Deutschland gegen den Actionhelden

SID
Sebastian Vettel und Lewis Hamilton sind zwei der überragenden Fahrer dieser Saison
© Getty

Auch in der Formel-1-Saison 2010 beurteilt SPOX-Redakteur Alexander Mey nach jedem Rennwochenende in seinem Driver-Ranking die Leistungen aller Fahrer - unabhängig von der Stärke ihrer Autos. Diesmal dabei: Michael Schumacher. Ausgabe 3: Malaysia-GP.

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Wieder ein interessantes Rennen, wenn auch nicht ganz so spektakulär wie das in Australien. Dank der kuriosen Startaufstellung durfte man aber erneut einige Top-Fahrer bei der Überhol-Arbeit bewundern. Allen voran wieder einmal Lewis Hamilton.

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM

Meine Wertung für den Malaysia-GP:

Platz 1, Sebastian Vettel: An ihm komme ich bei seinem ersten Saisonsieg nicht vorbei. Mit einem bisschen bösen Willen kann man ihm vielleicht vorwerfen, im Qualifying nicht das Risiko mit den Intermediates einzugehen und so die Pole-Position zu verlieren. Aber ich sehe es im Gegenteil positiv, dass er die Coolness hatte, sich im Regenchaos auf Nummer sicher vorne zu platzieren, nachdem er wusste, dass sich seine direkten WM-Rivalen allesamt verzockt hatten. Im Rennen war Vettel dann absolut perfekt mit seinem Raketenstart als Höhepunkt.

Platz 2, Lewis Hamilton: Im Prinzip kann ich einfach auf meinen Eintrag vom Australien-GP verweisen. Der beste Überholer der Formel 1 - mit Abstand. Bei ihm ist Action garantiert. Diesmal stand er in der Startaufstellung noch weiter hinten und hat es trotzdem wieder locker in die Punkteränge geschafft. Natürlich bringt ihm der hohe Top-Speed seines McLaren einen gewissen Vorteil, aber trotzdem muss man für Duelle wie das gegen Witali Petrow erst einmal das Näschen haben. Ihm zuzusehen, macht tierisch viel Spaß, immer wieder.

Platz 3, Nico Rosberg: Nach dem ersten echten auch der erste Podestplatz im Ranking. Rosbergs Rennen war relativ unspektakulär. Absolut fehlerlos hat er das gebracht, was er bringen konnte, und ist völlig verdient Dritter geworden. Beeindruckend fand ich aber sein Qualifying. Unter diesen schwierigen Bedingungen hat er alles richtig gemacht und sich überhaupt erst in die Lage versetzt, im Rennen einen Podestplatz nach Hause fahren zu können. Taktisch war er dem alten Hasen Michael Schumacher in diesem Zeittraining haushoch überlegen. Und das alles noch mit einem Magen-Darm-Virus im Körper - Respekt!

Platz 4, Fernando Alonso: Schon im Qualifying ist mir aufgefallen, dass er, nachdem sich Ferrari verzockt hatte, im Regen noch erstaunlich starke Rundenzeiten gefahren ist. Im Rennen hat er dann sein großartiges Potenzial erneut gezeigt, indem er trotz Getriebeproblemen von der ersten Runde an das Tempo seines Teamkollegen Felipe Massa mitgehen konnte. Er selbst spricht vom schwersten Rennen seines Lebens. Es war aber auch eines seiner besseren.

Platz 5, Mark Webber: Er hat sich eigentlich kaum etwas vorzuwerfen. Sein Pokerspiel mit den Intermediates im Qualifying ist voll aufgegangen. Lob für den Mut und das Talent, das Auto bei Nässe sicher auf der Strecke zu halten. Dann hat er den Start gegen Vettel verloren, sich dabei aber sehr fair verhalten. Am Ende des Rennens bleibt die für ihn sicher ernüchternde Erkenntnis: Er ist einfach einen Tick langsamer als Vettel.

Platz 6, Adrian Sutil: Endlich, endlich, endlich, kann ich nur sagen. Endlich hat er seine bislang starken Leistungen in dieser Saison auch einmal in ein zählbares Ergebnis umgemünzt. Das war bestimmt ganz wichtig für sein Ego. Beeindruckend zunächst einmal sein Qualifying. Er ist ohne Zweifel einer der besten fünf Regenfahrer im Feld. Ebenso beeindruckend aber auch seine Verteidigung des fünften Platzes gegen Hamilton. Dort hat er gezeigt, dass er eben auch abgezockt sein kann. Bitte ab jetzt häufiger!

Platz 7, Robert Kubica: Ein Muster an Konstanz und ein Meister des Blitzstarts. Kubicas Rennen sind nie spektakulär, aber er schafft es durch starke Qualifyings und tolle Starts immer wieder, sich in eine ausgezeichnete Position zu bringen und viele WM-Punkte nach Hause zu fahren. Mehr als er kann man aus dem Renault nicht herausholen.

Platz 8, Felipe Massa: Ihm ist wie Hamilton und Alonso die tolle Aufholjagd im Rennen hoch anzurechnen, auch wenn sie nicht ganz so spektakulär war wie die von Hamilton und er keine technischen Probleme hatte wie Alonso. Hervorheben möchte ich sein starkes und mutiges Überholmanöver gegen Jenson Button. Das hat mir gefallen.

Platz 9, Jaime Alguersuari: Nachdem er in Australien als hartnäckiger Gegner von Michael Schumacher schon positiv aufgefallen ist, muss der junge Spanier diesmal Punkte bekommen. Er hat tolle Überholmanöver gezeigt, wie zum Beispiel gegen Witali Petrow. Und er hat die beiden Ferrari lange hinter sich gehalten. Und das alles ohne einen Fahrfehler. Seine Entwicklung ist rasant, er hat meiner Meinung nach Sebastien Buemi bei Toro Rosso schon eingeholt.

Platz 10, Nico Hülkenberg: Ein Punkt für ein sehr starkes Qualifying im Regen und für die Tatsache, dass er im Rennen trotz technischer Schwierigkeiten - sein Lenkrad musste gewechselt werden - nie aufgegeben hat. Das war das erste Rennen, in dem der Deutsche die hohen Erwartungen an ihn gerechtfertigt hat.

Härtefall 1, Witali Petrow: Sein Zweikampf mit Lewis Hamilton über mehrere Runden war das Highlight des Rennens. Sein Konter gegen den Weltmeister war schon frech. Leider hat er aber letztlich die meisten seiner Zweikämpfe, auch den gegen Alguersuari, verloren. Er ist ganz nah dran an den Punkten, aber ich habe mich letztlich auch gegen ihn entschieden, weil ich mich an kein Training erinnern kann, in dem er nicht mindestens einmal einen Fehler gemacht hat. Petrow ist schnell und talentiert, er muss nur noch konstanter werden.

Härtefall 2, Michael Schumacher: Zum ersten Mal keine Punkte von mir für den großen Meister. Für seinen Ausfall im Rennen konnte er gar nichts. Sein Start war gut und auch im Qualifying hat er in den ersten Runden aufblitzen lassen, dass er es im Regen noch kann. Aber im entscheidenden Moment, in Q3, lag er dann daneben. Ich halte Schumachers Comeback nach wie vor für grundsätzlich gelungen, aber diesmal waren einfach elf andere Fahrer auffälliger.

Meine Punkte für das Sepang-Wochenende: