Mercedes fürchtet Blitzstart-Seb

Während Sebastian Vettel als Zweiter startet, geht Kimi Räikkönen nur von Platz 11 ins Rennen
© getty

Den ersten Teilerfolg feierte Sebastian Vettel schon vor seinem zweiten Formel-1-Rennen für Ferrari. Der vierfache Weltmeister hat beim Großen Preis von Malaysia (So., 9 Uhr im LIVE-TICKER) die Dominanz der Mercedes-Piloten Nico Rosberg und Lewis Hamilton im Qualifying beendet.

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Bei neun Rennen in Folge hatten die Silberpfeile zuletzt gemeinsam in der ersten Reihe gestanden. Letztmals startete Vettel im Red Bull beim Ungarn-GP 2013 als Zweiter, weil Hamiltons Motor in Flammen aufgegangen war. Seine erste Pole Position seit November 2013 verpasste der Deutsche in Sepang nur um 0,074 Sekunden.

Sicher, das Gewitter mit dem Monsun-Regenfall spielte Vettel in die Karten und ermöglichte ihm, Schwächen des Autos durch fahrerisches Können zu kompensieren. Doch bei nasser Fahrbahn ist vor allem Abtrieb gefordert. Dabei hat der Mercedes W06 gegenüber dem Ferrari SF15-T noch Vorteile, was die besseren Zeiten im mit schnellen Kurven gespickten zweiten Sektor zeigen.

Vettel: "Wir können gewinnen"

Die Leistung des vierfachen Weltmeisters beeindruckte deshalb seinen Rennstall, Teamchef Maurizio Arrivabene bezeichnete sie als "fantastisch". Die große Frage nach dem Qualifying lautete deshalb: Kann Ferrari aus eigener Kraft die Mercedes abfangen? "Ja, ich denke, das können wir", sagte Vettel.

Über eine Sekunde betrug Ferraris Rückstand noch beim ersten Rennen in Melbourne, im nicht vom Wetter beeinflussten Q1 in Malaysia lag Vettel nur noch knapp eine halbe zurück. "Das Auto fühlte sich im Trockenen und bei Nässe gut an", erklärte er anschließend und nahm die Silberpfeile ins Visier: "Wir wissen, dass sie schwer zu schlagen sind. Aber am Ende kommt jeder genau dafür hierher. Es sieht so aus, als wären wir hier ein bisschen näher dran."

Wetterroulette als Strategiefaktor

Die Chancen auf seinen ersten Sieg nach dem Abschied von Red Bull bestehen. Vettel, als Regenspezialist deklariert, weiß um die Besonderheiten des Sepang International Circuit: "Das Rennen hier kann schwierig werden - auf Reifen und darauf bezogen, dass man nie weiß, was mit dem Regen passiert. Es kann immer welcher kommen und das bringt die Dinge durcheinander."

Kommt es auch am Sonntag beim längsten Rennen der Saison zu einem Gewitter, fällt wieder monsunartiger Regen, dann kommt es darauf an, den richtigen Moment für den Reifenwechsel zu erkennen. Und die richtige Reifenwahl zu treffen.

Im Qualifying gelang das besser als in den Vorjahren, als der mittlerweile entlassene Hirohide Hamashima als Reifenexperte fungierte. Vettel bekam in Q2 und Q3 freie Fahrt, weil die Scuderia die richtigen Entscheidungen traf. Zumindest bei ihm, Teamkollege Kimi Räikkönen hatte mit Startplatz 11 weniger Glück.

Mercedes trickst im Qualifying fürs Rennen

Trotz Vettels Ambitionen bleibt Mercedes allerdings eindeutig favorisiert, wenn es beim Rennen trocken ist. Am Freitag war das Werksteam von Technikproblemen gebeutelt und zeigte deshalb nicht seine wahre Leistungsfähigkeit. Zudem griffen die Silberpfeile schon in Q1 zu einem Taktiktrick, der sich auszahlen wird.

Während die Konkurrenz fast ausnahmslos auf harten Reifen aus der Box fuhr, absolvierten Rosberg und Hamilton ihre Fahrt mit den schnelleren Medium-Slicks. Um die Qualifikation zu Q2 zu schaffen, hätten sie das nicht nötig gehabt. Stattdessen fiel die Entscheidung mit Blick aufs Rennen.

Reifenbelastung extrem

Beim 3. Freien Training um 14 Uhr Ortszeit betrug die Asphalttemperatur über 60 Grad Celsius. Für die Pirelli-Reifen stellt das eine extreme Belastung dar, die harten Slicks verkraften das besser. Am Sonntag werden die Bedingungen sich kaum unterscheiden: Der Start erfolgt um 15 Uhr Ortszeit.

"Letztes Jahr gab es drei Stopps", erinnerte Polesetter Hamilton: "Es ist richtig hart für die Reifen, vor allem durch die hohen Temperaturen und den Fakt, dass das Rennen dieses Jahr eine Stunde früher stattfindet. Das wird eine echte Herausforderung für alle inklusive der Autos, der Reifen und der Strategie."

Schon in Melbourne hatte Hamilton Vorteile, was Reifen- und Benzinmanagement betraf. Jeden Angriff seines Teamkollegen konterte er mit Leichtigkeit. Dass nun Vettel die Phalanx der Mercedes sprengt, dürfte Rosberg nicht schmecken, obwohl er selbst den Wunsch geäußert hatte, dass Ferrari näher herankommt. "Das Rennen morgen ist lang und mühsam. Für Nico ist noch nichts verloren", machte Aufsichtsratschef Niki Lauda Mut.

Rosberg gibt Sieg als Ziel aus

"Strategiemäßig ist echt was drin diesmal. Wenn ich den Rennspeed habe, den ich mir erhoffe und den wir auch am Freitag gesehen haben, dann kann ich Lewis auf jeden Fall mal attackieren", sagte Rosberg, der dafür schon am Start von der sauberen Seite überholen will: "Das sollte auf jeden Fall helfen, am Start an Sebastian vorbeizugehen."

Lauda scheint allerdings von einem etwas anderen Verlauf auszugehen: "Sebastian wird alles probieren, um gleich am Start Lewis zu überholen. Sebastian ist ein guter Starter." Zudem hat Ferrari im Winter daran gearbeitet, diese Stärke seines eigenen Teams weiter auszubauen. Genau wie die, die eigenen Reifen zu schonen.