Schumacher gibt Rücktritt bekannt

SID
Michael Schumacher hat in seiner Karriere sieben WM-Titel gewonnen
© Getty

Der Rekordweltmeister verlässt zum zweiten Mal die Formel-1-Bühne: Michael Schumacher beendet zum Ende der laufenden Saison seine Karriere. Das erklärte der 43-Jährige am Donnerstag im japanischen Suzuka.

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"Ich kann zufrieden sein mit meiner Leistung der vergangenen drei Jahre und damit, dass ich es geschafft habe, mich kontinuierlich zu steigern. Aber irgendwann kommt die Zeit für den Abschied", sagte Schumacher und ergänzte: "Wer weiß, diesmal vielleicht auch für immer."

Bereits 2006 hatte Schumacher zum ersten Mal seine Karriere beendet, war nach drei Jahren Pause aber zurückgekehrt. Seit seinem Comeback bei Mercedes 2010 fuhr der 43-Jährige aber hinter seinen Möglichkeiten und Ansprüchen hinterher. Nur ein einziger Podiumsplatz steht seitdem zu Buche, obwohl er mit Mercedes andere Ziele verfolgt hatte.

Nachdem Mercedes vergangene Woche den Briten Lewis Hamilton als Piloten für die neue Saison verpflichtet hatte, stand Schumacher plötzlich ohne Cockpit da. Spekuliert wurde zuletzt, ob Schumacher seine Karriere beim Team Sauber fortsetzen würde.

Schumacher lobt Hamilton

Doch damit hatte sich Schumacher gar nicht mehr befasst. Am Ende fehlte dem 43-Jährigen schlicht die Motivation, weiter auf hohem Niveau weiterzufahren. "Andere Möglichkeiten standen nicht zur Debatte, weil ich einfach nicht mehr wollte", sagte Schumacher.

Auch zum monatelangen Rätselraten über eine Vertragsverlängerung bei Mercedes erklärte sich der siebenmalige Champion. Er habe sich nicht entscheiden wollen. Nicht gewusst, ob er die Kraft aufbringen könne und deshalb so lange gezögert.

Dass Mercedes dann Nägel mit Köpfen machte und Hamilton als neuen Fahrer präsentierte, hatte aber offenbar keinen Einfluss mehr auf seine Entscheidung. "Ich war in die Entscheidungsfindung involviert und ich bin zufrieden, dass man einen guten Ersatz gefunden hat."

Zukunft in der Formel 1?

Selbst ein eventuelles Interesse von McLaren oder Ferrari hätte Schumacher von seiner Entscheidung nicht abbringen können. Er sei nun von seinen eigenen Zweifeln befreit, sagte er und will sich ab jetzt auf seine Abschiedstour konzentrieren.

Schumacher, der während seiner Laufbahn bislang 91 Siege in der Königsklasse einfahren konnte, wird am 25. November in Sao Paolo das letzte Formel-1-Rennen seiner einmaligen Karriere bestreiten.

Ob er der Formel 1 in anderer Funktion erhalten bleibt, wollte Schumacher zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. "Das sehen wir dann zur richtigen Zeit."

Reaktionen auf Schumachers Karriereende:

Sebastian Vettel (Red Bull): "Es ist ein großer Verlust, eine Schande. Er war ein großer Bestandteil, wir hatten die letzten drei Jahre viel Spaß mit ihm. Es ist nicht ganz so gelaufen, wie er es sich gewünscht hätte. Das Auto hat es nicht hergegeben, leider konnte er nicht zeigen, dass er es immer noch drauf hat. Für mich ist er immer noch einer der Größten, er muss niemandem mehr etwas beweisen. Es war immer etwas Besonderes, gegen ihn zu fahren. Viele wollten dass er weitermacht, ich selbst auch. Ich hoffe, er bleibt in anderer Funktion dabei, so dass ich ihn hin und wieder noch sehe."

Nico Rosberg (Mercedes): "Das ist natürlich ein riesen Verlust für unseren Sport. Sein Comeback damals war sehr wichtig für die Formel 1. Ich kann mich sehr glücklich schätzen, ihn als Teamkollegen gehabt zu haben. Es war eine Hammer-Erfahrung für mich. Ich habe den größten Respekt für seine Leistung in den letzten drei Jahren."

Ross Brawn (Mercedes-Teamchef): "Er ist der größte Rennfahrer des Jahrhunderts. Es war ein großes Privileg, mit Michael von Anfang an zusammen zu arbeiten. Wir hatten fantastische, aber auch harte Zeiten. Michael hat in seiner zweiten Karriere dem Team sehr geholfen, was viele Leute nicht sehen. Wir haben nicht das erreicht, was wir wollten und das ist frustrierend. Aber er hat einen Anteil an dem, was wir in der Zukunft erreichen werden."

