Vettel nicht der einzige Promi-Flop

Von SPOX
Fernando Alonso wurde in der ersten Runde in Spa von Rubens Barrichello abgeschossen
© xpb

Auch in der Formel-1-Saison 2010 beurteilt SPOX-Redakteur Alexander Mey nach jedem Rennwochenende in seinem Driver-Ranking die Leistungen aller Fahrer - unabhängig von der Stärke ihrer Autos. Ausgabe 13: Der Belgien-GP in Spa.

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Spa ist eine Fahrerstrecke, also ein wunderbarer Ort, um zu sehen, was die Jungs am Lenkrad draufhaben. Dazu noch der Regen - und fertig ist eine echte Nagelprobe für Hamilton, Vettel und Co.

Meine Wertung für den Belgien-GP:

Platz 1, Mark Webber: Woran sieht man, dass ein Fahrer das Zeug zum Weltmeister hat? Zum Beispiel, wenn er an einem so schwierigen Wochenende wie in Spa alles richtig macht und in einem Auto, das nicht optimal auf den Kurs passt, das optimale Ergebnis einfährt. Die Pole-Position war schon stark, weil er genau in der einen Runde, in der er die besten Bedingungen hatte, keinen Fehler machte. Den Start hat er dann verpatzt, was aber technische Gründe hatte. Schon in der Aufwärmrunde hat die Kupplung gesponnen. Von daher mildernde Umstände. Danach hat er aber eine tolle Aufholjagd hingelegt, Massa überholt und Kubica an der Box geknackt. Was will man mehr? Hamilton hätte er meiner Meinung nach auch mit perfektem Start nicht geschlagen.

Platz 2, Lewis Hamilton: Spa musste sein Wochenende werden, wenn er im Titelkampf eine realistische Chance haben wollte, und Spa ist sein Wochenende geworden. Die Pole-Position hat er zwar knapp verpasst, aber schon dort hat er mit seiner zweitbesten Zeit trotz einsetzenden Regens beeindruckt. Aufgrund des überlegenen Top-Speeds des McLaren gab es für mich schon am Start kaum einen Zweifel, dass er das Rennen gewinnen wird. Aber am Ende hatte er riesiges Glück, als er bei seinem Ausrutscher im Regen wieder aus dem Kiesbett herausgekommen ist. Da hätte er ganz schnell der Depp des Tages sein können. Deshalb nur Rang zwei im Ranking.

Platz 3, Adrian Sutil: Ein tolles Rennen von Sutil, und ich bin froh, dass ich ihn dafür mit einem Podestplatz belohnen kann. Gebt ihm schnelle Kurven und ein bisschen Regen, dann blüht Sutil noch mehr auf als ohnehin schon in dieser Saison. Die beiden Mercedes-Piloten hat er im Zweikampf ganz alt aussehen lassen, was aber natürlich vor allem an einem überlegenen Top-Speed lag. Schade eigentlich, dass es nicht noch stärker geregnet hat, denn dann hätte Sutil zum ganz großen Coup ausholen können.

Platz 4, Robert Kubica: Ohne Makel im Qualifying und auch im Rennen sehr schnell unterwegs. Mit zwei kleinen Schönheitsfehlern. Erstens sein Fehler in der zweiten Durchfahrt der Eau Rouge, als er neben die Strecke kam, Jenson Button passieren lassen musste und danach Sebastian Vettel ziemlich hart auf die Wiese drängte. Zweitens sein letzter Boxenstopp, als er auf feuchter Piste über seinen Stellplatz hinausrutschte und deshalb den zweiten Platz an Webber verlor.

Platz 5, Michael Schumacher: Spa, Regen, Schumacher: passt immer noch. Im Qualifying hatte er Rosberg endlich mal wieder im Griff. Nach eigener Aussage wäre die dritte Quali-Runde locker drin gewesen, hätte er auf seinem letzten Run freie Bahn gehabt. Aber auch so hat er seine Strafversetzung um zehn Plätze hervorragend kompensiert. Schnell war er auch im Rennen auf Augenhöhe mit Rosberg und konnte ihn sogar sehenswert überholen. Die Wahl der harten Slicks zum Rennstart war goldrichtig. Dass er gegen Ende noch zwei Plätze an Sutil und Rosberg verloren hat, schmälert die insgesamt tolle Aufholjagd nur wenig.

Platz 6, Nico Rosberg: Wieder mal ein Muster an Konstanz. Dass er sich mit der radikalen Regenabstimmung seines Mercedes etwas verzockt hat, ist zwar ein kleiner Minuspunkt, aber natürlich auch Glückssache. Mir ist wichtiger, dass er sich trotz des falschen Set-Ups und der Strafversetzung um fünf Startplätze im Trockenen so gut gehalten hat, dass er später bei einsetzendem Regen glänzen konnte. Die Plätze, die er bei Trockenheit gegen Petrow und Teamkollege Schumacher verloren hat, hat er sich in den letzten Runden wirklich sehenswert wieder zurückgeholt.

Platz 7, Felipe Massa: Selten genug kommt es vor, dass Massa sowohl im Qualifying als auch im Rennen besser ist als Teamkollege Alonso. Aber in Spa war es so. Startplatz sechs war grundsolide und eine ausgezeichnete Basis für ein fehlerfreies Rennen des Brasilianers. Die tollen Aufholjagden der beiden Mercedes-Piloten kosten Massa in diesem Ranking zwei Plätze.

Platz 8, Jenson Button: Der ärmste Hund des Wochenendes. Button hat eigentlich gar nichts falsch gemacht. Startplatz fünf war okay, wenn auch nicht überragend. Sein Start war ausgezeichnet und auch an Kubica ist er gut vorbeigekommen. Dann war er Zweiter, konnte aber wegen einer Beschädigung am Frontflügel nicht das Tempo von Hamilton mitgehen. Auch Vettel hinter ihm war schneller - mit fatalem Ausgang.

Platz 9, Kamui Kobayashi: Im Rennen überzeugt mich der Japaner regelmäßig. Wie die beiden Mercedes-Jungs hat auch er eine großartige Aufholjagd gezeigt. Um noch weiter nach vorne zu kommen, muss er endlich mal im Qualifying konstant gute Leistungen zeigen.

Platz 10, Witali Petrow: Hätte er sich nicht durch seinen Crash im Qualifying schon vieles kaputt gemacht, hätte er ein großartiges Wochenende haben können. So wurde es nur Platz neun, aber immerhin mit der größten Aufholjagd des Rennens. Er machte nämlich 15 Plätze gut, einen mehr als Schumacher.

Härtefall 1, Sebastian Vettel: Der letzte Platz im Ranking ist kein böser Wille, er ist einfach das Ergebnis eines Unfalls, der erstens unnötig war und zweitens gleich für zwei Titelanwärter fatale Folgen hatte. Für einen Bock mit solcher Tragweite muss es die Quittung im Ranking geben, auch wenn Vettel zuvor im Rennen sehr gut unterwegs war.

Härtefall 2, Fernando Alonso: Von ihm war ich am meisten enttäuscht, weil er im Vorfeld für mich der Top-Favorit auf den Sieg war - noch vor Hamilton. Doch dann kam Platz zehn in der Quali, weil er wie Rosberg voll auf eine Regenabstimmung gesetzt hat. Für seinen ersten Crash im Rennen konnte er natürlich gar nichts. Ein Wunder, dass der Ferrari den Aufprall von Barrichello überhaupt überstanden hat. Doch dann hat er bei einsetzendem Regen zu viel riskiert und seine an sich starke Aufholjagd mit dem Dreher in die Reifenstapel zunichte gemacht. Das erwarte ich nicht von einem so ausgebufften Profi. Ein ganz ungewöhnlicher Alonso-Fehler.

WM-Stand: Hamilton und Webber ziehen davon

Meine Punkte für das Spa-Wochenende: