Regenankündigung beunruhigt Sebastian Vettel

SID
Beim Rennen in Singapur droht den Formel-1-Fahrern erstmals Regen. Sebastian Vettel ist beunruhigt
© Getty

Beim Nachtrennen zum Singapur-GP könnte es erstmals regnen. Die Vorhersage beunruhigt Sebastian Vettel, der mit dem Red Bull endlich wieder an der Spitze mitfahren könnte. Mercedes und Ferrari hoffen dagegen auf immense Verbesserung durch neue Teile und Lotus will wieder aufs Podium.

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Streckendaten:

  • Name: Marina Bay Street Circuit
  • Ort: Singapur
  • Länge: 5,073 Kilometer
  • Runden: 61
  • Renndistanz: 309,316 Kilometer
  • Kurven: 9 Rechtskurven, 14 Linkskurven

Darauf kommt es an: Bodenwellen, wenig Grip und Leitplanken überall - mit dem Singapur-GP steht das zweite Stadtrennen des Formel-1-Kalenders an. Nach dem Hochgeschwindigkeitskurs in Monza folgt für die Teams die extremste Umstellung der Saison: Maximaler Abtrieb statt Low-Downforce. 23 Kurven statt 11. Mechanischer und aerodynamischer Grip statt Highspeed.

Trotz der knallharten Veränderung der Anforderungen, den hohen Temperaturen und der extremen Luftfeuchtigkeit blicken fast alle Fahrer begeistert auf das Wochenende. Der Kurs in Singapur ist das einzige Nachtrennen der Formel 1. Das Rennen am Sonntag endet erst kurz vor 22 Uhr Ortszeit.

Für die Fahrer ist Jet-Lag deshalb kein Problem. "Wir bleiben auf europäischer Zeit, damit der Körper im Rhythmus bleibt", erklärt Force-India-Pilot Niko Hülkenberg. "Obwohl es sich merkwürdig anfühlt, ins Bett zu gehen, wenn die Sonne aufgeht."

Um den natürlichen Schlafdrang während der Nacht zu unterdrücken, dunkeln die Fahrer die Hotelzimmer komplett ab. "Man versucht, irgendwie die Zeit totzuschlagen, damit man nicht zu früh ins Bett geht", sagt Michael Schumacher. "Ich bin im Vorjahr zwischen zwei und vier Uhr nachts mit dem Fahrrad unterwegs gewesen, habe mir die Strecke genau angeguckt und ein bisschen trainiert."

Nur eine Überholmöglichkeit

Durch die kurzen Geraden gibt es in Singapur nur eine wirklich gute Überholmöglichkeit: Vor Kurve sieben erreichen die Autos über 300 Stundenkilometer. Glücklicherweise liegt hier auch die einzige DRS-Zone des gegen den Uhrzeigersinn gefahrenen Kurses.

Der Benzinverbrauch ist durch das ständige Abbremsen und Beschleunigen der höchste der Saison. "Konsequenterweise starten wir daher mit einem sehr vollen Tank. Auf kaum einem anderen Kurs sind die Autos beim Start des Rennens so schwer wie hier in Singapur", sagt Renaults Einsatzleiter Remi Taffin.

Probleme drohen insbesondere am Sonntag. Derzeit wird für das Rennen Regen prognostiziert. "Keiner von uns ist je ein Formel-1-Rennen bei Nacht mit Flutlicht im Nassen gefahren", sagt Sebastian Vettel. Unklar ist, wie sich die künstliche Beleuchtung bei Regen auf die Sicht der Fahrer auswirkt. Eins ist jedoch sicher: Der Kurs würde dadurch extrem rutschig und die Wahrscheinlichkeit von Safety-Car-Phasen steigen.

Wetter-Prognose:

  • Freitag: leicht bewölkt, 26-27 Grad, 10 Prozent Regen-Risiko
  • Samstag: sonnig, 26-27 Grad, 20 Prozent Regen-Risiko
  • Sonntag: Schauer, 26-27 Grad, 60 Prozent Regen-Risiko

Reifen: Soft und Supersoft. Pirelli reagiert auf die Bedingungen in Singapur mit einem radikalen Wechsel der Reifenmischungen. Statt der beiden härteren kommen wie letztmals in Monaco und Kanada die beiden weichsten Mischungen der F1-Zero-Palette zum Einsatz. Sie bieten bei der vergleichsweise holprigen Strecke und dem geringen Gummilevel des Straßenasphalts mehr Grip.

