Grabenkämpfe und ein Schuss durch die Wand

Von Alexander Maack
Alonso auf Abwegen: Der Spanier und die Scuderia gehören bisher zu den Flops der Saison
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Flops:

Ferrari: Nach Siegen in China und Barcelona für Vizeweltmeister Fernando Alonso begann Ferraris vorläufiger Abstieg. Obwohl die Scuderia wegen der Ungenauigkeiten des eigenen Windkanals in die frühere Toyota-Anlage nach Köln auswich, brachten die Updates nicht den erwünschten Erfolg. Nur zwei Podestplätze fuhr Ferrari in den letzten fünf Rennen ein.

Die fehlende Entwicklung gefährdet den Traum, nach 2007 die Weltmeisterschaft endlich wieder nach Italien zu holen. Frust macht sich breit. Fernando Alonso wünschte sich zum Geburtstag öffentlich ein anderes Auto und wurde mit einem Wechsel zu Red Bull in Verbindung gebracht.

Ein Psychotrick ist das Verhalten des Asturiers nicht. Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo stauchte seinen Star am Telefon zusammen: "Dies ist der Moment, ruhig zu bleiben, Polemik zu vermeiden und Demut sowie Entschlossenheit zu zeigen." Dass die Worte des Grafen anschließend auf der Webseite der Scuderia ihren Weg an die Öffentlichkeit fanden, verdeutlicht den Graben zwischen Team und Fahrer.

Die Gerüchte um eine Rückkehr von Kimi Räikkönen dürften dem Spanier ebenso wenig schmecken, schließlich vertritt sein Team seit Jahren überzeugt die Einteilung der eigenen Piloten in zwei Klassen. Der Iceman als demütiger Nummer-2-Fahrer? Kaum vorstellbar.

Pirelli: Die Ereignisse der ersten Saisonrennen waren für Pirelli ein reines PR-Desaster: Kritik von allen Seiten, zu viele Boxenstopps beim Rennen in Barcelona, Sicherheitsrisiko durch platzende Pneus in Silverstone. Beim Entwurf der Slicks sind die Ingenieure über Ziel hinausgeschossen, auch weil sie die Gummis mit keinem aktuellen Auto testen konnten.

Die Mailänder haben lange versucht, keinem Team auf den Schlips zu treten. Zu stark war der Widerstand gegen Modifikationen nach den illegalen Reifentests mit Mercedes in Barcelona. Die Teams mit reifenschonenden Autos wollten ihren Vorteil nicht herschenken. Pirelli nahm Rücksicht und wurde erst durch die Reifenplatzer beim Großbritannien-GP erlöst.

Zwar waren weitere Negativschlagzeilen vorprogrammiert, die peinliche Situation konnte aber endlich bereinigt werden. Sicherheitsgründe erlaubten die Anpassung der Reifen. Am Nürburgring und in Ungarn boten die neuen Gummis Spannung ohne lästige Nebenerscheinungen. Trotzdem bleiben die Probleme noch lange in Erinnerung.

Mark Webber: Auch Sebastian Vettels langjähriger Teamkollege hatte in dieser Saison seine Probleme mit den Pirelli-Slicks. "In Monaco musste ich in Turn 3 anfangen, nach meinen Reifen zu schauen. Und ich habe gesehen, dass es bei Nico Rosberg genauso war", erzählte der Australier.

Obwohl sich Webbers Kritik inhaltlich nicht von Vettels unterschied, besteht im Ergebnis ein riesiger Unterschied. Der Deutsche führt seit dem zweiten Rennen die Fahrer-WM an, Webber fiel dagegen mehrmals auf Rang sechs zurück. Mit der Konstanz des Dreifachweltmeisters kann der 36-Jährige trotz seiner Routine nicht mithalten.

Zudem hat der Australier das Pech gepachtet. Mehrmals bremsten ihn technische Probleme, mehrmals arbeitete sein Team unkonzentriert. In China flog Webber während des Rennens der Reifen weg, in Deutschland kam es zum traurigen Höhepunkt, als sein umherspringendes Rad in der Box einen Kameramann verletzte.

Seine letzte F1-Saison vor dem Wechsel in die Langstreckenweltmeisterschaft WEC sollte für Webber ein glorreicher Abschied werden. Davon ist er weit entfernt. Während der Australier 2010 und 2011 je zehn Mal unter die ersten drei fuhr, schaffte er 2012 nur noch vier Besuche auf dem Podest. 2013 sind es bisher drei. Der Australier hat den perfekten Zeitpunkt für seinen Abgang deutlich verpasst.

McLaren: Nach Problemen in Puncto Zuverlässigkeit im Vorjahr, baute das englische Privatteam sein Auto im Winter komplett neu auf. Das Ergebnis war ein Schuss in den Ofen, der nebenbei die gesamte Küche zum Einsturz brachte.

Dabei begann das Jahr vielversprechend: Noch am ersten Tag der Wintertests fuhr Jenson Button absolute Bestzeit. Für McLarens Katastrophensaison bezeichnend: Die Leistung resultierte aus einem umgekehrt eingebauten Teil der Radaufhängung. Mit vollem Tank wäre das Auto dauerhaft über den Boden geschliffen.

In zehn Rennen haben Sergio Perez und Jenson Button lediglich 57 WM-Punkte gesammelt. Aktuell trennen McLaren in der Konstrukteurswertung 220 Zähler von Red Bull. Das Team aus Woking hat mittlerweile eingeräumt, sich bei der Konstruktion komplett verkalkuliert zu haben und baut das Auto teilweise auf das 2012er Modell zurück.

Sauber: Nico Hülkenberg war nach seinem Abschied von Force India der Geheimtipp für überraschend gute Ergebnisse. Sein Sauber-Team beeindruckte schließlich schon im Vorjahr mit guten Ergebnissen. An diese Leistungen sollte Hülkenberg anknüpfen.

Sauber stellte ihm dafür einen Dienstwagen mit radikal kleinen Seitenkästen zur Verfügung. Der geringere Luftwiderstand zahlte sich jedoch nicht aus. Das Auto ist nicht so schnell wie erhofft. Zudem stockte die Weiterentwicklung beim finanziell angeschlagenen Team aus der Schweiz.

Für Hülkenberg ist die Situation bisher kein riesiges Problem. Teamkollege Esteban Gutierrez hat der Emmericher locker im Griff. Um endlich den Sprung aufs Podest zu schaffen oder gar um Siege mitzufahren, muss Hülkenberg allerdings bei seinem nächsten Vertrag ein glücklicheres Händchen haben.

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