Red Bull bedroht sich - Mercedes erneut stark?

Von Alexander Maack
Geraten Webber und Vettel auch in China aneinander? - Die Stallorder ist auf jeden Fall aufgehoben
© getty

Nach drei Wochen Pause steht mit dem Großen Preis von China endlich das dritte Formel-1-Rennen der Saison an. Die Teams pokern mit zahlreichen Neuerungen. Red Bulls Vorsprung könnte schmelzen, vor allem weil die Gefahr durch den Konflikt zwischen Sebastian Vettel und Mark Webber im eigenen Team lauert.

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Bei Red Bull ist seit dieser Woche endgültig klar, dass WM-Leader Vettel in dieser Saison nicht mehr von seinem Team angewiesen wird, seinem Teamkollegen den Vortritt zu lassen. "Stallorder wird es bei uns keine mehr geben", sagte Motorsportchef Helmut Marko der "Sport Bild".

Nachdem der deutsche Dreifachweltmeister sich vor drei Wochen über die Anordnung von Teamchef Christian Horner hinweggesetzt hatte, kann er nun frei fahren. Allerdings gilt diese Regelung auch für Webber, was für Vettel zu einem großen Problem werden könnte. "Das macht die Sache leichter", findet Webber.

Auch er kann nun jederzeit volles Risiko gehen. "Offensichtlich ist die Beziehung angespannter und das ist nicht das erste Mal", sagte der Australier: "Im Moment konzentrieren wir uns nur auf unsere Einzelleistungen."

Vettel: "Mark hatte es nicht verdient"

Die Frage, die sich vor dem China-Grand-Prix stellt, ist: Wie reagieren die beiden Piloten, wenn sie wieder direkt hintereinander fahren? Der Weltmeister aus Heppenheim gibt sich trotzig. "Ich würde wohl wieder so handeln, weil Mark es wegen Vorkommnissen in der Vergangenheit nicht verdient hat, dass ich als Zweiter durch das Ziel fahre", sagte Vettel: "Ich habe nie Unterstützung von ihm bekommen."

Die Fans dürfte ein weiteres teaminternes Duell freuen, der Pulsschlag am Kommandostand wird dagegen gegebenenfalls gegen 200 tendieren. Neben der Gefahr einer Kollision bereiten die Reifen Sorgen. Kämpfen Vettel und Webber rundenlang gegeneinander, riskieren sie, dass die viel kritisierten Pneus zu früh stark abbauen.

Mercedes darf hoffen

Die Konkurrenz würde sich freuen. Besonders Mercedes darf auf dem 5,541 Kilometer langen Shanghai International Circuit im Sumpfgebiet vor den Toren der Millionenmetropole auf ein weiteres Erfolgserlebnis hoffen. Im Vorjahr holte sich Nico Rosberg seine erste Pole-Position und den Premieren-Rennsieg.

Der Wiesbadener ist ein echter Shanghai-Spezialist. "Ich mag die Strecke sehr und habe mit unserem aktuellen Auto ein gutes Gefühl vor diesem Grand Prix", so Rosberg. Auch sein Silberpfeil-Teamkollege Lewis Hamilton mag das Rennen in China. 2012 stand der damalige McLaren-Pilot in der Startaufstellung und auf dem Siegerpodest auf Rang zwei. Der Brite ist zudem Rekordsieger des China-GP, weil es keinem anderen Fahrer gelang, zwei der bisherigen neun Rennen zu gewinnen.

Shanghai ist eine Mercedes-Strecke

Generell liefen die Autos der Stuttgarter in Shanghai bisher gut, weil die Vorderreifen durch die harten Bremsmanöver mehr gefordert sind als die hinteren Pneus. Den letztjährigen Triumph zu wiederholen, wird dennoch schwer. Die Charakteristik des Silberpfeils und die Rahmenbedingungen haben sich nämlich geändert.

"Wir haben dieses Jahr andere Reifen, eine ganz neue Situation. Du kannst es nicht vergleichen, sondern musst dich anpassen", bestätigte Rosberg. Pirelli nominierte zum ersten Mal in dieser Saison die Mischungen weich und medium. Besonders der linke Pneu wird in Shanghai stark beansprucht.

Deshalb stapelt Mercedes tief. "Wir müssen den Abstand zur Spitze weiter verringern und unsere Entwicklungsgeschwindigkeit aufrecht erhalten", mahnte Teamchef Ross Brawn, der seine Fahrer in Malaysia wegen Benzinknappheit gezwungenermaßen eingebremst hatte.

Um ein gutes Ergebnis zu erzielen, haben die Ingenieure in den vergangenen drei Wochen hart gearbeitet. Zwischen den direkt aufeinanderfolgenden Rennen zu Saisonbeginn blieb kaum Zeit für detaillierte Analysen. Dass es in China neue Teile gibt, bestätigten sowohl Brawn als auch Mercedes-Sportdirektor Toto Wolff: Neue Front- und Heckflügel sollen den Abtrieb auf der 1,4 Kilometer langen Gerade verringern.

Ferrari mit neuen Teilen für ein besseres Qualifying

Auch Ferrari hat Updates zu bieten. "Wir sind gut auf China vorbereitet und werden die ganzen neuen Teile dabei haben, die wir nach der Arbeit in der Fabrik und im Simulator letzte Woche eingeplant haben", erklärte Felipe Massa.

Der Fokus der Scuderia war dabei klar festgelegt. "Wir müssen im Qualifying die Schnellsten werden und daran arbeiten wir momentan hart", meinte Technik-Direktor Pat Fry: "Wir haben uns auf Longruns konzentriert, auch wenn die dieses Jahr nicht so lang sind wie früher, da wir mehr Boxenstopps während der Rennen erwarten."

Räikkönen kann abermals von den Pirelli-Slicks profitieren

"Wir erwarten, dass die meisten Piloten auf eine Dreistopp-Strategie setzen", glaubt Pirelli-Sportchef Paul Hembery:

"Einige könnten es aber vielleicht auch mit zwei Stopps probieren." Darunter könnte abermals Kimi Räikkönen fallen. Der Iceman, der mit neun Zählern Rückstand auf Vettel Rang zwei in der Fahrerwertung belegt, schickt sich mit seinem reifensparenden Lotus an, McLaren-Fahrer Jenson Button den Ruf des Reifenflüsterers abzunehmen.

In Australien schaffte es Räikkönen als einziger Spitzenpilot die gesamte Renndistanz mit zwei Reifenwechseln zu überstehen. "Es gibt keinen Grund, warum es in China nicht gut laufen sollte", erklärte der Finne: "Es ist eine echte Rennstrecke und es gibt gute Überholmöglichkeiten. Unser Auto sieht bisher gut aus. Warten wir also ab, was passiert, wenn wir auf die Strecke fahren."

Räikkönen fuhr schon in Malaysia mit einem weiterentwickelten Auspuff. In China kommen nun neue Updates für Front- und Heckflügel dazu. Zudem soll Teamkollege Romain Grosjean nun mit dem gleichen Auto fahren wie sein Teamkollege. In Sepang musste er noch auf den neuen Auspuff verzichten.

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