Red Bull vor Ferrari-Wechsel

Von SPOX
Fahren Sebastian Vettel und Daniil Kvyat schon 2016 beide mit Ferrari-Antrieb?
© getty

Die Formel-1-Drähte glühen! Red Bull hat offenbar den Abschied von Renault beschlossen und strebt einen Wechsel zu Ferrari an, die Italiener sind bereit. Derweil bewirbt sich Michelin offiziell als Pirelli-Ersatz und Imola verhandelt über eine Ablösung von Monza als Austragungsort des Italien-GP.

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Red Bull vor Wechsel des Motorenherstellers: Das lästige Dauerthema Renault könnte für Red Bull in der Formel 1 bald Vergangenheit sein. Die Sport Bild berichtet, dass der Abschied vom Motorenlieferanten beschlossene Sache ist. Stattdessen soll Ferrari künftig das frühere Team vom vierfachen Weltmeister Sebastian Vettel beliefern.

Der italienische Hersteller sei bereit, schon ab der Saison 2016 sowohl Red Bull Racing als auch Toro Rosso zu beliefern. Beide Teams des österreichischen Konzerns fahren seit der Saison 2014 mit Renault-Motoren, zuvor belieferte Ferrari schon das italienische B-Team.

Gespräche über den Motorendeal sollen bereits beim Kanada-GP erfolgreich verlaufen sein. Demnach fordert Ferrari 18 Millionen Euro pro Jahr und Team. Chancengleichheit wäre damit aber nicht gesichert. Die Italiener wollen Red Bull angeblich mit einer B-Version ihrer Powerunit ausstatten. Diese Antriebseinheit leiste etwa 20 bis 30 PS weniger als die in den Werksautos der Scuderia und werde aktuell schon bei Sauber eingesetzt.

"Wir wären auch mit einer B-Version des Ferrari immer noch leistungsfähiger als mit der A-Variante von Renault", bestätigte Motorsportberater Helmut Marko das Interesse an einem Wechsel.

Das Verhältnis zwischen Red Bull und seinem langjährigen Motorenpartner Renault ist seit Beginn der Saison 2014 extrem angespannt. Nach vier gemeinsamen, aufeinanderfolgenden Weltmeistertiteln von 2009 bis 2013 war der Rennstall von der fehlenden Leistung und unzureichenden Zuverlässigkeit des neuen Hybridantriebs enttäuscht.

Schon im Mai 2014 drohte Marko mit einer Klage, um die finanziellen Verluste auszugleichen. Im März 2015 erwog der Österreicher sogar den Ausstieg aus der Formel 1, bestätigte Verhandlungen über einen Verkauf von Toro Rosso. Zwei Monate später hoffte er auf einen Einstieg von Audi, Vorstand Rupert Stadler zeigte zunächst Interesse und dementierte dies anschließend wieder.

Nun also die Umorientierung: Statt Werkspartner des VW-Konzerns will Red Bull offenbar Kunde von Ferrari werden. Marko habe zusammen mit Konzernchef Dietrich Mateschitz am 10. Juni beschlossen, sich von Renault zu trennen. Zwingend nötig dafür ist die Zustimmung der Franzosen. Der Vertrag mit dem Team aus Milton Keynes läuft bis zum Ende der Saison 2016.

Allerdings soll auch Renault interessiert sein, den Kontrakt vorzeitig zu beenden. Angeblich sind die Verhandlungen um eine Übernahme von Lotus weit fortgeschritten. Das Mercedes-Kundenteam aus Enstone fuhr von 2001 bis 2009 bereits als Renault-Werksteam in der Formel 1 und gewann 2005 und 2006 beide WM-Titel. Zuvor hieß der heute zum luxemburgischen Investmentunternehmen Genii Capital gehörende Rennstall Benetton und gewann 1994 und 1995 mit Michael Schumacher die Weltmeisterschaft.

Michelin bewirbt sich: Pirelli bekommt Konkurrenz. Michelin-Motorsportchef Pascal Couasnon hat bestätigt, dass sich sein Unternehmen als Reifenhersteller der Formel 1 für die Jahre 2017 bis 2019 beworben hat. Es ist eine Reaktion auf die Kritik an den von Pirelli produzierten Gummis für die Königsklasse.

"Wenn wir glaubwürdig sein wollen, dann kann man sich nicht beschweren oder Kommentare abgeben, wenn man dann keine Lösungen bringt. Jetzt kann zumindest niemand sagen: 'Jungs, ihr redet zwar, aber handelt nicht.' Denn jetzt handeln wir", so Couasnon gegenüber Autosport: "Reifen werden als Objekt gesehen, das man nach wenigen Runden wegwirft."

Dies will Michelin ändern - und stellt dafür Bedingungen. Statt der etablierten 13-Zoll- sollen künftig 18-Zoll- Felgen gefahren werden, um Seriennähe herzustellen. Besteht der Automobilweltverband FIA dagegen auf den kleineren Durchmesser, würden die Franzosen trotz gewonnener Ausschreibung nicht einsteigen.

Ein zentraler Aspekt für Michelin: Die Reifen sollen den Fahrern wieder ermöglichen, ihr Auto dauerhaft am Limit zu bewegen. Schneller Abbau und damit verbundene Boxenstopps wie von Chefpromoter Bernie Ecclestone gewünscht, sollen nicht mehr durch die Zusammensetzung der Gummimischung herbeigeführt werden. "Wir sagen, dass es einen anderen Weg gibt, eine gute Show zu versichern, wie wir am Wochenende in Le Mans gesehen haben", so Couasnon.

Ecclestone favorisiert deshalb Pirelli. Der aktuelle Einheitsausrüster fügt sich den Wünschen des 84-Jährigen, Michelin würde dies verweigern. Allerdings entscheidet er nicht, welcher Hersteller ab der Saison 2017 die Formel 1 beliefert. Die FIA prüft die Bewerbungen auf technische und sicherheitsrelevante Aspekte und trifft eine Entscheidung.

Ecclestone verhandelt mit Imola: Wird der Italien-GP künftig jährlich zwischen zwei Austragungsorten wechseln? Der Vertrag der Formel 1 mit der Rennstrecke in Monza endet nach der Saison 2016. Die Verhandlungen um eine Verlängerung stocken seit längerem, weil die Antrittsgebühren den Veranstaltern offenbar zu hoch sind.

Nun scheint sich eine Lösung anzubahnen. Am Montag soll Imolas Bürgermeister in London mit Bernie Ecclestone gesprochen haben. "Es war Enzo Ferrari persönlich, der mir damals vorgeschlagen hatte, ein Rennen in Imola auszutragen. Das war großartig, und es ist gut, dass wir jetzt wieder darüber sprechen", zitiert James Allen den Formel-1-Promoter in seinem Blog: "Sie haben gute Pläne und die Absicht, es durchzuziehen."

Bei motorsport.com bestätigte Stefano Manara, Präsident des Gewerbeverbands von Imola, das Interesse: "Es gibt einige Probleme, die wir klären müssen. Ein Punkt ist sicherlich die wirtschaftliche Situation", führte er aus: "Ecclestone hat jedoch zugesagt, den Zeitrahmen und die Bedingungen für die Rückkehr der Formel 1 nach Imola zu prüfen. Unser Ziel ist 2017."

"Imola könnte zurückkehren, wenn der Vertrag mit Monza Ende 2016 ausläuft", sagt auch Ecclestone. Allerdings geht es offenbar nicht um eine dauerhafte Verlegung des Italien-GP, sondern ein Modell wie beim Deutschland-GP mit dem Nürburgring und Hockenheim: "Imola schlägt eine Rotation mit Monza vor. Das wäre machbar."

Ein Ziel hat für ihn Vorrang: "Vor allem will ich sicherstellen, dass Italien im Formel-1-Kalender bleibt." Auch wenn sich Ferrari-Boss Sergio Marchionne zuletzt für einen Verbleib der Königsklasse in Monza stark machte, deutet nichts auf eine Annäherung hin. "Während ich mich mit Imola treffe, habe ich aus Monza seit einem Monat nichts mehr gehört", so Ecclestone.

Auf dem Autodromo Enzo e Dino Ferrari in der Provinz Bologna wurden bisher 27 Rennen der Formel-1-WM ausgetragen. 1980 fand das erste Rennen als Großer Preis von Italien statt, danach hieß es San-Marino-GP. Nach der Saison 2006 war allerdings Schluss, weil die Strecke den Sicherheitsanforderungen nicht mehr entsprach. Dieses Problem ist mittlerweile gelöst: Die FIA hat der Strecke im August 2011 wieder den Grade 1 verliehen, der die Austragung von Formel-1-Rennen ermöglicht.

Der Formel-1-Kalender 2015 im Überblick

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