Was will "Darth Vader" mit der Formel 1?

Von Alexander Maack / Dominik Geißler
John Malones Holding Liberty Media steigt in die Formel 1 ein
© getty
Cookie-Einstellungen

Was bedeutet der Verkauf für die Formel 1?

Bernie Ecclestone und CVC haben die Königsklasse des Motorsports zu einer Gelddruckmaschine entwickelt. Mehr als eine Milliarde Dollar Gewinn pro Jahr war für das Investmentunternehmen zuletzt Standard. Unter den immensen Einnahmen der Hauptanteilseigner litten die eigentlichen Akteure - die Streckenbetreiber, die meisten Teams und nicht zuletzt die Fans.

Mit der Übernahme von Liberty Media könnte sich einiges ändern. Wollte ein Veranstalter einen Formel-1-GP austragen, forderte Ecclestone zuletzt Summen im achtstelligen Bereich. Beispiel: Die Veranstalter des Grand Prix von Italien müssen für die nächsten drei Jahre satte 68 Millionen Euro überweisen, 35 Prozent der F1-Einnahmen stammen von den Streckenbetreibern.

Die Folge? Immer mehr Rennen wurden in finanzstarken Ländern wie Abu Dhabi, Aserbaidschan oder Russland gefahren, während die Traditionsstrecken in Europa verwaisten.

Diese Entwicklung soll nun in eine andere Richtung laufen. Liberty Media will die Formel 1 zu einem größeren Teil über Bewegtbildrechte finanzieren. Die Streckenbetreiber würden so entlastet. Sinken die Antrittsgebühren für die Betreiber, sinken wohl auch die Eintrittspreise für den Zuschauer vor Ort. Ticketpreise in Höhe von 500 Euro und mehr würden dann der Vergangenheit angehören.

Gerade die europäischen Fans dürfen hoffen: Europa sei das Herz der Formel 1, teilten die neuen Besitzer mit, dieses Fundament müsse bewahrt werden. Trotzdem sollen neue Märkte erschlossen werden. Weitere Grands Prix in Amerika und Asien scheinen daher nur möglich, wenn der Kalender weiter ausgedehnt wird. Dafür ist die Zustimmung der Teams nötig.

Für sie könnte der Milliarden-Deal gewaltige Folgen haben. Liberty Media will die Rennställe an der Formel 1 beteiligen. Der Vorteil für das Unternehmen: Die Hersteller werden langfristig an die Rennserie gebunden und sind für ihren Erfolg mitverantwortlich. Dauerhafte öffentliche Kritik an der eigenen Serie würde so wohl der Vergangenheit angehören und eine Zustimmung zur Ausweitung des Kalenders könnte ebenfalls leichter fallen. Es winkt mehr Geld.

Zwar werden durch das bis zum Jahr 2020 gültige Concorde-Agreement wohl keine neuen Rennställe in die Formel 1 eintreten und auch das Auszahlungssystem wird bis dahin gleich bleiben. Doch nach Ablauf des Vertrags könnten die Erfolgsprämien gerechter verteilt werden. Während aktuell Ferrari, Mercedes und Red Bull den Löwenanteil kassieren, gehen kleinere Teams wie Force India und Sauber bei der Gewinnausschüttung nahezu leer aus. Liberty könnte sich künftig am System der großen US-Sportligen orientieren und die Einnahmen angleichen.

Die Art der Formel-1-Berichterstattung wird sich ebenfalls ändern. Das Internet wird eine größere Rolle spielen, besonders die Sozialen Medien dürften in den Vordergrund gerückt werden. Die Ernennung von Chase Carey als Vorstandsvorsitzenden verspricht neue Ansätze: Der Ex-Präsident von 21st Century Fox war früher CEO von DirecTV, er ist ein Medienunternehmer erster Klasse. Er kündigte direkt an, Augmented Reality und Virtual Reality nutzen zu wollen. Ein Rennen gegen Lewis Hamilton fahren? Noch scheint das weit weg.

Die Quintessenz: Liberty verfolgt einen klaren Plan, das Unterhaltungsprodukt Formel 1 weiterzuentwickeln, die globale Marke auszubauen. Natürlich will auch der Malone-Konzern wie CVC Geld verdienen, aber nicht im selben Umfang. Statt die Formel-1-Kuh nur zu melken, steht die zukunftsorientierte Verbesserung des Produkts im Mittelpunkt.

Das von vielen als zu komplizierte Regelwerk könnte trotz des Besitzerwechsels beibehalten werden. Hauptverantwortlich für diesen Agenda-Punkt ist nämlich die FIA.