Vettel: "Unbewusstes Schattenboxen"

Von Alexander Maack/Christoph Köckeis
Weltmeister Sebastian Vettel ist mit dem neuen Red Bull noch nicht zufrieden
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McLaren: 395 Runden - Bestzeit: 1:21,444 Minuten (3. Jenson Button)

Gerade die als Reifenflüsterer verschrienen McLaren-Piloten kämpften in Barcelona mit hohem Verschleiß. Die Weiterentwicklung des Setups bereitete den Briten lange Probleme. Vor dem Test am Abschlusstag scheint das Team allerdings einen bedeutenden Schritt in die richtige Richtung gemacht zu haben. Jenson Button spulte beim Longrun-Test vergleichsweise konstante Rundenzeiten ab. Allerdings fuhr der Brite seine schnellste Runde wie Red Bull auf unmarkierten Reifen. Eine genaue Einschätzung des Speeds ist damit kaum möglich.

McLaren arbeitete vor allem am Abgleich der Daten aus dem Simulator mit den realen auf der Rennstrecke. "Ein großer Teil der Wintertests ist methodisches Arbeiten durch viele Systemchecks", erklärte Sam Michaels. "Zudem stellt man sicher, dass der Zusammenhang zwischen Design und Streckendaten stimmig ist."

Die Favoritenrolle für den Saisonauftakt schob der Sportdirektor an Mercedes ab. Dennoch ist Michaels zuversichtlich. "Wir sind auf jeden Fall mit von der Partie", sagte er der "BBC": "Ob wir allerdings davon überzeugt sein können, in Melbourne in die erste Startreihe zu fahren und zu gewinnen, weiß ich nicht." Immerhin: Neben der schnellen Rundenzeit konnte McLaren nach Mercedes am wärmeren Sonntag die zweitmeisten Runden vorweisen und wichtige Daten sammeln.

Jenson Button: "Eine Setup-Veränderung nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Das mag bei einem neuen Auto normal sein, doch für meinen Geschmack dauert es derzeit zu lange. Dadurch verbringen wir sehr viel Zeit in der Box und können auf der Strecke nicht die gewünschten Vergleiche anstellen."

Sergio Perez: "Es ist kein Geheimnis, dass das Wetter bei allen drei Tests nicht ideal war. Ich bin nicht nervös, aber ich hätte schon gerne mehr Informationen über das Auto gesammelt. Leider ließen es die Bedingungen nicht zu. Das ist schon enttäuschend."

Der Fahrplan bis zum Saisonstart

Lotus: 217 Runden - Bestzeit: 1:21,658 Minuten (8. Kimi Räikkönen)

Bisher überzeugte Lotus und deutete größeres Siegpotenzial an. In Barcelona folgten Probleme. 217 Umläufe um den Circuit de Catalunya sind mit Abstand die wenigsten im Feld. Nachdem Kimi Räikkönen sich am Samstag krankgemeldet hatte, streikte am Sonntag zum wiederholten Mal das Getriebe. Erst am Vortag war Ersatzfahrer Davide Valsecchi ausgerollt.

"Das Problem war immer das gleiche. Wir erwarten nicht, dass es bei wärmeren Temperaturen nochmal auftritt", erklärte der Iceman hoffnungsvoll. "Wir haben auch letztes Jahr gesehen, dass wir bei den Tests Probleme hatten und in den Rennen ging es gut." Der Speed stimmt eigentlich: Mit lediglich 50 Runden reichte es für Räikkönen noch zur fünftbesten Tageszeit.

Auch Lotus kämpfte in Barcelona mit Reifenproblemen und schielte neidisch auf die Silberpfeile. "Wir hatten alle erwartet, dass sie sich steigern würden. Jetzt sind wir überrascht, wie deutlich sie vorangekommen sind", sagte Teamchef Eric Boullier. "Es wird ein enger Wettbewerb. Ich bin sicher, dass wir vorne mitmischen können." Räumt Lotus die Zuverlässigkeitsprobleme der Antriebseinheit aus, sollte dies der Fall sein. Hoffnung geben die neuen Flügel, die laut Romain Grosjean auf Anhieb funktionierten und in Australien zum Einsatz kommen sollen.

Kimi Räikkönen: "Gestern war ich krank, heute Morgen unser Auto. Natürlich hätte der Winter besser für uns laufen können. Es gab ein paar Probleme, aber das ist normal. Wenn wir auf der Strecke waren, fühlte sich das Auto gut an."

Romain Grosjean: "Ich habe sicher nicht erwartet heute wieder im E21 zu sitzen. Es war eine Unterbrechung eines freien Tages - aber eine ziemlich gute! Ich war in der Lage die neuen Front- und Heckflügel zu bewerten. Beide fühlen sich besser an."

Davide Valsecchi: "Als sie mir mitgeteilt haben, dass ich keinen Overall habe und der Sitz von Räikkönen ist, habe ich gesagt: 'Gut, es ist der Sitz eines Ex-Weltmeisters. Der wird sicherlich schnell sein.' Dieser Morgen hat mir Zuversicht gegeben, dass ich stark genug bin, hier dabei zu sein."

Sauber: 388 Runden - Bestzeit: 1:21,541 Minuten (6. Nico Hülkenberg)

Für die Schweizer lief der letzte Test wenig erfreulich. Nach dem regnerischen Freitag, dessen Bedingungen Nico Hülkenberg als Schwachpunkt des C32 ausmachte, rollte der Bolide an beiden Folgetagen während einer Rennsimulation mit einem Wasserleck aus.

"Leider hatten wir einige Probleme mit der Zuverlässigkeit, die wir noch untersuchen", sagte Tom McCullough. Saubers leitender Ingenieur an der Rennstrecke dürfte immerhin mit der schnellsten Runde Nico Hülkenbergs zufrieden gewesen sein. Der Emmericher unterstrich mit der sechstschnellsten Zeit der Testtage das Potenzial des Autos.

Nico Hülkenberg: "Wir konnten den überwiegenden Teil unseres geplanten Testprogramms durchführen, das aus einer Qualifying- und Rennsimulation bestand. Die Qualifying-Simulation verlief problemlos, allerdings hat das Auto bei der Balance noch Potenzial. Daher müssen wir vor Melbourne noch einige Hausaufgaben erledigen."

Esteban Gutierrez: "Die Reifen zu verstehen war ein wichtiger Punkt. Vor allem hier in Barcelona, wo das Graining an den Vorderreifen ein großes Problem sein kann. Wir hatten den Reifenabbau aber ganz gut im Griff."

Die Testzeiten im Überblick

Force India: 340 Runden - Bestzeit: 1:21,627 Minuten (7. Adrian Sutil)

Im Gegensatz zu den meisten Wettbewerbern konzentriert sich Force India aktuell auf die Verbesserung des Materials statt neue Teile auszuprobieren. Für die Inder ging es daher vornehmlich darum, das Material genauer zu verstehen.

"Paul hat heute eine Renndistanz absolviert, gestern hatte Adrian bereits die gleiche Distanz geschafft", fasste Chef-Renningenieur Jakob Andreasen zusammen: "Wir haben unser Ziel erreicht, viele Kilometer abgespult und verstehen nun das Arbeitsfenster der Reifen besser."

Der Speed des VJM06 scheint vergleichbar mit dem des Sauber. Für Paul di Resta und Adrian Sutil könnte sich der Verzicht auf neue Teile am Sonntag auszeichnen. Die bei unterschiedlichen Temperaturen gewonnenen Daten dürften dem indischen Team genauere Informationen über das Arbeitsfenster der kritischen Pirelli-Slicks liefern.

Adrian Sutil: "Wir haben viele Boxenstopps trainiert und sind ohne Störungen eine komplette Renndistanz gefahren. Die höheren Temperaturen haben geholfen und uns ideale Testbedingungen gegeben, um die Reifen und ihren Abbau zu verstehen."

Paul di Resta: "Heute war es wärmer. Das hat uns noch wichtige Hinweise in Sachen Reifennutzung gegeben. Wir können die Daten nun mit jenen von Adrian von gestern vergleichen, die unter ähnlichen Bedingungen zustande gekommen sind."

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