Gestatten, Geheimfavorit!

Von Christoph Köckeis
Iceman Kimi Räikkönen und sein Lotus lassen die Konkurrenz um Red Bull staunen
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Williams: 367 Runden - Bestzeit: 1:22.675 (7. Pastor Maldonado)

Verspätet wurde das 2012er-Modell in den Ruhestand verabschiedet. Am Dienstag präsentierte der britische Rennstall seine neueste Kreation. Sie hört auf den Name FW35. Und wildert in Grauzonen. Die Front erinnert an Ferrari. Ausgeprägte Pylonen, an welchen der Flügel befestigt ist, kanalisieren die Luft. Beim Heck folgt man dem Trend zum Schlankheitswahn.

Für Aufregung sorgt der Coanda-Auspuff. Hinter den Endrohren trennt ein waagrechter Steg die Luft. FIA-Renndirektor Charlie Whiting erklärte sie für regelwidrig. Für Mercedes-Teamchef Brawn voreilig: "Dem Buchstaben des Gesetzes ist die Lösung legal." Von den Nebengeräuschen ließ man sich nicht beirren: Ohne grobe technische Mängel lernten Piloten und Mechaniker das Fahrzeug kennen.

Pastor Maldonado: "Im letzten Jahr war das Auto recht gut und vor allem über das gesamte Jahr konkurrenzfähig. Derzeit fühlt es sich so an, als hätten wir einen weiteren großen Schritt gemacht."

Valtteri Bottas: "Das ganze Paket ist besser, speziell der Grip im Heckbereich beim Beschleunigen aus den Kurven. Es ist einfacher zu fahren, erlaubt konstante Rundenzeiten."

Der Fahrplan bis zum Saisonstart

Toro Rosso: 329 Runden - Bestzeit: 1:23.366 (9. Jean-Eric Vergne)

Vergangenes Jahr manövrierte sich Toro Rosso in eine Sackgasse, verkündete Teamchef Franz Torst bei der Präsentation. Der STR8 bietet ein neues, breiteres Spektrum zur Abstimmung, wovon Fahrer als auch Techniker profitieren sollen. Doch die Weiterentwicklung steckt noch in den Kinderschuhen. In Barcelona stand Phase zwei des Kennenlernens an.

Nachdem man sich in Jerez unter den Top Fünf etablierte, droht der Rückfall in die Belanglosigkeit. Mit Soft Pirellis enttäuschte Jean-Eric Vergne als Neunter - die 1:23,366 war zu Äquivalent Williams nicht berauschend. Zwar lag das Hauptaugenmerk auf verschiedenen Setup-Optionen, um das Handling des Boliden zu überprüfen, dennoch ist der Rückstand beträchtlich.

Daniel Ricciardo: "Wir haben an der Aufhängung Veränderungen vorgenommen. Das war interessant und hat uns mit Datenmaterial versorgt. Aus diesem Grund sind die Ergebnisse zu vernachlässigen, es geht um das Lernen."

Jean-Eric Vergne: "Alles, was wir testen, gibt uns Mittel zum Arbeiten, wenn die Zeit reif ist, auf das beste Setup, die Balance und Performance zurückzugreifen. Ich sehe ein enormes Potenzial."

Caterham: 294 Runden - Bestzeit: 1:26.177 (11. Giedo van der Garde)

Tja, da haben wir uns geirrt: Nachdem sich Caterham in Jerez als Vorletzter etablierte, dachten wir, das werde vorerst so bleiben. Besonders der Abgang von Timo Glock würde Marussia zu schaffen machen. Zumindest was die Kräfteverhältnisse betrifft, haben wir vorschnell geurteilt. Zwei Wochen danach sprechen die Fakten gegen den giftgrünen Renner.

Mit Respektabstand rangierte der CT03 am Ende der Zeitentabelle, rund eine Sekunde fuhr man hinterher. Zu allem Überdruss gibt es Ärger an der Regelfront. Die FIA kündigte an, den Auspuff zu verbieten. Ungeachtet dessen hielt man am umstrittenen Flap nach dem Endrohr fest. Gleichwohl stimmt die Zuverlässigkeit leicht optimistisch.

Charles Pic: "Wenn wir die Performance erreichen wollen, die wir uns für Australien vorgenommen haben, wartet noch viel Arbeit. Dennoch fühle ich mich mit jeder Runde wohler."

Giedo van der Garde: "Wir versuchen die Stabilität des Hecks zu erhöhen, das ist ein Bereich, auf den wir uns konzentrieren. Es hat definitiv eine agilere Vorderachse als das 2012er-Auto."

Die Testzeiten im Überblick

Marussia: 241 Runden - Bestzeit: 1:25.115 (10. Max Chilton)

Der Frustpegel erreichte in Jerez den Höchststand: Caterham schien zu enteilen, die Mechaniker schlugen sich mit technischen Defiziten herum, dazu die prekäre Finanzlage. Zumindest die Gefahr endgültig zum belächelten Schlusslicht der Formel 1 zu avancieren, wurde gebannt.

Die für Aerodynamik wesentlich repräsentativere Strecke in Barcelona zeichnet ein weniger tristes Bild: Max Chilton konnte sich an drei Testtagen vor der unmittelbaren Konkurrenz festsetzen, nur der verregnete Abschluss misslang. Vom Mittelfeld ist man weiterhin meilenweit entfernt. Unzureichend auch die Haltbarkeit. Luiz Razia, der zweite Rookie im Team, war diesmal zum Zuschauen verdammt.

Max Chilton: "Der erste Teil unserer Arbeit bestand aus der Erprobungen von KERS und anderen Systemen. Danach konnten wir am Setup arbeiten. Wieder einmal war es so, dass mehr Nutzen hinter den Kulissen gefühlt wurde, als auf der Zeitenliste."

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