Grabenkämpfe und ein Schuss durch die Wand

Von Alexander Maack
Alonso auf Abwegen: Der Spanier und die Scuderia gehören bisher zu den Flops der Saison
© getty

Weltmeister Sebastian Vettel und Red Bull dominieren die Formel 1. Den größten Aufschwung aber verzeichnete Mercedes. Negativ fielen vor allem Fernando Alonso und Ferrari auf, die sich in Grabenkämpfe verstricken. McLaren beeindruckt dagegen mit Pannen und zerstört das eigene Renommee.

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Red Bull: Das Team von Sebastian Vettel ging mit dem größtmöglichen Selbstvertrauen in die Saison 2013: Dreifachweltmeister in der Fahrerwertung, Dreifachweltmeister in der Konstrukteurswertung und ein zum Ende des Jahres 2012 schlicht überlegenes Auto.

Dennoch haderte Red Bull in den ersten WM-Läufen. Die Reifen wollten nicht zum abtriebsstarken Auto passen. "Wenn man nur wegen der Reifen bis zu fünf Sekunden pro Runde verliert, dann hat das nicht viel mit dem Können des Fahrers und des Autos zu tun", regte sich Vettel nach dem China-GP auf.

Der Weltmeister aus Heppenheim liegt aktuell trotzdem meilenweit vor der Konkurrenz. In der Fahrerwertung trennen Vettel 38 Punkte vom Zweiten Kimi Räikkönen. In der Konstrukteurswertung liegt Red Bull sogar mit 69 Punkten Vorsprung an der Spitze. Das Team aus Milton Keynes holte in dieser Saison das Maximum heraus und profitierte dabei von der fehlenden Konstanz der Konkurrenz.

Selbst das harte und umstrittene Überholmanöver von Vettel gegen Mark Webber in Malaysia hat sich nicht negativ ausgewirkt. Vettel dominiert seinen Teamkollegen nach Belieben. Aktuell stellt sich die Frage, wer Vettel noch einholen soll. Eine Antwort drängt sich nicht auf.

Mercedes: Die Silberpfeile sind aktuell das einzige Team, das mit Red Bull mithalten kann. Endlich dreht das einzige deutsche Team auf: Die Silberpfeile liegen auf Platz zwei der Konstrukteurswertung. Ferrari? Lotus? McLaren? Teils weit abgeschlagen.

Die Schrecksaison 2013 hakte Mercedes frühzeitig ab, analysierte detailliert und nutzte die restlichen Rennen als besseres Testprogramm. Die Ingenieure konstruierten ein komplett neues Auto. Dass revolutionäre aerodynamische Entwicklungen ausblieben, dürfte dabei ein Erfolgsgeheimnis sein. Die Fortschritte verstecken sich unter der Verkleidung.

Beeindruckend ist zudem die Entwicklung, die das Team aus Brackley innerhalb weniger Rennen hinlegte. Neuzugang Lewis Hamilton schloss Siege in dieser Saison am Rande der Wintertests noch aus. Seit den illegalen Reifentests in Barcelona ist Mercedes aber ein dauerhafter Siegkandidat.

Drei von fünf Rennen gewannen Nico Rosberg und sein britischer Teamkollege seitdem. Nun keimen größere Hoffnungen. "Das Problem ist, dass man nicht gleichzeitig mit zwei Fahrern im gleichen Team Weltmeister werden kann", erklärte Teamchef Ross Brawn.

Das in der Breite wohl bestbesetzte Ingenieursteam der Formel 1 arbeitet schon jetzt auf Hochtouren am neuen Auto für die erste Saison mit V6-Turbomotoren. Bis dahin können sich Nico Rosberg und Lewis Hamilton weiter im Siegen üben.

Kimi Räikkönen: Der Iceman strahlt. Regelmäßig schien der Finne zu Saisonbeginn seine Charakterkühle auf die empfindlichen Pirelli-Pneus zu übertragen. In Australien gelang Räikkönen prompt der Auftaktsieg - mit einem Stopp weniger.

Schläuche zur Umleitung der Kälte aus dem Cockpit in die Reifen blieben bis heute unentdeckt. Vielmehr ist Räikkönens Vorteil auf seine eigene Leistung zurückzuführen. Der 33-Jährige schafft mit seiner Fahrweise die Grundlage für seine Erfolge. Nicht umsonst kam Räikkönen nur in Malaysia hinter seinem schnellen Teamkollegen Romain Grosjean ins Ziel.

Durch seine Auftritte hat sich Räikkönen zum begehrtesten Fahrer im F1-Zirkus gemacht. Der Weltmeister von 2007 darf sich mittlerweile wohl aussuchen, ob er für Lotus, Ferrari oder Red Bull starten will. Drei der vier aktuellen Topteams buhlen um einen einzigen Fahrer: Eine luxuriösere Situation kann es für Räikkönen nicht geben.

Lotus: Das früher unter den Namen Benetton und Renault firmierende Weltmeisterteam kämpft noch immer mit durchwachsener Performance im Qualifying. Die Pace im Rennen ist dagegen bei hohen Temperaturen überwältigend.

Auch die Reifenänderungen haben das Team nicht zurückgeworfen. Stattdessen ist der Rennstall aus Enstone stärker als zuvor, weil auch Romain Grosjean plötzlich zum Sieganwärter mutiert - sofern er ein Rennen konzentriert beendet und sich keine Leichtsinnsfehler leistet.

Spannung: Auch wenn der Vorsprung von Sebastian Vettel und Red Bull in den WM-Wertungen beeindruckt, Langeweile kann der Formel 1 auch in dieser Saison kein Zuschauer vorwerfen.

Fünf verschiedene Fahrer aus vier unterschiedlichen Teams gewannen mindestens einen WM-Lauf. Selbst nach dem Qualifying ist die Prognose der Kräfteverhältnisse im Rennen für Experten und Ingenieure schwierig. Die siegreiche Taktik wird oft erst am Sonntag endgültig festgelegt.

Dass die Rennleitung die Rennaction nicht mehr auf die Goldwaage legt und Zweikämpfe milder bewertet als noch 2012, trägt zusätzlich zur Attraktivität bei. Rad-an-Rad-Duelle sind wieder gern gesehen, auch wenn sie durch den Einsatz von KERS und DRS noch immer selten sind.

Die Flops: Ferrari, Pirelli, Webber und Co.