Norbert Haug (Mercedes-Sportchef): "Wir hatten alle den Traum, zusammen zu arbeiten. Unser Plan war, etwas aufzubauen. Wir haben nicht erreicht, was wir wollten. Die Basis ist aber geschaffen, und das war großartig. Er hat alles gegeben, nie aufgegeben. Vielen Dank für deinen Einsatz."

Niki Lauda (Ex-Weltmeister und TV-Experte): "Ich finde es traurig und schade für den ganzen Motorsport, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass Michael Schumacher für sich eine Entscheidung getroffen hat. Und diese Entscheidung hat er nur für sich und nicht für uns getroffen, das haben wir zu respektieren. Ich ziehe die Kappe vor Michael Schumacher, denn in meinen Augen ist er als siebenmaliger Weltmeister der beste Formel-1-Rennfahrer, seit es die Rennserie gibt."

Willi Weber (Ex-Manager): "Die Entscheidung ist absolut vernünftig. Jetzt wird es darauf hinauslaufen, dass er für Mercedes als Markenbotschafter tätig sein wird. Aber er ist auch ein Adrenalinjunkie, er braucht die Kicks. Allerdings wird er bestimmt noch mehr machen in seinem Leben als nur den Pilotenschein. Michael weiß schon, wie er sein Leben gestalten wird."

Sven Hannawald (Skisprung-Olympiasieger und Rennfahrer): Es ist schade, wenn ein Mann, der so viel im Sport und für Deutschland geleistet hat, aufhört. Alle in Deutschland wollten, dass er weiterfährt. Aber man muss seine Entscheidung akzeptieren. Ich habe noch beim letzten Formel-1-Fußballspiel mit Michael gesprochen und ihm gesagt, dass ich hoffe, dass er weiterfährt. Auch als es jetzt die Gerüchte um Sauber gab, habe ich gehofft, dass er noch einen versöhnlichen Ausstieg aus der Formel 1 hinbekommt.

Schumachers Rücktrittserklärung im Wortlaut:

"Ich habe beschlossen, meine Formel-1-Karriere zum Saisonende zu beenden, im Bewusstsein, noch immer mit den Besten der Welt mithalten zu können. Das macht mich stolz, und auch deshalb habe ich mein Comeback nie bereut. Ich kann zufrieden sein mit meiner Leistung der vergangenen drei Jahre und damit, dass ich es geschafft habe, mich kontinuierlich zu steigern. Aber irgendwann kommt die Zeit für den Abschied.

Ich war mir schon während der letzten Monaten nicht mehr sicher, ob ich die nötige Motivation und Energie für ein oder zwei weitere Jahre noch aufbringen kann; und es ist nicht mein Stil etwas zu tun, wovon ich nicht 100 Prozent überzeugt bin. Deshalb habe ich so lange gezögert mich festzulegen. Mit meiner heutigen Entscheidung fühle ich mich von diesen Zweifeln befreit. Am Ende habe ich den Anspruch, nicht nur mitzufahren, sondern um Siege zu kämpfen; und die Lust am Fahren nährt sich bekanntlich auch durch Wettbewerbsfähigkeit.

Ich habe Ende 2009 gesagt, dass ich an meinen Erfolgen gemessen werden möchte, und daher habe ich in den vergangenen drei Jahren viel Kritik eingesteckt, die zum Teil berechtigt war. Es ist unbestritten, dass wir unser Ziel, innerhalb dreier Jahre ein WM-Auto zu entwickeln, nicht erreicht haben. Klar ist auch, dass ich niemandem mehr eine langfristige Perspektive bieten kann. Klar ist für mich aber auch, dass ich nach diesen drei Jahren nicht weniger glücklich sein kann über das, was ich in der Formel 1 erreicht habe.

Ich habe in den vergangenen sechs Jahren vieles - auch über mich selbst - dazu gelernt, und dafür bin ich dankbar: dass man sich öffnen kann, ohne an Focus zu verlieren. Dass Verlieren schwieriger als Gewinnen sein kann, und auch lehrreicher; vorher hatte ich das manchmal aus den Augen verloren. Dass man es schätzen muss, wenn man tun darf, was man liebt. Dass man seine Ueberzeugungen leben sollte. Ich habe meinen Horizont erweitert und bin im Reinen mit mir.

Ich bedanke mich bei Daimler, Mercedes-Benz und dem gesamten Team für das mir entgegen gebrachte Vertrauen. Ich bedanke mich bei allen meinen Freunden, Partnern und Weggefährten, die mir in all den Jahren mit Rat und Tat zur Seite standen. Am meisten aber bedanke ich mich bei meiner Familie, die immer hinter mir steht. Die mir die Freiheit gibt, meine Ueberzeugungen zu leben und meine Freude daran teilt."

Der aktuelle WM-Stand der Fahrer

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