Der Nachteil: Die Reifen verlieren schneller an Halt. Die natürliche Überlegung, mehr Boxenstopps einzulegen, führt in Singapur aber zu größerem Zeitverlust als üblich. "Mit der längsten Boxengasse der Saison, die mit nur 60 statt der normalen 100 Stundenkilometern gefahren wird, versucht jeder so wenig Stopps wie möglich zu machen", erklärt Williams-Chefingenieur Mark Gillan.

Statistik:

  • Sieger 2011: Sebastian Vettel (Red Bull) in 1:50:06,757 Stunden
  • Pole-Position 2011: Sebastian Vettel (Red Bull) in 1:44,381 Minuten
  • Schnellste Rennrunde 2011: Jenson Button (McLaren) in 1:48,454 Minuten
  • Rekordsieger: Fernando Alonso (2 - 2008, 2010)

Favoriten:

McLaren: Drei Siege in Folge fuhr das Team aus Woking zuletzt ein. Die Favoritenrolle scheint klar verteilt. Dementsprechend selbstbewusst kommt McLaren zum ersten Asien-GP. "Wir reisen mit erheblichem Momentum nach Singapur", erklärt Teamchef Martin Whitmarsh. "Die letzten Leistungen von Jenson und Lewis haben unsere Ingenieure und Designer überzeugt, die Entwicklung über die restliche Saison aufrechtzuerhalten."

Dennoch erinnert sich Lewis Hamilton nur ungern an die letzten Jahre zurück. "2010 hatte ich einen Reifenschaden und schied aus, nachdem ich mich mit Mark Webber verheddert hatte, und letztes Jahr wurde ich bestraft, nachdem die Räder von Felipe Massa und mir sich berührt hatten", blickte der Brite zurück. "Beide Rennen liefen unglücklich. Ich glaube, ich brauche dieses Mal wesentlich mehr Glück."

Durch die geringe Anzahl an Überholmöglichkeiten hat McLaren einen entscheidenden Vorteil. "Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir uns oft gut qualifizieren können. Das hilft uns auch in Sachen Rennspeed, der im Vergleich etwas schlechter ist", so Technikchef Paddy Lowe. "Es ist interessant zu sehen, wie man Auto und Reifen viel besser schonen kann, wenn man an der Spitze fährt. Das haben wir verinnerlicht."

Ferrari: Schon in der Sommerpause kündigte die Scuderia ein großes Upgrade für Singapur an. Der Zeitplan passt. "Wir haben einige neue Teile fürs Auto dabei und sind optimistisch, dass wir hier und bei den nächsten zwei oder drei Rennen gut aufgestellt sind", sagt Fernando Alonso.

Vergleicht man die Ankündigung mit den letzten großen Neuerungen in Barcelona, könnte Ferrari sich signifikant verbessern. Beim Spanien-GP brachten die Neuerungen etwa eine Sekunde pro Runde. "Unsere Ziele sind, um die Pole zu kämpfen und das Rennen zu gewinnen. Wir wissen, wie wichtig die Pole Position hier ist", erklärt Alsonso.

Die neuen Teile scheinen auch Felipe Massa optimistisch zu stimmen, seine Kritiker endlich wiederlegen zu können: "Es gibt keinen Zweifel, dass gute Resultate helfen. Ich muss hart pushen und gute Resultate einfahren, um zu hoffen, dass ich bald gute Neuigkeiten bekomme." Außerdem hat er seine aggressive Fahrweise mittlerweile abgeändert. "Wenn im Rennen eine Situation eintritt, bei der man ein Risiko eingehen muss, denke ich darüber nach, weil es wichtiger ist, das Rennen zu beenden."

