Alonso hofft verzweifelt auf Vettel-Fehler

SID
Fernando Alonso schien beim Indien-GP nicht immer gute Laune zu haben
© spox

Weil Sebastian Vettel im Red Bull dominiert, sieht Fernando Alonso für einen Erfolg beim Indien-GP (So., 10.15 Uhr im LIVE-TICKER) mittlerweile nur noch ein Chance: Fehler der gegnerischen Teams. Doch die präsentieren sich stark. Selbst McLaren ist wieder an Ferrari vorbeigezogen.

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Alonso weigert sich beharrlich, den Kampf gegen Red Bull aufzugeben. Trotz der Überlegenheit des österreichischen Teams hofft der Doppelweltmeister von 2005 und 2006 weiter auf eine erneute Kehrtwende im Kräfteverhältnis. Oder zumindest darauf, endlich wieder halbwegs konkurrenzfähig zu sein.

"Es ist nicht einfach, mit ihnen mitzuhalten, vor allem am Samstag", erklärte Alonso nach dem Qualifying zum Großen Preis von Indien zerknirscht: "Aber am Sonntag sind wir normalerweise wettbewerbsfähig."

Allein, bloß ähnlich schnell fahren zu können, wird Alonso nicht weiterhelfen. Würden die Fahrer so ins Ziel kommen, wie sie starten, hätte der WM-Zweite schon 21 Punkte Rückstand auf Vettel. Dass die Zeit bis zum nächsten Erfolg drängt, hat auch Alonso verinnerlicht.

Keine erfolgreiche Weiterentwicklung

Für den ehrgeizigen Spanier muss die aktuelle Situation frustrierend sein. Seit der Sommerpause wartet er darauf, dass der Ferrari durch neue Teile wieder schneller wird. Seit der Sommerpause ändert sich nichts.

Zuerst konnte er die Geschwindigkeit der McLaren nicht mitgehen, dann die der Red Bull und beim Indien-GP stehen plötzlich beide Teams in der Startaufstellung vor ihm. Immerhin funktionieren die Updates an diesem Wochenende, wie es der angemietete Windkanal prognostizierte.

So muss sich Alonso weiterhin fragen, wie er im Kampf um die Fahrer-WM weiter mit Vettel mithalten soll, wenn die Red Bull dank ihrer Fortschritte in der Qualifikation wesentlich schneller sind.

"Wenn sie nach dem Start davonziehen können, ist das die schlechteste Nachricht für uns", so Alonso, der einen Rennsieg aus eigener Kraft schon abgehakt hat: "Wir müssen die McLaren morgen so schnell wie möglich überholen und Druck auf Red Bull ausüben, damit wir auf einen kleinen Fehler warten können. Ein Problem in der Box, mit der Verlässlichlichkeit oder irgendwas anderes."

Alonso fürchtet sich vor Räikkönen und Force India

Verzweiflung bei Alonso? Die Aussagen des Spaniers machen zumindest einen höchst desillusionierten Eindruck. "Force India und Kimi Räikkönen sind auch sehr schnell. Also können wir ganz schnell auf dem achten oder neunten Platz enden", befürchtet Alonso.

Immerhin: Die Chance zu überholen hat Alonso. Im ersten Sektor des Kurses, in dem beide DRS-Zonen liegen, konnte er die Zeit von Lewis Hamilton unterbieten und hatte zudem die bessere Höchstgeschwindigkeit.

Bei den Longrun-Tests am Freitag schien McLaren etwas schneller als Red Bull und somit auch als Ferrari. Allerdings waren die drei Teams inklusive Räikkönen im Lotus derart eng beeinander, dass sich im Rennen niemand allzu sicher sein kann. So stapelte auch Vettel nach dem erfolgreichen Qualifying möglichst tief.

Unterschiedliche Strategien

"Für heute ist das Resultat für uns gut, aber morgen folgt die Hauptaufgabe", erklärte Vettel: "Die McLaren waren sehr schnell auf den Longruns und die Ferrari-Strategie könnte zur Überraschung werden." Womit der Doppelweltmeister recht haben dürfte. Aufgrund der langen Boxengasse werden die Teams versuchen, ihre Fahrer möglichst lange draußen zu lassen.

Entscheidend wird dabei sein, wer es am längsten auf den weichen Pirelli-Reifen aushält. "Im vergangenen Jahr erwies sich die Zwei-Stopp-Strategie unterm Strich als die schnellste. In diesem Jahr könnte es der eine oder andere Fahrer anhand unserer bisherigen Erkenntnisse aber durchaus mit einem Stopp probieren", bestätigte Motorsportdirektor Paul Hembery schon am Freitag.

Pirelli erwartet Ein-Stopp-Strategie

Mittlerweile hat sich der Eindruck bestätigt: "Wir gehen davon aus, dass sich die meisten Teams für eine Ein-Stopp-Strategie entscheiden werden. Je nach Auto kann der softe Reifen bis zu eine Sekunde pro Runde schneller sein als der harte Slick."

Zumindest Reifenflüsterer Jenson Button scheint sich schon entschieden zu haben: "Man wird im Rennen sehr lange auf einem Satz Reifen unterwegs sein. Vor dem Start des Wochenendes sind die meisten Teams davon ausgegangen, dass man zweimal stoppen wird. Jetzt peilen die meisten ein Ein-Stopp-Rennen an."

Dass Red Bull ein solches Wagnis eingeht, ist höchst unwahrscheinlich. "In Südkorea hieß es am Samstag auch, dass ein Stopp möglich wäre. Unterm Strich wurde es am Sonntag beinahe ein Rennen mit drei Stopps", gab Teamchef Christian Horner zu bedenken. Vettel und Teamkollege Mark Webber werden deshalb wohl konservativ zu zwei Stops an die Box kommen.

Hamilton als Unsicherheitsfaktor

Ein Grund für die Zurückhaltung Vettels sind nicht nur die unterschiedlichen Strategien sondern auch Hamilton, der sich zwar aus dem WM-Rennen verabschiedet hat, aber weiterhin auf Siege aus ist. "Dies ist eine der besten Strecken, auf denen wir fahren, und ich denke definitiv, dass uns die dritte Position morgen die Chance verleiht, um den Sieg zu kämpfen", erklärte der Brite.

Sein Vorteil: Er hat keinen Druck, kann mehr Risiko gehen und will das bewusst ausnutzen. "Ich habe das Gefühl, dass ich am Start deutlich weniger zu verlieren habe als Sebastian vor mir, ich werde aus diesem Grund etwas Druck machen. Sebastian muss sich mehr Sorgen machen als ich", erklärt Hamilton seine Strategie.

Eins ist klar: Alle jagen Vettel. Doch der ist tiefentspannt. "Es wird ein langes Rennen und es können viele Dinge passieren. Wenn wir vorne sind, ist es besser als dahinter", versteckt sich Vettel hinter Floskeln: "Das Gute bei uns ist, dass es vorher kein Drehbuch gibt. Natürlich hat man das eine oder andere Szenario im Kopf, aber letzten Endes kommt es eh anders."

Die Startaufstellung zum Indien-GP in der Übersicht

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