Und täglich grüßt Romain Grosjean

Von Alexander Maack
Romain Grosjean räumte beim Rennen in Suzuka Mark Webber direkt nach dem Start von der Strecke
© Getty

Auch in der Formel-1-Saison 2012 bewertet SPOX nach jedem Grand Prix die fahrerischen Leistungen der Piloten und stellt ein persönliches Driver-Ranking auf. Teil 15: Der Japan-GP.

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An Sebastian Vettels Leistung beim Großen Preis von Japan kam kein anderer Fahrer heran. Das Podium des Driver-Rankings komplettieren wie im Rennen Felipe Massa und Lokalmatador Kamui Kobayashi. Drei Fahrer, die bei Sauber unter Vertrag standen unter stehen. Kein schlechtes Zeugnis für den Schweizer Rennstall.

Für Romain Grosjean stehen dagegen harte Zeiten an. Der Franzose kann glücklich sein, dass die Rennleitung ihm eine Stop-and-Go-Strafe während des Rennens aufbrummte und seine Aktion am Start nicht die nächste Strafversetzung bedeutet. Mittlerweile scheint sich auch Lotus Gedanken zu machen, ob Grosjean wirklich der richtige Fahrer für die kommende Saison ist.

Die Wertung für den Japan-GP:

Platz 1, Sebastian Vettel: Red Bull ist zurück. Red Bull dominiert. Und Sebastian Vettel hat mehr Glück als sein Teamkollege. Während Mark Webber kämpfen musste, überzeugte der Weltmeister in Suzuka mit einem ungefährdeten Start-Ziel-Sieg, bei dem er in der Vorschlussrunde auch noch die Schnellste Runde fuhr. Zusammen mit der Pole-Zeit gelang ihm so der GP-Hattrick. Deshalb kann es an diesem Wochenende nur einen Sieger geben: Den Weltmeister aus Heppenheim.

Platz 2, Felipe Massa: Der Brasilianer in Ferrari-Diensten hat nach der enttäuschenden Qualifikation, bei der er in Q2 ausschied, im Rennen eindrucksvoll bewiesen, dass er zurecht auf einen neuen Vertrag bei der Scuderia hofft. Massa startete stark, wich den Turbulenzen in der ersten Kurve geschickt aus und lag plötzlich an Position vier. Durch die gute Strategie der Scuderia rangierte er nach den ersten Boxenstopps plötzlich an Position zwei und fuhr das Rennen souverän zuende. In seinem zweiten Stint steigerte der 31-Jährige seine Rundenzeiten kontinuierlich, fuhr zwei Schnellste Rennrunden und setzte sich somit von Kamui Kobayashi und Jenson Button ab.

Platz 3, Kamui Kobayashi: Erfolgreiches Heimspiel für den Japaner in Sauber-Diensten. Dass Sauber ein gutes Wochenende abliefern würde, war schon im Vorfeld nicht unwahrscheinlich. Aber dass Kobayashi den C31 auf den dritten Platz stellt und diesen durch ein ruhiges, unspektakuläres Rennen nach Hause fährt, hätten vorher nur wenige gewettet. Sein Teamkollege Sergio Perez fuhr zwar schneller, setzte das Auto aber ins Kiesbett. Für Kobayashi ist der nicht nur ein persönlicher Erfolg, er dürfte ihm auch einen Vertrag für die kommende Saison sichern.

Platz 4, Nico Hülkenberg: Beim letzten Driver-Ranking belegte noch sein Force-India-Teamkollege den vierten Platz, nun ist es Hülkenberg, der sich von Rang 15 auf sieben nach vorne fuhr. Die Verbesserung rührte vor allem aus dem langen Mittelstint, bei dem der 25-Jährige seine Reifen konsequent schonte. Dass Hülkenberg nicht noch weiter nach vorne fuhr, war seinem Missgeschick im 3. Freien Training geschuldet, als er sein Auto wegen eines Fahrfehlers in die Mauer setzte. Das ist auch der Grund, warum er nicht mehr Punkte im Driver-Ranking sammelt.

Platz 5, Jenson Button: Gutes Rennen, gutes Qualifying, ärgerliche Strafversetzung nach Getriebewechsel. Hätte Button keine Strafe kassiert, wäre er weit vor seinem Teamkollegen ins Ziel gekommen. So aber musste sich der Brite lange durch die Punkteränge quälen, bis er kurz vor Schluss fast noch Kobayashi überholt hätte. Button: "Im ersten Stint war ich zeitweise auf 3, doch es hat sich als Fehler herausgestellt, dass wir unseren ersten Stop so früh gemacht haben." Weil Kobayashi und Button hinter einem der Toro Rosso festhingen, blieb dem Briten am Ende lediglich Platz vier. Immerhin eine Position besser als sein Teamkollege, den er an diesem Wochenende ausstechen konnte.

