebrauchten Reifen, mit vollen Tanks und bei größerer Hitze 18 Runden damit gefahren. Warum hätte ich das zum Schluss nicht auch schaffen sollen?"

Durch die fragwürdige Scuderia-Taktik verlor Massa mindestens drei Plätze. Dass er zum achten Mal in der Saison 2013 das teaminterne Qualifikationsduell gewonnen hat, dass er Alonso mit einer fehlerfreien Leistung auch im Rennen locker im Griff hatte - es brachte ihm am Ende nichts. Die glänzende fahrerische Leistung verdient aber die Bestnote.

Platz 2, Nico Rosberg: "Mr. Best of the Rest" hat Mercedes' Vorsprung in der Konstrukteurswertung quasi im Alleingang auf elf Punkte ausgebaut. Rosberg war im Qualifying der schnellste Fahrer ohne Red Bull, er katapultierte sich beim Start an Mark Webber vorbei und musste den Australier erst passieren lassen, als Paul di Resta ihn einbremste.

Für Rosberg wäre in Abu Dhabi unter keinen Umständen mehr drin gewesen. Beide Red Bull waren einmal mehr zu schnell für seinen Silberpfeil. Dass sich der gebürtige Wiesbadener seit Wochen auf das Rennen konzentriert, zahlt sich aus. Mittlerweile liegt er in der Fahrerwertung trotz technischer Probleme in der ersten Saisonhälfte nur noch 17 Punkte hinter Teamkollege Hamilton, sieben Zähler trennen ihn von Webber.

Platz 3, Sebastian Vettel: Der Weltmeister baute am Sonntag souverän seine Serie auf sieben Siege in Folge aus und stellte damit den Rekord von Alberto Ascari und Michael Schumacher ein. Trotz des beeindruckenden Vorsprungs von über 30 Sekunden auf Platz zwei, den er in der zweiten Rennhälfte mit zurückhaltender Fahrweise nur noch konservierte, kommt er nur knapp auf das Driver-Ranking-Podest.

Vettels Dominanz bringt Punktabzüge. Er muss mittlerweile anders beurteilt werden. Der Weltmeister verpasste die Pole Position durch einen Fehler in Q3. In Turn 1 wollte er zu viel und schenkte Red-Bull-Teamkollege Webber den besten Startplatz. Erst im Rennen kehrte er zu seiner wahren Stärke zurück. Vettel gewann den Start, überholte den Australier und blockte die beiden Mercedes-Piloten ab. Danach war er nicht mehr zu halten.

Platz 4, Romain Grosjean: Ein Getriebeproblem kostete den Franzosen einen richtig guten Startplatz. Weil er durch den Sicherheitsmodus nicht mehr ohne Zugkraftunterbrechung schalten konnte, fehlten Grosjean letztlich über vier Zehntelsekunden auf Räikkönen.

Ohne die Technikmängel wäre Platz drei am Sonntag wahrscheinlich gewesen. So aber hechelte der 27-jährige Genfer Rosberg dauerhaft ohne Chance hinterher, nachdem er Hamilton und Nico Hülkenberg schon in der ersten Runde hinter sich gelassen hatte.

Platz 5, Nico Hülkenberg: Weit besser als es der 15. Platz im Rennen aussagt, war Hülkenberg an diesem Wochenende. Seine Runde im Qualifying bezeichnete er selbst als "Arsch auf Eimer". Die Hoffnung auf Punkte schwand jedoch schnell, weil der Sauber mit vollem Tank plötzlich eine grottenschlechte Balance hatte.

Trotzdem holte Hülkenberg bis zu seiner Durchfahrtsstrafe das Maximum heraus, obwohl der Yas Marina Circuit per se nicht zu seinem Auto passt. Weil das Team ihn schließlich zu früh losfahren ließ und er fast mit Sergio Perez kollidiert wäre, musste der 26-Jährige einmal mehr durch die Box. So war der mögliche neunte Platz verloren.

