Verloren im Labyrinth

Von Johannes Mittermeier
Die Formel 1 hat in den letzten Jahren mit einem Zuschauerschwund zu kämpfen
© getty
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1. Sportliche Entwicklung

Die Formel 1 hat eine Mutation hinter sich. Als den Verantwortlichen der Sport zu stereotyp wurde, setzten sie auf die Karte Kunst. Gezielt gestreute Eingriffe durch das Reglement sollten die Rennen zu spannenden Events pushen, allein: Die Show muss meist, aber eben nicht immer weitergehen.

Laut des Fachmagazins "Auto Motor und Sport" gab es 77 gravierende Regeländerungen seit 2005. Die Bandbreite reicht von verschiedenen Qualifying-Formaten über Wankelmütigkeit bei der Teamorder bis hin zur schrittweisen Beschränkung von Motoren, Getrieben, Windkanalstunden und Testfahrten.

2005 wurden Reifenwechsel verboten, 2006 wieder erlaubt. 2010 verbannte man Tankstopps, mit den Jahren wurden die Top-Ingenieure ihrer Spielwiese beraubt. Alle innovativen Ideen waren Geschichte, kaum dass sie das Licht der Motorsportwelt erblickt hatten: Doppeldiffusor 2009, F-Schacht 2010, angeblasener Diffusor 2011, Doppel-DRS 2013.

Der alte Sound fehlt

Das Schonen der Reifen geriet indes zum Dogma jedes Rennfahrers. Wer die ultrasensiblen Pneus überstrapaziert, zieht die Niete. Das schwarze Gold vergisst und verzeiht nicht. Fans bemängeln, dass die Piloten nicht länger an den Limits der Fahrphysik operieren, weil sie Reifen - und Spritsparen im Ausloten der Grenzen beschneide.

Das ist schwer von der Hand zu weisen. Als Rosberg in Budapest auf frischen Reifen heranstürmte, nahm er dem Führungstrio zwischen drei und vier Sekunden pro Runde ab. Ein krasses Beispiel, wie viel Potenzial - sprichwörtlich - auf der Strecke bleibt.

"Ich sage: Weg mit dem Regulativen. Es ist falsch, immer neue Dinge zu schaffen, nur um den Reiz zu erhöhen", schimpft Lauda in den "Stuttgarter Nachrichten. Und dann wäre da noch die Diskussion um den Sound der Motoren.

Durch die revolutionären Regeländerungen 2014 - V8-Saugmotoren wurden durch Power Units mit Hybridkonzept ersetzt - verlor die Königsklasse ein wenig von ihrer DNA. "Wir vermissen immer noch etwas Tempo in den Autos. Wir sind zu nahe an der GP2. Außerdem ist der Sound nicht so gut", konstatiert Fernando Alonso.

Hybrid elementarer Bestandteil der Planung?

FIA-Präsident Jean Todt argumentiert, dass die neue Motorenspezifikation - und nur diese - den Zeitgeist treffe. Die Straßenserie adaptiert die Verhältnisse, daher sei der Trend zum Hybrid für Hersteller wie Honda, die 2015 in die Formel 1 zurückkehren, ein elementarer Bestandteil ihres Engagements.

Dabei steht die Krönung des neuen Reglements erst noch bevor: Erstmals werden im letzten Rennen doppelte Punkte verteilt, beim Meeting in Ungarn sollen zudem "Peformance-Gewichte" diskutiert worden sein.

Eine Maßnahme, die den Sieger des vorherigen Grand Prix mit zusätzlichem Ballast belegt. Der Grat zwischen sportlicher Würze und Effekthascherei ist schmal.

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