Platz 6, Pastor Maldonado: Im Gegensatz zu Grosjean scheint Maldonado aus seinen Fehlern gelernt zu haben. In Singapur verpatzte er noch den Start und ließ zwei Kontrahenten unnötig leicht passieren. In Japan verbesserte sich der Venezuelaner immerhin um vier Plätze und konnte erstmals seit seinem Sieg in Barcelona wieder Punkte mitnehmen. 34 Punkte aus 34 Grands Prix sind zwar keine Traumquote, die Durststrecke von neun punktfreien Rennen ist aber beendet. Grund zum Optimismus bietet vor allem Maldonados Stärke im Qualifying, die ihm noch immer deutliche Vorteile gegenüber Williams-Kollege Bruno Senna verschafft. Und es gibt weiteren Grund zum Jubeln für den Paydriver Maldonado: Hugo Chavez hat die Präsidentschaftswahl in Venezuela gewonnen. Ein paar Millionen für ein neues Cockpit sollten da drin sein.

Platz 7, Mark Webber: Eigentlich ist dem Australier nicht viel vorzuwerfen. Beim Start drehte er sich von der Strecke, weil Grosjean ihn übermotiviert anschob. Webber musste an die Box und begann dann eine Aufholjagd vom Ende des Feldes, die ihn noch bis auf Rang neun führte. Trotzdem war Webber seinem Teamkollegen Vettel fast das ganze Wochenende unterlegen.

Platz 8, Lewis Hamilton: Der Brite vergalloppierte sich bei der Abstimmung seines McLaren und brachte sich damit um einen guten Startplatz. So stand selbst für Hamilton nach dem Wochenende fest, dass sein Teamkollege klar besser war: "Mein Glückwunsch gilt Jenson. Er ist das ganze Wochenende sehr gut gefahren und wir haben einige Punkte für das Team geholt." Hamiltons Rennen war gut. Er verbesserte sich beim Start um einige Positionen und holte aus seinem Set-up das Bestmögliche heraus.

Platz 9, Kimi Räikkönen: Der Iceman nur auf Platz neun? Ja. Der Finne war in der Quali mal wieder langsamer als sein Teamkollege, aber immerhin kann er sich am Start zügeln. Dennoch machte der 32-Jährige Fehler: Er pushte am Samstag in Q3 zu viel und kostete damit nicht nur sich selbst sondern auch Alonso einen besseren Startplatz. Dass er am Start leicht mit Alonso kollidierte, war allerdings nicht sein Fehler. Räikkönen hielt seine Linie und wich sogar etwas aufs Gras aus. Durch die technischen Probleme am Freitag war für Räikkönen jedoch auch nicht viel mehr drin.

Platz 10, Michael Schumacher: 23. Startplatz und ganz knapp an den Punkten vorbeigefahren. Schumacher hätte mehr verdient gehabt, aber er scheiterte daran, Daniel Ricciardo zu überholen, weil sein Mercedes auf den Geraden immer wieder an den Drehzahlbegrenzer stieß. Die kurze Übersetzung, die beim Herausbeschleunigen aus den Kurven hilft, verbaute dem Rekordweltmeister damit die Chance auf einen WM-Punkte.

Härtefall 1, Fernando Alonso: Bei ähnlichem Rennspeed wie Massa hätte Alonso ohne Probleme das Podium attackieren können. Doch schon in der ersten Kurve stellte der Spanier sein Auto ab. Die Aktion mit Räikkönen, bei der sich der Spanier am Lotus-Frontflügel den Hinterreifen aufschlitzte, war nicht Alonsos Schuld. Aber dennoch war es war ein dummer Fehler, der ihm den WM-Titel kosten könnte. Hätte Alonso seine Linie beibehalten ohne nach außen zu ziehen, wäre er unbeschadet gestartet. So blieb er trotz der guter Möglichkeiten seines Autos im Rennen ohne einen einzigen Punkt mit und muss aufgrund der Quali-Performance zittern, nicht schon beim nächsten Rennen die Führung in der Fahrer-WM zu verlieren.

Härtefall 2, Romain Grosjean: Was direkt nach dem Start im Kopf des Franzosen vorgeht, bleibt ein Rätsel. Webber bezeichnete Grosjean als "Erstrundenspinner". Zurecht. Zum siebten Mal in diesem Jahr kam der 26-Jährige nicht ohne Zwischenfall durch die Startphase. Irgendwann muss jeder aus seinen Fehlern lernen. Bei manchem helfen nur Strafen. Bei Grosjean hilft offenbar nichts, auch wenn er sich schon geändert haben will. "Seit meiner Sperre in Monza verusche ich so vorsichtig wir möglich am Start zu sein", erklärte Grosjean. Trotz seines riesigen Talents kommt er aber nicht voran. "Es geht darum, dem Jungen genug Selbstbewusstsein zu geben, damit er runterkommt und den Start kontrollieren kann", erklärte Teamchef Gerard Boullier: "Das versuchen wir seit Beginn des Jahres." Wenn Grosjean nicht bald den richtigen Hebel findet, wird auch Lotus Konsequenzen ziehen. Hoffentlich.

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM

Die Punkte für das Suzuka-Wochenende: