"Normale kommen mit Niki kaum klar"

SPOX-Chefredakteur Haruka Gruber traf Daniel Brühl (l.) im Rahmen der Laureus Awards
© GES Sportfoto

Deutschlands größter Hollywood-Star - und Garant für einen der besten Sport-Filme aller Zeiten: Daniel Brühl über den Mensch Lauda, die Faszination Motorsport und sympathische Bayern.

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SPOX: Herr Brühl, Ihr Film "Rush" über die legendäre Rivalität zwischen Niki Lauda und James Hunt ist eine Hymne auf die aufregende, unberechenbare Formel-1-Epoche der 70er Jahre und gilt schon jetzt als einer der besten Sport-Filme aller Zeiten. Sie haben nun als Star-Gast der Laureus World Awards in Kuala Lumpur Sebastian Vettel kennengelernt, der als Weltsportler des Jahres ausgezeichnet wurde. Wie sehr schätzten Sie die durchtechnisierte und kühlere Formel 1 von heute?

Daniel Brühl: Sehr! Mein Respekt vor Sebastian Vettel und den anderen Fahrern ist enorm groß. Der Sport bleibt bei aller Technik unglaublich komplex und es ist eine riesige Herausforderung, so eine Maschine zu beherrschen. Ich weiß noch, wie ich mit Niki Lauda zum Grand Prix von Brasilien gefahren bin, um mich auf "Rush" vorzubereiten. Dort habe ich Sebastian Vettel und Nico Rosberg kennengelernt. Nico legte mir dabei sein Lenkrad in die Hand und als ich die 50.000 Knöpfe sah, verstand ich erstmals, wie viele Entscheidungen in einem Bruchteil einer Sekunde getroffen werden müssen. Die Formel 1 ist nicht nur physisch unglaublich anstrengend, sondern auch mental.

SPOX: Viele Prominente versuchen sich im Motorsport. Hegen Sie selbst Ambitionen?

Brühl: Rennfahren macht großen Spaß, aber, wenn ich sehe, was die richtigen Piloten so draufhaben, hätte ich absolut keine Chance - in welcher Motorklasse auch immer. Bei meinen Formel-3-Testfahrten kam ich mir dennoch fast vor wie Niki Lauda. (lacht) Dazu durfte ich als richtiger Beifahrer bei professionellen Rennen teilnehmen, einmal in Le Mans und einmal in Hockenheim. Es ist schwer zu begreifen, wie die Jungs das anstellen. Die Art und Weise, wie sie in die Kurve gehen, ist unbeschreiblich. Erst nachdem ich selbst einen Formel-3-Wagen gesteuert hatte, weiß ich, was dahintersteckt. Es ist der Wahnsinn, was solche Geschwindigkeiten im Körper alles anstellen. Der totale Adrenalin-Kick! Aber die Geschwindigkeit ist nur eine Facette. Die Geräusche, der Geruch nach Benzin, das alles ist eine komplett abgefahrene Erfahrung. Man kann es nicht damit vergleichen, auf der Autobahn ein bisschen schneller zu fahren. Ein ganz anderer Kick.

SPOX: Sie verbrachten viel Zeit mit Niki Lauda. Sind sie mittlerweile befreundet, obwohl Lauda im Umgang schwierig sein soll?

Brühl: Er selbst sagt von sich, dass er keine Freunde hätte, daher möchte ich mir nichts anmaßen. (lacht) Ich hege auf jeden Fall freundschaftliche Gefühle ihm gegenüber und er ist mir im Zuge des Films immer näher gekommen. Ich habe ihn auch nach den Dreharbeiten bei diversen Preisveranstaltungen gesehen und freue mich immer wahnsinnig darauf, mich mit ihm auszutauschen. Demnächst ist es in Wien wieder der Fall. Und in Zukunft werde ich bestimmt das eine oder andere Formel-1-Rennen besuchen.

SPOX: Ist Lauda der kalte Mensch, als der er häufig beschrieben wird?

Brühl: Nein, überhaupt nicht. Er ist einfach sehr direkt und kann sehr schneidend sein, sehr kompromisslos. Das empfinde ich allerdings als totale Stärke. Ich habe selten bei einem Menschen in der Form erlebt, dass er so knallhart die Wahrheit sagt. Damit kommen Normalsterbliche kaum klar. Ich bin selbst ganz anders. Ich bin diplomatischer, winde mich herum. Niki macht das einfach nicht. Das ist beeindruckend. Aber unten drunter steckt ein einfühlsamer, emotionaler Mensch.

SPOX: Werden Sie seit dem Erfolg von "Rush" in der Sport-Welt anders wahrgenommen? Laureus-Botschafter Axel Schulz rief Ihnen auf dem Blauen Teppich des Awards zu, dass er den Film "Weltklasse" fand.

Brühl: Axel ist ein großartiger Typ, nicht nur eine Kultfigur und ein guter Boxer, sondern auch wahnsinnig lustig. Er nimmt kein Blatt vor den Mund. Von verschiedenen Veranstaltungen kenne ich ihn inzwischen seit ein paar Jahren. Ich freu mich einfach, wenn ich bei einem Event wie dem Laureus Award mit Sportlern in Kontakt komme. Und ich weiß, dass einige den Film sehr genossen haben. Nico Rosberg sagte mir, wie großartig er "Rush" fand. Es ist der Wahnsinn, wenn echte Rennfahrer solch ein Feedback geben. Besser geht's nicht. Und Niki hat mir das gleiche Feedback von Lewis Hamilton und anderen Fahrern weitergegeben.

SPOX: Ist es für einen Film-Star noch aufregend, zu einer Sportler-Gala zu gehen?

Brühl: Da werde ich wieder zu einem Fan - gerade, wenn ich Sportler sehe, die meine Kindheit geprägt haben. Eric Cantona zum Beispiel. Er ist so ein cooler Typ. Nicht nur als Fußballer, auch als Schauspieler finde ich ihn sehr interessant. Als ich ihn beim Award sah, war ich total geflasht. Oder Bobby Charlton, eine Mega-Legende. Ich hätte gerne mit ihm gequatscht, vor allem über die WM 1966. (lacht)

SPOX-Porträt: "Ich bin kein Mensch, ich bin Cantona"

SPOX: Mit dem FC Bayern als Team des Jahres gab es einen zweiten deutschen Laureus-Preisträger. Hat sich Ihre Abneigung gegenüber den Bayern etwas gelegt, seit sie von Pep Guardiola trainiert werden und ähnlich ansehnlich spielen wie Ihr Lieblingsverein FC Barcelona? Sind Sie ein Bayern-Fan?

Brühl: Nein, das kann ich nicht mit mir vereinbaren. Bayern ist eine unglaublich starke Mannschaft, die unglaublich guten Fußball spielt. Für Barcelona wird es hart, wenn ich an die laufende Champions-League-Saison denke. Ich weiß nicht, wer die Bayern stoppen kann. Irgendwie freut es mich auch. Die Bayern sind eine sehr sympathische Mannschaft - dennoch werde ich nie sagen, dass ich Bayern-Fan bin. Da wäre ich ja nur ein Fähnchen im Wind.

SPOX: Sie sind in Köln aufgewachsen. Was ist mit dem FC?

Brühl: Klar gibt es eine Affinität. Als es noch Müngersdorfer Stadion hieß, waren wir oft dort. Und mich freut es, dass der FC wohl aufsteigt. Es ist nur so: Auf der spanischen Seite meiner Familie gab es immer mehr Begeisterung für den Fußball, vor allem bei den Onkels. Das hat mich als Kind mehr geprägt. Viele meiner deutschen Kumpels necken mich und sagen: "Jaja, bist ja nur einer von den Barca-Erfolgs-Fans." Dabei stimmt es gar nicht, es ging viel früher los.

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