Platz 6, Mark Webber: Nachdem er in Q1 und Q2 noch nicht wirklich konkurrenzfähig schien, brannte Webber eine Fabelrunde in den Asphalt, als es darauf ankam. Der verdiente Lohn war die Pole Position. Den Sieg verschenkte der Routinier allerdings mal wieder am Start, als er wie üblich zurückfiel.

Schon im ersten Stint verpasste der Australier mit mittelmäßigem Tempo den Anschluss, weil er neben Vettel auch Rosberg vorbeiließ. Immerhin holte er Platz zwei noch zurück, als er den zu geringen Topspeed des Silberpfeils ausnutzte. Trotz der Pole kommt Webber nicht unter die Top Five. Dafür war sein Abstand zum eigenen Teamkollegen im Rennen deutlich zu groß.

Platz 7, Paul di Resta: Der Schotte kam im Gegensatz zu Teamkollege Adrian Sutil perfekt durchs Wochenende. Alonso von Startplatz zehn zu verdrängen, schien möglich. Doch auch von Position elf zeigte der DTM-Champ von 2010 ein starkes Rennen.

Seine Einstoppstrategie setzte di Resta perfekt um. Dass di Resta sich am Ende nicht mehr gegen Alonso verteidigte, dürfte die richtige Entscheidung gewesen sein. Gegen den Vizeweltmeister auf frischen Softs hätte er nur verlieren können. So aber hielt di Resta den eigentlich schnelleren Hamilton vorzüglich hinter sich.

Platz 8, Fernando Alonso: Weltmeisterlich war das Wochenende des Asturiers nicht annähernd. Im Qualifying deklassierte ihn Teamkollege Massa. Dass er den Ferrari stärker aufs Rennen ausrichtete, ist keine ziehende Erklärung. Alonso hätte Massa wohl nicht eingeholt, wenn die Scuderia den Brasilianer gleich behandelt hätte. Stattdessen gab ein Fehler in Turn 8 den Ausschlag für sein schlechtestes Quali-Resultat der Saison.

Mit seinem riskanten Überholmanöver neben der Strecke gegen Vergne riskierte Alonso am Sonntag unnötigerweise eine Zeitstrafe. Weil er seine Reifen trotz der rasanten Aufholjagd vorzüglich schonte, reichte es immerhin zum fünften Platz. Angesichts der aktuellen Leistungsfähigkeit von Ferrari, war das mehr, als nach dem Samstag zu erwarten war.

Platz 9, Adrian Sutil: Wie Di Resta stellte Force India auch Sutil mit einer Einstoppstrategie an den Start. Allerdings musste Sutil das höhere Risiko eingehen, weil er mit den härteren Reifen losfuhr. Wären die Softs am Ende eingebrochen, der Gräfelfinger hätte dasselbe Schicksal erlitten wie Jean-Eric Vergne, der noch auf Platz 17 zurückfiel.

Die Streicheleinheiten, die er den Slicks über 27 Runden verpasste, machten sich mit einem WM-Punkt bezahlt. Sutil machte damit sein verkorkstes Qualifying fast vergessen. Dass er bereits in Q1 ausschied und sich nur als 17. qualifizierte, kann trotz der sonntäglichen Verbesserung um sieben Plätze nicht unberücksichtigt bleiben. Deshalb kommt der Deutsche nicht an seinen Teamkollegen heran.

Platz 10, Giedo van der Garde: Der Niederländer bewies auch in Abu Dhabi, dass er nach Eingewöhnungsproblemen in der ersten Saisonhälfte mittlerweile komplett in der Formel 1 angekommen ist. Van der Garde war in Qualifying und Rennen deutlich schneller als Caterham-Teamkollege Charles Pic. Er kam zehn Sekunden vor ihm über die Linie. Selbst der Crash mit Kimi Räikkönen konnte ihn nicht stoppen.

Der Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM