Lichtjahre zwischen Rosberg und Schumi

SID
Nico Rosberg hat in der Fahrer-WM 54 Punkte vor Michael Schumacher
© xpb

Auch in der Formel-1-Saison 2010 beurteilt SPOX-Redakteur Alexander Mey nach jedem Rennwochenende in seinem Driver-Ranking die Leistungen aller Fahrer - unabhängig von der Stärke ihrer Autos. Ausgabe 10: Der Großbritannien-GP in Silverstone.

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Erst einmal danke für die Kritik zum letzten Ranking aus Valencia. Wie ich sehe, habe ich Eurer Meinung nach die von mir so genannten Exoten besser gemacht, als sie waren. Sicher kann man über die eine oder andere Position diskutieren, aber ich lenke mit meinem Ranking gerne mal die Aufmerksamkeit auf Fahrer, die sonst oft im Mittelfeld untergehen. Natürlich nur, wenn es ihre Leistungen rechtfertigen. Das war meiner Meinung nach bei Kamui Kobayashi und Rubens Barrichello der Fall.

Die beiden haben es auch im Ranking aus Silverstone wieder in die Punkte geschafft. Auf dem Podium sind aber andere.

Vettel wird Weltmeister? Jetzt die ganze Saison durchtippen!

Meine Wertung für den Großbritannien-GP:

Platz 1, Lewis Hamilton: Da war er wieder, der Hamilton, der aus dem Auto mehr herausholt, als eigentlich drin steckt. Im Rennen hatte er anfangs sogar eine realistische Chance, Mark Webber zu überholen und zu gewinnen. Danach hat er seinen zweiten Platz souverän nach Hause gefahren. Besonders beeindruckend war die Zeit, die er im Vergleich zu Teamkollege Jenson Button im Qualifying auf die Piste gezaubert hat. Die leichte aber folgenschwere Kollision mit Sebastian Vettel am Start werfe ich ihm nicht vor. So etwas kann immer passieren.

Platz 2, Mark Webber: Er ist gerade unter dem Druck des Streits um den neuen Frontflügel bei Red Bull ein sehr starkes Rennen gefahren. Das ganze Wochenende über war er sehr angriffslustig. In den ersten Runden des Rennens hatte er mit vollen Tanks ein paar Probleme, außerdem hat er das Quali-Duell gegen Vettel verloren. Insgesamt aber eine konstant starke Vorstellung, allerdings ohne die Glanzpunkte eines Hamilton, weil sein Auto schlichtweg überlegen war.

Platz 3, Nico Rosberg: Wie Hamilton hat auch Rosberg es geschafft, aus einem beileibe nicht optimalen Auto das Maximum herauszuholen. Er ist im Qualifying die entscheidenden Zehntel schneller als Michael Schumacher, er macht im Rennen rund um seinen Boxenstopp keine Fahrfehler und kommt dadurch nach vorne. Rosberg hat an diesem Wochenende wirklich alles besser gemacht als sein Teamkollege.

Platz 4, Sebastian Vettel: Tolle Quali-Runde mal wieder von Vettel, mit der er sich zurecht die Pole-Position geholt hat - Frontflügel hin oder her. Doch dann verhaut er den Start und bringt sich dadurch erst in die missliche Lage, dass es gegen Hamilton in der ersten Kurve eng wird. Die Berührung und der Reifenschaden sind einfach nur Pech. Beeindruckend fand ich seine Aufholjagd gegen Ende. Klar hatte er zu der Zeit klar das beste Auto, aber ihm fehlte es trotzdem noch an Top-Speed. Er musste also teilweise viel Risiko gehen. Etwas zu viel beim Rempler gegen Adrian Sutil, aber Vettel ist in solchen Situationen eben knallhart.

Platz 5, Jenson Button: Nicht zum ersten Mal schafft es der Weltmeister, nach einem desolaten Qualifying - und Platz 14 beim Heimspiel ist desolat, wenn der Teamkollege Vierter wird - im Rennen das Wochenende zu retten. Er weiß wohl selbst nicht so genau, wie er noch Vierter werden konnte. Geholfen hat aber auf jeden Fall eine großartige erste Runde. Eine Spezialität von Button.

Platz 6, Kamui Kobayashi: Im Qualifying hatte der Japaner noch Probleme gegen Sauber-Kollege Pedro de la Rosa. Doch im Rennen drehte er den Spieß ganz schnell um und hat mich durch seine fehlerfreie Leistung mal wieder beeindruckt. Ganz stark war sein Duell gegen Schumacher. Mit kalten Reifen durch Maggots und Becketts hindurch einen siebenmaligen Weltmeister mit optimalem Grip hinter sich zu halten, ist nicht von schlechten Eltern.

Platz 7, Rubens Barrichello: Der Brasilianer hat wieder einmal im Qualifying gezaubert. Den Williams auf den achten Startplatz zu stellen, war für das Rennen die halbe Miete. Dazu noch eine clevere Strategie von Williams und schon ist Barrichello auf Rang fünf ins Ziel gekommen. Jedes Jahr bereitet man sich auf den Abgesang auf Rubinho vor, jedes Jahr belehrt er einen eines Besseren. Er ist bestimmt auch noch bei seinem 400. Rennen vorne dabei...

Platz 8, Adrian Sutil: Würde er sich wie zu Saisonbeginn immer in den Top Ten qualifizieren, wären noch viel bessere Ergebnisse drin, denn im Rennen fährt Sutil immer sehr stark. Diesmal hat mich vor allem sein Überholmanöver gegen Schumacher überzeugt. Seinen Ärger über das Vettel-Manöver in der letzten Runde kann ich nachvollziehen. Aber Sutil selbst ist auch kein Kind von Traurigkeit.

Platz 9, Nico Hülkenberg: Seine Leistungen vor allem im Rennen werden immer solider. Hülkenberg ist nach einigen wilden Rennen zu Beginn in der Formel 1 angekommen. Könnte er jetzt noch auf eine Runde das Tempo von Barrichello gehen, dann wäre auch für ihn mal ein fünfter Platz drin.

Platz 10, Fernando Alonso: Den einen Punkt bekommt er vor allem für sein Qualifying, in dem er den Red Bull noch am ehesten Paroli bieten konnte. Im Training sah es sogar noch besser aus. Ein Jammer, dass er den Start verschlafen hat, sonst wäre er gegen Hamilton um Platz zwei gefahren. Zur Strafe für das Überholmanöver gegen Robert Kubica: Das Manöver selbst war mutig und musste auch durchgezogen werden. Aber er hat so klar abgekürzt, dass ihm klar gewesen sein müsste, dass das wahrscheinlich bestraft wird. Hätte er Kubica direkt wieder durchgelassen, hätte er immer noch aufs Podium fahren können. Sein Speed war gegen Ende beeindruckend.

Härtefall, Michael Schumacher: Keine optimale Runde im Qualfying, Fahrfehler in der entscheidenden Rennrunde nach seinem Boxenstopp, am Ende wieder mal Probleme mit nachlassenden Reifen. Für so viele Fehler, die völlig untypisch für Schumacher sind, kann es keine Punkte geben.

Meine Punkte für das Silverstone-Wochenende:

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM