Sebastian Vettel siegt im Gangnam-Style

Von Alexander Maack
Vor dem Rennen tanzte Sebastian Vettel (r.) vergnügt mit Poprapper Psy zum Lied "Gangnam Style"
© Getty

Auch in der Formel-1-Saison 2012 bewertet SPOX nach jedem Grand Prix die fahrerischen Leistungen der Piloten und stellt ein persönliches Driver-Ranking auf. Teil 16: Der Südkorea-GP.

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Der dritte Sieg in Folge macht Sebastian Vettel zum einzigen Fahrer, der in dieser Saison vier Rennen gewann. Zudem hat der 25-Jährige erstmals seit Mai wieder die Führung inne. Wer sonst sollte also das Driver-Ranking zum Südkorea-GP in Yeongam anführen?

Mit seinem Parforce-Ritt komplettiert Nico Hülkenberg ein aus deutscher Sicht gutes Ergebnis. Wer so fährt, dem gebührt der Aufstieg zu einem konstanteren Team. Sauber scheint das schon verstanden zu haben.

Derweil kämpften Lewis Hamilton und Fernando Alonso an diesem Wochenende mit ihren eigenen Problemen. Weil einige Piloten über sich und ihre Autos hinauswuchsen, reicht es für beide nicht mal zu einer Top-5-Platzierung.

Die Wertung für den Südkorea-GP:

Platz 1, Sebastian Vettel: Back-to-back-Sieg im Driver-Ranking. Der Doppelweltmeister hat seinen Vorsprung in der SPOX-Wertung auf 35 Punkte ausgebaut, weil er wieder eine herausragende Leistung zeigte. Bestzeiten in den Trainings am Freitag und Samstag, Sieg beim Startduell gegen Mark Webber, Gewinn des Grand Prix. Vettel befindet sich in Topform. Dass er den zweiten Startplatz auf seine Kappe nahm, weil er sich mit seinem Ingenieur Guillaume Rocquelin missverstanden hatte, ehrt in umso mehr.

Platz 2, Nico Hülkenberg: Was der Emmericher in Südkorea ablieferte, war beeindruckend. Trotz der Tatsache, dass er im 1. Freien Training sein Cockpit für Testfahrer Jules Bianchi räumen musste, fuhr Hülkenberg in der zweiten Session prompt schneller als sein Teamkollege Paul di Resta. Den Vorsprung behielt er über das gesamte Wochenende, startete sieben Positionen weiter vorne und schloss das Rennen sechs Plätze besser ab.

Beeindruckend, wie Hülkenberg Romain Grosjean im schnelleren Lotus rundenlang blockierte und ihn nur durch die noch kälteren Reifen nach dem Boxenstopp ziehen lassen musste. Die logische Konsequenz: Nicht aufstecken und auf Fehler lauern. Die Belohnung gab es in Runde 40, als der 26-Jährige den Zwist zwischen Lewis Hamilton und Grosjean ausnutzte und beide gleichzeitig überholte.

Platz 3, Felipe Massa: Im Driver-Ranking gibt's keine Stallregie. Folglich gehört der Brasilianer aufs Podium. Massa zeigte ab dem Samstag, dass er die Zeiten von Alonso mitgehen kann und fuhr ein besseres Rennen als der spanische Teamkollege. Dass er in Yeongam am Ende nicht statt Alonso auf dem Podium stand, lag wohl nur am Funkspruch seines Renningenieurs Rob Smedley, der ihn aufforderte, langsamer zu fahren.

Den Kampf um eine Vertragsverlängerung hat Massa mit seinen letzten Leistungen wohl erfolgreich überstanden. Interessant wird nun, ob er sein Niveau in den ausstehenden Rennen hält oder ob er sich entspannt ob seiner sicheren Zukunft wieder auf sein vorheriges Niveau begibt. Im Kampf um die Fahrer-WM für Alonso braucht Ferrari neben einem schnelleren Auto auch eine starke Nummer zwei, die Red Bull die Punkte wegnimmt.

Platz 4, Kimi Räikkönen: Der Iceman legte eine souveräne Vorstellung hin. Angetrieben vom Upgrade des Lotus, das er selbst nicht allzu wirkungsvoll fand, sicherte er sich Rang fünf am Start und war damit wieder besser als Teamkollege Grosjean. Auch im Rennen blieb Räikkönens Leistung stark. Er war deutlich schneller als Hamilton, brach die Überholversuche aber immer wieder ab, weil er lieber die Punkte mitnahm, als einen Ausfall zu riskieren.

Platz 5, Daniel Ricciardo: Als der Australier in Q2 seinen Toro Rosso abstellte und anschließend das Getriebe getauscht wurde, schien das Wochenende für ihn gelaufen. Startplatz 21 war die Konsequenz aus der Strafversetzung. Was Ricciardo anschließend ablieferte, mit welcher Schnelligkeit er sich durchs Feld arbeitete, überzeugt mich so sehr, dass aus seinem neunten Platz im Rennklassement Platz fünf wird.

Platz 6, Mark Webber: Über das Reaktionsvermögen von älteren Herren im Straßenverkehr gibt es genug schlechte Witze. Wieso Webber immer wieder am Start Probleme hat, bleibt ein Rätsel, führt aber zu deutlichen Abzügen im Driver-Ranking. Weil seine Räder leicht durchdrehten, verlor der Australier am Sonntag seine Pole Position und musste seinen Teamkollegen Vettel vorbeiziehen lassen. Ein geplantes Manöver? Keinesfalls. Webber versuchte auf der Gegengeraden zu kontern, kam aber nicht mehr am Deutschen vorbei.

Platz 7, Jean-Eric Vergne: Nochmal Toro Rosso. Der achte Platz offenbarte, dass die beiden Punkte von Daniel Ricciardo kein Zufall sind. Auch Vergne nutzte den neuen Speed des Autos für eine ordentliche Aufholjagd. Der Franzose war nur als 17. gestartet. Für das nächste Rennen in Indien, bei dem es noch mehr lange Geraden gibt, darf Red Bulls B-Team so abermals Punkte einplanen.

Platz 8, Lewis Hamilton: "Ich glaube, das war das Aus für uns im Kampf um die Meisterschaft", lautete das Fazit des Briten nach dem Rennen. Als einziger Pilot im Feld musste er drei Stopps absolvieren, um sich neue Reifen zu holen. Der Grund war aber nicht seine Fahrweise, sondern ein gebrochener Querstabilisator im Heck des McLaren.

Unglücklich, weil Hamilton so einen schlechteren Eindruck vermittelte, als es eigentlich der Fall gewesen ist. Hätte er ohne technischen Probleme nur einen WM-Punkt geholt, wäre er aus dem Driver-Ranking geflogen. So rettet Hamilton noch vier Zähler, auch wenn er mit einem kleinen Fehler den fliegenden Teppich von Korea aufsammelte und dadurch noch ein wenig Zeit verlor.

Platz 9, Fernando Alonso: Die Vehemenz, mit der sich Massa in den letzten Rennen verbessert hat, wirft ein diffuses Licht auf Alonso. Während der Spanier in der Vergangenheit immer mindestens vier Zehntel pro Runde schneller war als sein Teamkollege, machte dieser den Vorsprung zuletzt im Laufe des Wochenendes wett. Kommt Massa einfach nur mit der Weiterentwicklung des F2012 besser zurecht oder ist der Grund beim Spanier zu suchen?

Platz 10, Romain Grosjean: Die reinste Krux. In der einen Woche kritisiere ich den Franzosen für seine Startunfälle, in der nächsten dafür, dass er sich zu einfach von Hülkenberg überholen lässt. Doch das Manöver war die Folge eines extrem verbesserten Grosjean, der ein wenig Pech hatte. Nach dem Start hielt sich der Lotus-Pilot auffällig zurück, um jeder Kollisionsgefahr aus dem Weg zu gehen.

Dann fuhr er schnell, wurde von Hülkenberg aufgehalten, kassierte diesen dank der besseren Strategie doch noch und legte anschließend die zwischenzeitlich schnellste Rennrunde hin. Dass er beim Versuch, Hamilton zu überholen von der Strecke fuhr, muss ich dem Franzosen nach seinen Eskapaden in dieser Saison fast als Pluspunkt anrechnen.

Härtefall, die Startkollidierenden: Nico Rosberg hat das Glück aktuell nicht auf seiner Seite. In den letzten beiden Rennen absolvierte der Mercedes-Pilot zusammengerechnet etwa drei Kilometer, bis er kollidierte. In Japan war der Übeltäter Bruno Senna, jetzt nahm Kamui Kobayashi gleich zwei Fahrer aus dem Rennen. Ob andernfalls mehr möglich gewesen wäre? Beim Blick auf das Resultat von Michael Schumacher kommen große Zweifel auf.

Für Jenson Button war durch die Startkollisionen beider Sauber-Fahrer der Zeitpunkt gekommen, mal richtig vom Leder zu ziehen.

"Angesichts der Tatsache, dass dies die Königsklasse des Motorsports ist, ist das schon ein ziemliches Armutszeugnis", machte Button seinem Unmut Luft. Kobayashi wurde völlig zurecht mit einer Durchfahrtsstrafe belegt.

So spät, wie der Japaner bremste, hätte er Turn 3 verpasst. Dass vor ihm mit Button, Rosberg und seinem Teamkollegen Sergio Perez drei Autos nebeneinander fuhren, hätte für Kobayashi das klare Signal sein müssen, früher zu bremsen. Er musste damit rechnen, dass seine Konkurrenten früh langsam werden. Damit bleibt für den Japaner nach dem Erfolg beim Heim-GP nur ein enttäuschender Platz im letzten Viertel der Wertung.

Die Punkte für das Yeongam-Wochenende:

Der Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM