Formel 1 - Driver-Ranking zum Aserbaidschan-GP: Charles Leclerc, der neue Fürst von Monaco

Charles Leclerc hat zur Formel-1-Saison 2018 das Cockpit von Pascal Wehrlein übernommen.
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Platz 5, Sebastian Vettel:

Der Heppenheimer hätte Baku als Sieger und WM-Führender verlassen können, stattdessen gab's die zweite Pleite in Folge und wieder mal das Gefühl, als Team nicht das Maximum herausgeholt zu haben. Den ersten Fehler beging Ferrari mit dem zu frühen Stopp, der Vettel überhaupt erst hinter Bottas und damit in Bredouille brachte.

Den zweiten und noch folgenreicheren Fehler machte aber Vettel selbst. Sein Verbremser beim zweiten Restart war unnötig und machte ein eigentlich perfektes Wochenende kaputt. Bis dahin machte er nämlich alles richtig: Er fuhr auf Pole, meisterte Start und Restart, zeigte über weite Strecken die beste Pace im gesamten Feld.

Er hätte Bottas aufgrund des enormen Windschattens auf der langen Start-Ziel-Geraden wohl auch einen oder zwei Umläufe später attackieren können. Und selbst wenn nicht, er wäre immerhin als Zweiter über die Linie gefahren. So aber humpelte Vettel mit einem Bremsplatten um den Kurs und qualifizierte sich nur als Vierter.

Platz 4, Sergio Perez:

Im Qualifying von Esteban Ocon geschlagen, Berührung mit Sirotkin, wegen irregulären Aktivierens des DRS eine Fünf-Sekunden-Strafe im Gepäck - perfekt lief das Wochenende für Perez keineswegs. Und doch stand der Mexikaner am Ende des Tages Champagner spritzend auf dem Podest.

Nach einer unauffälligen Fahrt im Mittelfeld profitierte er massiv vom zweiten Safety Car, unter dessen Fittiche er zeitsparend seine Strafe absaß und seine Reifen wechselte. Weil Vettel anschließend durch seinen Verbremser lädiert war, gelang es ihm, am Ferrari vorbeizuziehen. Und vor allem, sich bis zur Ziellinie vor ihm zu halten. Eine Leistung, die Respekt verdient. Immerhin war Perez als Einziger auf Supersofts unterwegs (Force India hatte keine Ultras mehr übrig) und kämpfte mit Temperaturproblemen.

Platz 3, Valtteri Bottas:

Sich mit zehn Bier volllaufen lassen wollte der Finne nach der herben Niederlage. Kein Wunder: Gerade war ihm der Sieg nahezu explosionsartig aus den Fingern geglitten. Und das auf so tragische Art und Weise, dass Mercedes seinen Schützling sogar vom unangenehmen Pressetalk freistellte.

Entgegen mancher Behauptungen in den sozialen Netzwerken war Bottas Ausfall nicht selbstverschuldet. Man darf nicht erwarten, dass ein Pilot bei 320 km/h ein kleines Metallteil auf dem Asphalt sieht und diesem dann auch noch ausweichen kann. Es war einfach Pech, dass Bottas sich den Reifen aufschlitzte und damit sein Rennen ein paar Runden zu früh beendete.

Bis dahin fuhr er einen starken Grand Prix. Sein Reifenmanagement auf den Supersofts war so hervorragend, dass Mercedes ihn bis zur 40. Runde draußen und seinen Vorsprung auf Vettel immer weiter ausbauen ließ. Mit dem Glück des Safety Cars blieb er dann auch nach seinem Stopp Erster und sah schon wie der sichere Sieger aus.

Platz 2, Fernando Alonso:

Das war schon ein wirklich kurioses Bild, als Alonso auf zwei Rädern in die Boxengasse wackelte. Rechts vorne und hinten waren statt Reifen nur noch Gummi-Fetzen zu sehen. Der McLaren war so unlenkbar, dass selbst die Einfahrt in die Pitlane fast in einem Mauerkuss geendet hätte.

Andere Fahrer hätten zu diesem Zeitpunkt längst aufgegeben, mutmaßte Alonso später. Er aber kämpfte sich zurück, rückte im weiteren Rennverlauf Schritt um Schritt nach vorne und fuhr trotz beschädigtem Unterboden bis auf Rang sieben. "Ich denke, das war das beste Rennen meines Lebens", sparte der zweifache Weltmeister in der Einschätzung seiner Leistung nicht mit Superlativen.

Platz 1, Charles Leclerc:

Mit vielen Vorschusslorbeeren wurde der 20-Jährige in seine erste Formel-1-Saison geschickt. Erfüllen konnte er sie in den ersten drei Rennen nicht - selbst der nicht als Supertalent verschriene Marcus Ericsson war oft schneller. Doch jetzt, bei seinem vierten GP, ließ Leclerc sein Können aufblitzen und lieferte ein von vorne bis hinten perfektes Wochenende ab.

Schon im Qualifying hievte er sich etwas überraschend ins zweite Segment. Am Sonntag ging die Erfolgsfahrt auf dem Baku City Circuit, auf dem er im Vorjahr nur wenige Tage nach dem Tod seines Vaters in der Formel 2 siegte, weiter. Früh katapultierte Leclerc sich in die Top 10 und hielt sogar Ferrari-Pilot Räikkönen bis zu seinem Boxenstopp hinter sich. Später ging es noch an Vandoorne, Stroll und Alonso vorbei.

Ein glorreicher Auftritt, der die ersten Punkte für einen monegassischen Fahrer seit 24.815 Tagen brachte (Louis Chiron beim Monaco-GP 1950). Eigentlich doch Grund genug, den Rookie zum Ehrenbürger des Stadtstaats zu benennen, oder?

Härtefall 1 und 2, Nico Hülkenberg und Romain Grosjean:

Man wird den Eindruck nicht los: Sobald es für Hülkenberg um eine richtig gute Position geht, kommt Pech oder Unvermögen dazwischen und zerstört alle Träume. So auch diesmal, als er seinen Renault auf Platz vier liegend schon nach wenigen Runden mit einem einfachen Fehler in die Bande schickte. Ein haarsträubender Fauxpas, der nur von einem getoppt wurde: Romain Grosjean.

Der Franzose verlor - während der Safety-Car-Phase (!) - die Kontrolle über seinen Haas und blieb in der Leitplanke stecken. Das Manöver war so unnötig, dass man als neutraler Beobachter schon fast schmunzeln musste. Tatsächlich zerstörte sich Grosjean damit aber ein überragendes Rennen, das ihn vom letzten auf den sechsten Platz brachte.

Härtefall 3 und 4, Max Verstappen und Daniel Ricciardo:

Wir alle wollen Racing sehen. Daher geht jetzt folgender Wunsch raus an Helmut Marko und Christian Horner: Bitte, bitte lasst Verstappen und Ricciardo weiter gegeneinander fahren!

Was das Red-Bull-Duo nämlich rundenlang ablieferte, war ein Zweikampf der Extraklasse. Mal fuhr Verstappen vor, mal Ricciardo, dann wieder Verstappen. Die beiden Rivalen hätten sich mit ihren Manövern auch einen Platz im Ranking verdient gehabt - wäre da nicht diese verflixte 40. Runde gewesen, in der es beide Piloten übertrieben und damit ihr Aus besiegelten. Denn so fromm der Wunsch nach Racing auch ist, genug Kontrolle über die jeweilige Situation sollte trotzdem vorherrschen. Nicht umsonst waren sich alle Beteiligten einig: "So etwas darf nicht passieren!"

So stimmten die User ab:

Die User sehen Vettel trotz seines Fehlers ganz vorne. Der Heppenheimer verdiente sich 89 Stimmen, Leclerc folgt dahinter mit 66 Votes, nur einen weniger hat Hamilton auf seinem Konto (65).

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