Wenn das Spielzeug Ärger macht

Von Dominik Geißler
Um die Interessen von Vijay Mallya gibt es immer wieder Gerüchte
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Hat Mallya keine Lust mehr?

Von einem solchem Erfolg ist man aktuell jedoch weit entfernt. So halten sich seit einiger Zeit Gerüchte, dass Mallya die Lust an seinem Spielzeug verloren habe. Lieber vertreibt sich der Multimillionär bei seinem Cricket-Team die Zeit, als sich auf den Rennstrecken dieser Welt zu zeigen. Sein Geld und sein Herzblut sollen nicht mehr in gleichen Maßen wie früher in das Force-India-Team fließen.

Doch dass Mallya seine Zuneigung zur Formel 1 verloren habe, dementierte der 59-Jährige jüngst: "Nein, definitiv nicht! Die Formel 1 hat sich seit letzter Saison nicht wirklich verändert, also interpretiert in meine Abwesenheit keinen Zuneigungsschwund hinein."

Darüber hinaus wurde Force India ein entscheidender Vorteil genommen: Reifen-Lieferant Pirelli produziert dieses Jahr durchweg härtere Gummimischungen. Selbst die weichsten Mischungen werden von den Fahrern als zu konservativ angesehen - für ein Team wie Force India, das gerade weiche Reifen länger am Leben halten konnte als die Konkurrenz und so häufig mit einer alternativen Rennstrategie zum Erfolg kam, ein schwerwiegender Nachteil.

Stärkere Konkurrenz

Hinzu kommt die stärker gewordene Konkurrenz. Lotus hat zur neuen Saison den Motorenlieferanten gewechselt und fährt jetzt ebenfalls mit einem Mercedes-Aggregat unter der Haube. Nachdem das Team aus Enstone in der gesamten vergangenen Saison magere zehn WM-Punkte sammeln konnte, hat Lotus bereits jetzt 29 Punkte auf dem Konto.

Auch Sauber gelang ein Sprung: 2014 beendete der Schweizer Rennstall die Saison ohne einen einzigen Zähler, zum jetzigen Zeitpunkt hat man schon 21 Punkte. Auch hier ist wohl die Antriebskraft ausschlaggebend. Sauber fährt mit einem Ferrari-Motor, der sich in Sachen Fahrbarkeit und Power massiv verbessert hat.

Und doch - trotz aller Schwierigkeiten - belegt Force India aktuell den fünften Platz der Konstrukteurswertung. Dass das ausgeglichene Mittelfeld diesen Umstand begünstigt hat, weiß auch Vizeteamchef Robert Fernley: "Die anderen nehmen sich gegenseitig die Punkte weg, keiner enteilt uns. Das ist für uns entscheidend."

Zugleich zeigten die Inder aber jüngst eine ansteigende Form. In den letzten drei Rennen sammelte man 20 Punkte und damit mehr als die direkte Konkurrenz. Das bisherige Saisonhighlight waren der fünfte Startplatz und der anschließende sechste Rang vom frischgebackenen Le-Mans-Sieger Hülkenberg beim letzten Rennen in Spielberg.

Hoffnung Upgrade

Ab dem kommenden Wochenende sind dann weitere Schritte nach vorne geplant. In Silverstone soll erstmals die B-Version des VJM08 auf die Strecke gehen - ein Upgrade, von dem sich Force India viel verspricht.

"Die Zahlen sehen sehr hoffnungsvoll aus", sagte Fernley gegenüber Autosport. Und in der Tat: Bei den Testfahrten vergangene Woche fuhr Pascal Wehrlein am letzten Tag auf Platz fünf. Testfahrer Esteban Ocon hievte sich am ersten Tag gar auf Rang zwei und zeigte sich anschließend euphorisch. "Das Auto war brillant", sagte der Formel-3-Europameister: "Ich habe gemerkt, wie sehr es sich seit meinem letzten Test in Barcelona verbessert hat."

Zum neuen Force India gehörten eine innovative neue Nase mit großen Lufteinlässen sowie ein neuer Frontflügel nach Red-Bull-Vorbild, neue Luftleitblecke und neue Seitenkästen. Für das England-Wochenende sind weitere Teile geplant.

Bringt das Upgrade die gewünschte Performance, ist Force India nach dem schwachen Saisonbeginn und der jüngsten Leistungssteigerung für die nächsten Rennen gewappnet. Vielleicht kann Force India dann auch wieder die Großen der Formel 1 ärgern.

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