Hamilton auf Pole - Vettel muss nach hinten

Von SPOX
Lewis Hamilton (l.) strahlte nach der Bestzeit vor Freude. Sebastian Vettel war unglücklich
© Getty

Lewis Hamilton fährt in Abu Dhabi die schnellste Runde. Sebastian Vettel reiht sich hinter Mark Webber als Dritter ein, bleibt aber auf dem Weg in den Parc Fermé stehen. Die FIA gibt nach über viereinhalb Stunden Ermittlung eine Entscheidung bekannt: Der Heppenheimer hatte zu wenig Sprit im Tank. Er muss ganz am Ende des Feldes starten.

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"Stop the car! Stop the car", brüllte Vettels Renningenieur Guillaume Rocquelin über den Boxenfunk. Der Doppelweltmeister gehorchte und parkte seinen Red Bull prompt unter dem Hotel zwischen den Kurven 18 uznd 19. Die FIA musste anschließend feststellen, warum Vettels Renningenieur ihn zum Anhalten anwies und über eine mögliche Strafe befinden.

Re-LIVE: Das komplette Qualifying zum Nachlesen

Nach über viereinhalb Stunden Ermittlung folgte dann die Entscheidung: Vettels Red Bull habe nur 850 Milliliter Sprit an Bord gehabt, teilte die FIA mit. Laut Vorschrift muss mindestens ein Liter im Tank sein, wenn der Wagen im Parc Fermé abgestellt wird. Der Doppelweltmeister wurde daher aus dem Klassement der Qualifikation gestrichen, wie es schon bei Hamilton in Barcelona der Fall war.

"Ich weiß nicht, weshalb ich anhalten musste. Es gab wohl irgendein Problem, aber es sollte nichts wirklich Großes sein", machte sich Vettel noch in der Pressekonferenz nach dem Training Mut und übte sich nach Bekanntgabe der Entscheidung noch Zweckoptimismus: "Es gibt morgen noch genug Chancen."

Spekulationen nach dem Qualifying

Unmittelbar nach der Qualifikation wurde wild spekuliert. warum Vettel sein Auto abstellte. "Wir haben von der Box gehört, dass Renault gemeint hat, er soll das Auto abstellen, weil der Benzindruck nicht gestimmt hat", berichtete Sky-Experte Marc Surer: "Das Team hat auch keine anderen Ausreden. Benzindruckprobleme sind die letzte Information von Renault. Eigentlich sieht es nicht gut aus."

Red Bull selbst konnte unterdessen keine Informationen über den Grund liefern. "Wir sind uns noch nicht sicher. Renault wollte, dass wir das Auto abstellen", gab Teamchef Christian Horner gegenüber "Sky Sports F1" bekannt: "Bevor wir nicht mehr Informationen haben, kann ich nichts dazu sagen."

Allerdings gab Horner später zu, es habe "Probleme mit dem Tanksystem" gegeben, ohne dies näher zu erläutern. Neben einem Fehler bei der Betankung wäre auch ein mechanischer Defekt möglich, der den Benzinverbrauch ungewollt in die Höhe trieb.

Das Team reagierte prompt und gab bekannt, dass Vettel aus der Box starten wird. Das hat zwei Vorteile: Das Getriebe darf gewechselt und das Set-up angepasst werden. Wahrscheinlich ist eine Veränderung der Flügel, um einen höheren Topspeed zu ermöglichen. So könnte Vettel auf den Geraden einfacher überholen.

Alonso trotz Updates nur Siebter

Vettels WM-Konkurrent Fernando Alonso kam trotz neuer aerodynamischer Teile im Ferrari nicht über den sechsten Startplatz hinaus. Unter anderem, weil Pastor Maldonado im Williams die viertschnellste Zeit fuhr und nach der Strafe gegen Vettel von Position drei startet. "Insgesamt muss man zufrieden sein mit dem Qualifying. Das war unser Limit. Schneller ging es nicht", sagte Alonso nach dem Training.

Teamchef Stefano Domenicali entschuldigte sich schon fast für die fehlende Quali-Pace des F2012. "Natürlich sind wir nicht glücklich. Im Gegenteil: Wir sind vom Ergebnis sehr enttäuscht", sagte Domenicali: "Wir waren nicht in der Lage unseren Fahrern ein Auto zu geben, mit dem sie um die ersten Reihen kämpfen können, trotz aller Anstrengungen hier an der Strecke und in der Fabrik in Maranello."

Der WM-Dritte Kimi Räikkönen startet von Position vier. Lotus hatte sich zu einem ungewöhnlichen Schritt entschieden und die Erkenntnisse des Freitags komplett gestrichen. "Das Qualifying war gut", sagte Räikkönen: "Wir haben uns entschieden, keine Änderungen am Set-up vom letzten Rennen vorzunehmen. Das war die richtige Entscheidung."

Hinter dem Finnen startet Jenson Button im zweiten McLaren, der sich enttäuscht zeigte. "Am ganzen Wochenende war ich richtig zufrieden und die Pace war gut", so Button: "Aber im Qualifiying war sie nicht mehr da und ich weiß nicht warum. Wenn ich es wüsste, hätte ich es geändert."

Lewis Hamilton überlegen

Unterdessen freute sich der schnellste Mann des Tages sichtlich über die 25. Pole Position seiner Karriere. "Es ist ein super Gefühl. Es ist einige Zeit her, dass ich vor den Red Bull gestanden bin", so Hamilton bei der Pressekonferenz: "Ich weiß nicht, warum das Auto so gut funktioniert, wir haben keine wirklichen Verbesserungen am Auto."

Hamiltons Bestzeit war aber kein glücklicher Zufall. Hamilton setzte in allen drei Segmenten die schnellste Zeit. "Er kam hier absolut entschlossen an, den Sieg zu holen", erklärte Teamchef Martin Whitmarsh das Erflogsgeheimnis: "Wir haben zwei oder drei Rennen unterdurchschnittlich abgeschlossen. Das tut jedem im Team weh, auch Lewis."

Als zweiter Deutscher schaffte es Nico Rosberg in die Top Ten und geht damit als Siebter ins Rennen. "P8 war unser Ziel und wir haben es erreicht. Ich stehe vor einem Ferrari und einem Lotus. Das ist ein Fortschritt", freute sich der Silberpfeil-Pilot. Sein Teamkollege Michael Schumacher leistete sich bei seiner schnellen Runde in Q2 einen Fehler und verpasste als 14. die Qualifikation für für die letzten zehn Minuten.

Hülkenberg und Glock fehlt Grip

Auch Nico Hülkenberg konnte seinen Force India nicht in die ersten fünf Startreihen stellen. "Das Auto hat sich einfach nicht mehr so angefühlt wie am Vormittag. Es war ein großer Kampf, ich bin viel gerutscht, die Balance war nicht mehr so gut", klagte der Emmericher bei "RTL". Er scheiterte als Elfter mit einer Zehntel Rückstand an Maldonado und rückt auf Position zehn vor.

Timo Glock wurde im Marussia 22. und äußerte sich bei "RTL" enttäuscht, zwei Plätze hinter seinem Teamkollegen Charles Pic zu starten: "Wir haben heute Mittag ein ganz gutes Auto gehabt, aber im Qualifying hat der Grip in allen Sektoren gefehlt. Meines Erachtens nach haben wir die Reifen nicht wirklich zum Arbeiten gebracht."

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