Mercedes übt sich in Zweckoptimismus

Von Alexander Maack
Problemlos lief das Singapur-Wochenende bisher für Michael Schumacher und Mercedes nicht
© spox

Es sollte das Comeback des Wochenendes werden. Doch der große Optimismus ist bei Mercedes wieder verflogen. Statt vorne mitzumischen, kämpfen die Silberpfeile auch im Singapur-Rennen (So., 13.45 Uhr im LIVE-TICKER) mit Force India.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Die Vorfreude auf das erste Asien-Wochenende war bei Nico Rosberg riesig. "Ich habe es am Montag im Simulator getestet", sagte Rosberg. "Man fährt dort am Computer und dann sagt einer: 'Okay, wir bauen dir jetzt den neuen Auspuff drauf.'"

Die gewünschten Auswirkungen beschrieb er bildlich: "Dann drehe ich mich um und denke, was denn jetzt los ist. Es kommen ein paar neue Werte in den Computer und ich spüre sofort, in welchem Bereich die Updates ein wenig besser sind und wo der Grip ist. Unglaublich ist das!"

Doch in Singapur angekommen, stellte Mercedes schnell fest, dass die neuen Teile nicht den erhofften Quantensprung brachten. Platz 14 und 18 im ersten und Rang acht und elf im zweiten Freien Training, waren die ernüchternde Bilanz des Freitags.

"Gesamtbild noch nicht verstanden"

"Wir hatten zwei produktive Sessions. Trotzdem habe ich das Gesamtbild noch nicht verstanden", sagte Schumacher noch am Freitag. "Wir müssen uns die Daten heute Abend definitiv gut angucken." Doch trotz der Bemühungen reichte es im Qualifying am Samstag nur knapp zum Sprung in die Top Ten.

Alonso-Lob nach Qualifying: "Hamilton wie von anderem Stern"

Nico Hülkenberg fehlten im Force India nur 0,068 Sekunden auf den vor ihm platzierten Rosberg und scheiterte somit denkbar knapp an der Qualifikation. "Ich bin gar nicht zufrieden. Es ging mächtig in die Hose", bilanzierte Hülkenberg. "Wir hatten definitiv ein Q3-Auto."

So übte sich Schumacher, der von Rang neun startet, in Zweckoptimismus. "Ich bin mit dem Qualifying-Ergebnis relativ zufrieden, wenn ich bedenke, wie das Wochenende lief", sagte der Rekordweltmeister.

Unterstützung erhielt er dabei von seinem Chef Norbert Haug: "Wir haben unsere Performance im Gegensatz zu gestern verbessert", sagte Haug. "Michaels Zeit in Q2 war drei Zehntelsekunden langsamer als der Drittplatzierte."

Problem Rennperformance

Trotzdem fuhren beide Fahrer keine gezeitete Runde mehr, um beim Start zum Rennen die freie Reifenwahl zu haben. Kein schlechter Schachzug: Für eine bessere Platzierung hätten Schumacher und Rosberg die superweichen Reifen wählen müssen.

"Die neuen Reifen und die Freiheit bei der Strategie, mit welchem Reifen wir das Rennen beginnen, ist für uns wichtiger", sagte Schumacher gutgelaunt. Das Hauptproblem war zuletzt der viel zu schnelle Grip-Verlust bei weichen Pneus. Ein voller Tank belastet die Reifen aber zusätzlich. Mit der härteren Mischung können Schumacher und Rosberg wesentlich länger fahren, bis sie ihren ersten Boxenstopp einlegen müssen.

Allerdings müssen Schumacher und Rosberg zuerst die Piloten abwehren, die hinter ihnen stehen. Nico Hülkenbergs Teamkollege Paul di Resta bewies mit dem sechsten Startplatz, dass mehr Potenzial im Force India steckt.

Der von Rang zwölf startende Lotus-Pilot Kimi Räikkönen konnte zudem am Freitag während der Long-Run-Tests die Geschwindigkeit der schnellen McLaren von Jenson Button und Lewis Hamilton mitgehen.

McLaren weiter dominant

Die beiden Briten von McLaren gehen derweil unter völlig anderen Vorzeichen ins Rennen. Mit drei Siegen in Folge brachte das Team aus Woking erstmals in dieser Saison Konstanz an die Spitze und ließ keine Umkehrung des Trends zu.

Lewis Hamilton leistete sich nur in den Freien Trainings Fahrfehler während seiner schnellen Runden und verschenkte damit die Bestzeiten. Im Qualifying steigerte sich der Brite, brauchte dafür aber vier Anläufe. Im Rennen muss er nun schnell wieder zur alten Konstanz zurückfinden. Der kleinste Fehler bedeutet auf dem Stadtkurs die Gefahr, das Rennen mit einem Crash in die Mauer vorzeitig zu beenden.

"Wir waren nicht sicher, wo wir im Vergleich zu den anderen stehen" sagte Hamilton. "Sebastian war in den meisten Sessions unglaublich schnell". Trotz drei Bestzeiten in drei Trainings reichte es für Sebastian Vettel am Ende nur zu Startplatz drei.

Immerhin: Für Vettel die beste Platzierung seit der Sommerpause, wobei er bei der Abstimmung etwas weniger auf das Rennen ausgerichtet zu sein scheint als die Konkurrenz. "Da ist noch was drinnen", hatte Helmut Marko vor dem Qualifying betont: "Wir erwarten die Pole-Position."

Angst vor Maldonado

Gereicht hat es nicht. Auch weil Pastor Maldonado eine überraschend starke Performance hinlegte. "Es war wirklich überraschend, ihn da vorne zu sehen", wunderte sich Fernando Alonso anschließend.

Ob der Williams-Pilot im Rennen eine ähnlich gute Performance bieten kann? Zunächst ist er Kandidat für einen frühen Crash. "Wenn Maldonado in der ersten Kurve auf der Innenseite liegt, komme ich wahrscheinlich ein bisschen in Schwitzen", sagte McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh.

Der Führende in der Fahrer-WM startet derweil nur von Rang fünf. "Wir hatten hier am gesamten Wochenende zu kämpfen. Wir waren im Freien Training nicht schnell genug und im Qualifying auch nicht", sagte Alonso.

Noch vor wenigen Tagen hatte der Spanier getönt, sein Ziel seien die Pole Position und der Sieg. Die schon in der Sommerpause angekündigten Updates wie der neue Heckflügel brachten aber nicht die gewünschte Veränderung. Alonsos bescheidener Ziel: Ein Platz auf dem Podest.

Quali-Duelle: So steht es in den teaminternen Duellen