Red Bull: Die Ausgangsposition hat sich für Sebastian Vettel im Vergleich zum Vorjahr geändert. Statt souverän die Fahrer-WM anzuführen, ist der aktuelle Weltmeister nur Vierter, was ihn jedoch keinesfalls demotiviert. "Ich finde es sogar richtig aufregend, jetzt die große Aufholjagd zu starten", sagte Vettel zu "Auto-Bild-Motorsport". "Ziel ist es, alle Rennen zu gewinnen und zu schauen, was dann passiert."

Dafür muss Red Bull aber zuallererst die eigenen Qualifying-Probleme in den Griff bekommen. In Belgien und Italien startete der beste Red Bull aus der dritten Reihe. Die letzte gute Platzierung war Vettels dritter Platz in Ungarn.

Auch der Grund für den Defekt an der Lichtmaschine des Renault-Aggregats, der der Grund für die markigen Worte des Red-Bull-Besitzers Didi Mateschitz war, ist noch immer nicht hundertprozentig geklärt. "Wenn wir wüssten, was der Fehler war, hätten wir ihn schon nach dem ersten Mal behoben", sagte Vettel. "Aber wir haben einige Ideen. Deshalb hoffen wir, dass es diesmal besser sein wird."

Mark Webber versprüht jedenfalls Optimismus: "Wir waren in diesem Jahr auf Stadtkursen solide. Das gibt uns Zuversicht, dass das Auto wieder an vorderster Front fahren kann."

Lotus: Beim letzten Rennen haderte Lotus noch mit der Leistung des Renault-Motors, jetzt wollen die Franzosen wieder angreifen und aufs Podium fahren. "Wir haben schon für Singapur einige Updates", sagt Teamchef Gerard Boullier. "Und wir glauben, dass das niedrige Downforce-Level uns wie schon in Budapest und Monaco liegt."

Lotus bringt einen neuen Heckflügel mit nach Asien. Das Doppel-DRS wird erst zum Japan-GP fertig. "Wir denken, dass wir einen Heckflügel entwickelt haben, der viel Abtrieb bietet und dennoch den Löwenanteil des DRS-Potenzials erlaubt", erklärt Technik-Direktor James Allison.

Dass Kimi Räikkönen immer das Maximale aus dem Auto herausholt, ist bekannt. Der Iceman zeigte sich in Singapur genervt, als er darauf angesprochen wurde, dass er immer noch keinen Saisonsieg eingefahren hat. "Es zählen Punkte und nicht Siege", sagte der Finne kurz angebunden. "Und wer am Saisonende die meisten Punkte auf dem Konto hat, hat den Titel auch verdient."

Zudem kehrt mit Romain Grosjean der etatmäßige Stammfahrer zurück, nachdem er seine aus dem Spa-Crash resultierende Sperre abgesessen hat. "Er wird sogar mehr Selbstvertrauen haben, nachdem wir die Dinge besprochen und geklärt haben", so Boullier.

Mercedes: Hoffnung. Auspuff. Silberpfeil. Der beim Young-Drivers-Test geprüfte Auspuff scheint vollkommen überzeugt zu haben. Dieser nutzt den Coanda-Effekt aus, bei dem der Gasstrahl der gebogenen Fläche noch weiter folgt.

"Die Wirkung des Auspuffs ist bedeutsamer bei geringerer Geschwindigkeit und bringt zusätzlich bessere Balance, die man für die Hinterreifen braucht", so Ross Brawn. Genau dort also, wo zuletzt das größte Problem der Stuttgarter lag.

So ist es kaum verwunderlich, dass auch die Piloten wieder nach vorne blicken. "Ich habe es am Montag im Simulator getestet", so Nico Rosberg. "Man fährt dort am Computer und dann sagt einer: 'Okay, wir bauen dir jetzt den neuen Auspuff drauf.' Dann drehe ich mich um und denke, was denn jetzt los ist. Dann kommen ein paar neue Werte in den Computer und ich spüre sofort, in welchem Bereich die Updates ein wenig besser sind und wo der Grip ist. Unglaublich ist das!"

Zeitplan:

 

  • Freitag, 12 Uhr: 1. Training
  • Freitag, 15.30 Uhr: 2. Training
  • Samstag, 12 Uhr: 3. Training
  • Samstag 15 Uhr: Qualifying
  • Sonntag, 14 Uhr: Rennen

 

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