Button, Vettel und Mister X

SID
Jenson Button hat auch das Driver-Ranking zum Ungarn-GP vor Sebastian Vettel gewonnen
© Getty

Auch in der Formel-1-Saison 2011 bewertet SPOX-Redakteur Alexander Mey nach jedem Grand Prix die fahrerischen Leistungen der Piloten und stellt sein persönliches Driver-Ranking auf. Teil 11: Ungarn-GP.

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Was für ein Rennen - mal wieder! Es gab keinen, der überhaupt keinen Fehler gemacht hat. Aber das kann man bei den Bedingungen nun wirklich niemandem vorwerfen.

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Diesmal habe ich mich mit der Reihenfolge sehr schwer getan, weil es abzuwägen galt, ob die Leistung der Spitzenpiloten schwerer wiegt als die Überraschungen anderer. Zwischen den Plätzen drei und neun haben nur Nuancen und persönlicher Eindruck entschieden, denn es waren alle Piloten insgesamt nahezu gleich gut.

Letztlich habe ich einen Außenseiter aufs Podium gehievt.

Meine Wertung für den Ungarn-GP:

Platz 1, Jenson Button: Das war von allen noch die leichteste Entscheidung. Schon sein Qualifying war für seine Verhältnisse sehr stark. Er war bis auf wenige Tausendstel an Hamiltons Zeit dran und als Dritter so weit vorne wie noch nie in dieser Saison. Sein Rennen war dann wie so oft unter diesen Bedingungen. Button hat strategisch ausschließlich richtige Entscheidungen getroffen und war dazu extrem schnell und konstant unterwegs. Seine zwei kleinen Ausrutscher im Duell mit Hamilton um die Führung seien ihm verziehen.

Platz 2, Sebastian Vettel: Beeindruckend, wie er sich zum Qualifying hin gesteigert und in der ihm eigenen Art die Pole-Position herausgefahren hat. Im Rennen hat er nach gutem Start im Duell mit Hamilton große Probleme mit der Haftung der Intermediates gehabt und war letztlich wehrlos. Sein Überholmanöver gegen Alonso war sehr konsequent, aber alles in allem hat ihm ein Tick Speed zu Button gefehlt.

Platz 3, Sebastien Buemi: Für viele wohl die Überraschung auf dem Podium. Aber sein Rennen von Startplatz 23 auf Position acht hat mich schwer beeindruckt - in einem Toro Rosso! Allein in der ersten Runde hat er schon zehn Plätze gut gemacht und sich danach durch fehlerfreie Fahrt immer weiter nach vorne gearbeitet. Hinzu kamen strategisch absolut richtige Entscheidungen. Er ist mit drei Boxenstopps ausgekommen, Hamilton und Webber zum Beispiel hatten fünf. Nach so einem Rennen sehe ich gerne über sein mittelmäßiges Qualifying hinweg. Viel weiter vorne hätte er nach seiner 5-Plätze-Strafe auch bei perfekter Fahrt nicht gestanden. Siehe Teamkollege Alguersuari, der startete als 16.

Platz 4, Paul di Resta: Der nächste vermeintlich Kleine in meiner Liste. Im Qualifying ist er nur hauchdünn an den Top Ten gescheitert und lag hinter Sutil, aber im Rennen ist er endlich einmal - soweit man sehen konnte - fehlerfrei durchgekommen und hat ein ausgezeichnetes Ergebnis erzielt. Vor allem beeindruckend, dass ein Rookie wie er in so einem schwierigen Rennen strategisch keine falschen Entscheidungen trifft. So hat er sich auch beim Team mit der Wahl durchgesetzt, bei einsetzendem Regen auf Slicks zu bleiben.

Platz 5, Lewis Hamilton: Ein großartiges Qualifying-Duell mit Vettel und Button, dazu eine Startphase, in der er in seiner unnachahmlichen Art alles in Grund und Boden gefahren hat. Das war Hamilton at his best! Besonders seine Duelle mit Vettel und Button waren zum Zunge schnalzen. Aber da war eben auch der unnötige Dreher in Führung liegend, gefolgt von dem gefährlichen Wendemanöver mitten im Verkehr. Da darf er sich über die Strafe nicht beschweren. Zu allem Überfluss haben er und das Team auch noch in der zweiten Rennhälfte die falschen Entscheidungen bei den Reifen getroffen. Gewonnen hätte er das Rennen dadurch ohnehin nicht, Strafe hin oder her. Stark wiederum war sein Kampfgeist, sich nach der Strafe wieder an Massa und Webber vorbei auf Rang vier zu kämpfen.

Platz 6, Nico Rosberg: Er wird wie so oft kaum jemandem aufgefallen sein, aber abgesehen von der Entscheidung, bei einsetzendem Regen auf Intermediates zu wechseln, war er einer der Fahrer, die die wenigsten Fehler gemacht haben. Sein Qualifying war für Mercedes-Verhältnisse optimal. Im Rennen legte er einen Blitzstart hin und verteidigte sich zunächst stark gegen beide Ferraris. Am Ende war er deutlich schneller als Buemi und di Resta, ihm gingen aber die Runden aus. Wieder mal hatte er Teamkollege Schumacher klar im Griff.

Platz 7, Fernando Alonso: Platz 7 ist sehr weit hinten für jemanden, der auf dem Podium angekommen ist, aber Alonso war für mich bei weitem nicht so überzeugend wie an den Wochenenden zuvor. Sein Qualifying war schwach. Hinter Massa zu stehen, sollte ihm eigentlich nicht passieren. Sein Start war ebenso schwach, er fiel hinter beide Mercedes zurück. Dann waren da noch einige für ihn ungewöhnliche Ausflüge im Rennen, die letztlich zwar keine Position gekostet haben, die ich aber auch bewerte. Dass er Dritter wurde, hat er seinem großartigen Grundspeed zu verdanken, den er phasenweise zeigen konnte.

Platz 8, Mark Webber: Er ist mein absoluter Härtefall, weil er eigentlich gar nicht so weit von Vettel weg war, aber trotzdem blass geblieben ist. Das Qualifying war nicht seins. Er war nach Platz sechs zunächst geschockt, wie viel schneller Vettel im gleichen Auto fahren konnte. Später stellte sich heraus, dass der verstellbare Heckflügel nicht funktioniert hatte. Das erklärt einiges. Im Rennen war Webber nie richtig schwach, aber auch nie besonders auffällig. Er ist im Strom mitgeschwommen. Er hat zwar keine offensichtlichen Fahrfehler begangen, aber er trat im Kampf um die Spitze nicht in Erscheinung. Dann noch die falsche Entscheidung bei den Intermediates und schon war die Podestchance in weiter Ferne. Nach sehr guten Rennen zuletzt hinkte er diesmal wieder hinter Vettel her.

Platz 9, Felipe Massa: Noch so ein schwieriger Fall. Sein Qualifying war sehr stark. Ich hätte nicht gedacht, dass er in diesem Jahr noch einmal Alonso schlagen würde. Auch im Rennen war er zumindest kämpferisch sehr gut dabei und hat auch strategisch richtige Entscheidungen getroffen. Aber sein Dreher in die Reifenstapel, der den Heckflügel beschädigt hat, hat ihn nun mal die Podestchance gekostet. Von daher war er sehr folgenschwer. Und fahrerisch so überragend wie Hamilton war Massa im direkten Vergleich nun auch wieder nicht.

Platz 10, Jaime Alguersuari: Er ist in den Rennen Mister zuverlässig und kommt mittlerweile regelmäßig in die Punkteränge. Auch in Ungarn war seine Fahrt und Startplatz 16 auf Rang zehn sehr stark. Nur diesmal stellte ihn Kollege Buemi klar in den Schatten.

Härtefall, Nick Heidfeld: Obwohl er für seinen Ausfall im Rennen beileibe nichts konnte, war sein Wochenende wieder mal verkorkst. Im Qualifying war er erneut langsamer als Petrow und im Rennen fiel er direkt nach dem Start aussichtslos zurück. Nach der harten Kritik vom Teamchef in der Woche zuvor war das alles andere als ein Befreiungsschlag. Sein Cockpit ist meiner Meinung nach weiterhin stark gefährdet.

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM

Meine Punkte für das Ungarn-Wochenende:

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