Formel 1 - Sebastian Vettel siegt beim Kanada-GP: Ein weiterer Schritt in Schumis Fußstapfen

Sebastian Vettel feierte 2008 seinen ersten Sieg in der Formel 1.
© getty

Sebastian Vettel schwebt nach seiner Machtdemostration beim Großen Preis von Kanada nicht nur zusammen mit Ferrari auf Wolke sieben. Er denkt am Tag seines 50. Formel-1-Sieges auch an Michael Schumacher, dem er einmal mehr nachgeeifert hat. Dass er die Weltmeisterschaft nun wieder vor Lewis Hamilton anführt, lässt ihn derweil kalt - im Gegensatz zu Mercedes.

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Als Michael Schumacher vor 14 Jahren den Großen Preis von Kanada gewann, fuhr Sebastian Vettel in der Formel BMW gerade alles in Grund und Boden. 18 Siege sollten nach 20 Saisonrennen auf Vettels Habenseite stehen - die Meisterschaft natürlich inklusive.

16 Jahre war der Heppenheimer damals jung, trotzdem erinnert er sich noch heute an Schumachers Triumph in Montreal, der bis zu diesem Sonntag der letzte von Ferrari auf dem Circuit Gilles-Villeneuve war. "In den letzten Runden musste ich viel an ihn denken, an seinen letzten Sieg hier", zeigte sich Vettel nach seinem Erfolg am Sonntag ungewohnt emotional: "Schade, dass Michael nicht dabei sein und den Tag als Ferraristi genießen konnte. Für mich ist es unglaublich, in dieser Position zu sein, das gleiche Auto wie er zu fahren."

Die Gemütsbewegungen des vierfachen Weltmeisters lassen darauf schließen, dass der erste Platz in Kanada für ihn nicht irgendein Sieg war. Kein Wunder: Es war Vettels 50. in der Formel 1 - und damit ein Jubiläumssieg, der ihn bis auf einen zu Alain Prost aufschließen lässt. Dann haben nur noch Lewis Hamilton (64) und eben Schumacher (91) mehr auf ihrem Konto.

Vettel erobert WM-Führung von Hamilton zurück

Viel dominanter hätte Vettel dabei nicht auftreten können. Nachdem es am Freitag in den Trainings noch hakte, fand er ab Samstag immer besser in Form, fuhr auf Pole Position und schlussendlich zu einem ungefährdeten Sieg. "Perfekt beschreibt es wahrscheinlich ganz gut", fasste Vettel sein Rennen kurz nach der Zieldurchfahrt zusammen. Ein Resümee, das man im Paddock lückenlos teilte.

"Er hatte das voll unter Kontrolle. Eine absolute Dominanz vom Start weg", lobte Timo Glock seinen hessischen Ex-Kollegen bei RTL. Und Nico Rosberg fügte hinzu: "Phänomenal, echt gut und total verdient!"

Es sind Hymnen der Anerkennung, auf die Vettel gut zwei Monate - oder um es im Formel-1-Jargon zu sagen: vier Rennen - verzichten musste. So lange hatte er nämlich nicht mehr gewonnen. Aus der frühsaisonalen WM-Führung mutierte mit den Reisen nach Aserbaidschan, Spanien und Monaco ein 17-Punkte-Rückstand auf Hamilton.

Ein Defizit, das Vettel mit seinem Sieg und Hamiltons gleichzeitigem fünften Platz wettgemacht hat. Nach sieben Läufen führt er die Fahrer-Wertung mit einem Pünktchen Vorsprung an. Eine Tatsache, die von dem Ferrari-Piloten aber nur kurz Aufmerksamkeit erhielt. "Die WM-Führung", sagte er ins Mikrofon von F1-Interviewer Paul di Resta, "ist mir egal. Es ist noch ein so langer Weg".

Mercedes konsterniert: "Echt ein scheiß Resultat"

Damit hat Vettel natürlich Recht. 14 Rennen und damit zwei Drittel der Saison haben die Protagonisten der Szene noch vor der Brust. Ein Fingerzeig in die richtige Richtung ist die Bestandsaufnahme aber dennoch. Denn während sich Vettel seine Pace in Montreal scheinbar nach Belieben einteilen konnte, haderte man beim ärgsten Konkurrenten Mercedes mit der schwachen Performance. "Das ist echt ein scheiß Resultat für uns", drückte Toto Wolff das im ORF am deutlichsten aus.

Was den Motorsportchef der Stuttgarter so frustrierte? Nun, Valtteri Bottas fuhr zwar immerhin als Zweiter ins Ziel, hatte am Ende aber über sieben Sekunden Rückstand auf Vettel. Und Hamilton war wahrscheinlich froh, immerhin noch Kimi Räikkönen hinter sich gelassen zu haben. "Ferraris Paket ist unglaublich", stellte Aufsichtsratsboss Niki Lauda daher gegenüber Sky Sports fest. Das rote Auto sei "genauso fantastisch wie der Motor".

Während Ferrari seit der Hybrid-Einführung 2014 immer einen PS-Nachteil gegenüber Mercedes hatte, steht die italienische Antriebsabteilung in diesem Jahr an der Spitze. Zudem gab es für den Kanada-GP ein offenkundig erfolgreiches Motor-Upgrade für Vettel. Ein solches wollte Mercedes eigentlich auch bei Hamilton und Bottas einbauen, entschieden sich wegen Qualitätsproblemen dann aber in letzter Sekunde doch für einen Verzicht. Alles Anzeichen dafür, dass es im silbernen Lager aktuell nicht ganz rund läuft.

Vettel wird das freuen. Die nächsten Meter in Schumachers Fußstapfen hat er mit dem ersten Ferrari-Sieg in Kanada seit 2004 schließlich gemacht. Jetzt gilt es, die so riesigen Abdrücke des Rekordweltmeisters weiter zu füllen - am besten schon bei der Rückkehr des Frankreich-GP in zwei Wochen. Dort hat Schumacher (wenn auch nicht auf dem Circuit Paul Ricard) immerhin acht Mal gewonnen.

Rennergebnis beim Kanada-GP 2018

Pos.FahrerTeamZeit
1S. VettelFerrari1:28:31.377
2V. BottasMercedes+07.376
3M. VerstappenRed Bull+08.360
4D. RicciardoRed Bull+20.892
5L. HamiltonMercedes+21.559
6K. RäikkönenFerrari+27.184
7N. HülkenbergRenault+1 Rd.
8C. SainzRenault+1 Rd.
9E. OconForce India+1 Rd.
10C. LeclercSauber+1 Rd.
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