Briatore ruft zur Revolution auf

Von Alexander Maack
Briatore ist Verfechter der Kostenobergrenze. Unter den Teams gibt es wenig Zuspruch
© getty

Der frühere Teamchef Flavio Briatore hat massive Kritik an der wirtschaftlichen Dominanz der Top-Teams geübt. Unterstützung erhält er von Lotus-Teamchef Eric Boullier, dem vor allem das Wettbieten um Ingenieure missfällt.

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"Man sieht immer wieder einen Lotus oder einen Sauber, die mit 90 bis 100 Millionen Euro wirklich mit McLaren, Ferrari, Red Bull und Mercedes mithalten oder sie sogar schlagen können. Die haben aber dreimal so hohe Budgets", zitiert "Sky Italia" Briatore, der vom Vorteil einer Kostenobergrenze überzeugt ist: "Man könnte die Formel 1 mit anderen Zahlen austragen. Die Autos wären enger beieinander und es gäbe eine bessere Show."

Briatores Ansicht nach müssten die kleineren Teams sich dafür aber aktiver gegen den Status Quo aussprechen. "Ich verstehe nicht, wieso die Teamchefs sich nicht auflehnen und sagen, dass es jetzt reicht." In den letzten Monaten hatte sich lediglich Saubers Teamchefin Monisha Kaltenborn mehrfach öffentlichkeitswirksam für die Einführung einer generellen Budgetobergrenze ausgesprochen.

Boullier wundert sich über Gagen

Unterstützung erhalten die Kritiker nun von Lotus-Teamchef Boullier: "Die Formel 1 ist sehr riskant, sie ist sehr fordernd, sie ist sehr öffentlich. Es gibt große Gehälter in der Formel 1 und eigentlich in jedem Bereich höhere Gehälter als in jeder anderen Branche. Aber wozu?"

Boullier missfällt offenbar vor allem die aktuelle Personalrochade beim Führungspersonal der Teams. "Ich glaube, es ist Wahnsinn, wenn man einen Geldkrieg beginnt und anfängt, Leuten verrückte Summen zu bezahlen", sagte er zu "Autosport".

Mercedes und das Personalkarussel

Damit spielt der Franzose deutlich auf Mercedes an. Mit Bob Bell, Aldo Costa und Geoff Willis hat der deutsche Autobauer schon 2011 namhafte Ingenieure verpflichtet, um sein Formel-1-Engagement zum Erfolg zu führen. Nach der enttäuschenden Saison 2012 übernahm zudem Niki Lauda den Vorsitz des Aufsichtsrats und Toto Wolff ersetzte den langjährigen Motorsport-Chef Norbert Haug.

McLaren hatte in der Winterpause zudem bekanntgegeben, dass Technik-Direktor Paddy Lowe von Tim Goss abgelöst wird und in diesem Jahr in einer bisher undefinierten Rolle für das Team arbeitet. Damit will das Privatteam verhindern, dass Lowe Zugriffe auf sensible Entwicklungsdaten erhält. Der Brite wird das Team aus Woking nach der Saison verlassen. Angeblich wechselt er ebenfalls zu Mercedes.

Lotus hält sich aus Wettbieten heraus

In das Wettbieten um Fachpersonal will Boullier jedenfalls nicht einsteigen. "Für mich kommt das Unternehmen an erster Stelle, nicht der Kampf um ein paar Hunderttausend Pfund, um einen Angestellten zu behalten." Nach der Ankündigung des Abschieds von Lowe bei McLaren war Lotus' Technik-Direktor James Allison mit dem Team aus Woking in Verbindung gebracht worden.

Zwar sei Allison eine Bereicherung für das Team, dennoch wäre ein Abgang für Boullier kein großes Problem. "James ist sicherlich nicht der einzige Angestellte. Wir haben 150 Mitarbeiter und die meisten Ideen kommen nicht von James Allison", erklärte Boullier.

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