An McLaren führt kein Weg vorbei

Von SPOX
In Monza wird es schwer, die McLaren von Lewis Hamilton (v.) und Jenson Button zu schlagen
© Getty

Nach zwei Siegen in Folge wäre es an der Zeit, dass McLaren den Spitzenplatz auf dem Podest in Monza (Training, Fr., 14.00 Uhr im LIVE-TICKER) wieder abtreten muss. Allerdings hat McLaren neben einem sehr guten Chassis auch den stärksten Motor. Haben Red Bull, Ferrari, Lotus und Mercedes überhaupt Chancen?

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Streckendaten:

Name: Autodromo Nazionale di Monza

Ort: Monza

Länge: 5,793 Kilometer

Runden: 53

Renndistanz: 306,720 Kilometer

Kurven: 7 Rechtskurven, 4 Linkskurven

Darauf kommt es an: Monza ist Legende, Monza ist Highspeed, Monza ist Ferrari-Land. 18 Mal haben die Roten im königlichen Park gewonnen, so oft wie kein anderes Team.

Wer in Monza siegen will, muss vor allem eins haben: Power. Um möglichst viel Top-Speed auf den Geraden zu haben, reisen alle Teams mit ganz speziellen Aerodynamik-Paketen an. Früher war die Regel: so wenig Heckflügel wie möglich. In Zeiten von DRS hat sich das ein wenig relativiert. Nun hat man die Möglichkeit, bei der Abstimmung der Autos etwas mehr Rücksicht auf die wenigen Kurven zu nehmen.

Wichtiger als aerodynamischer Grip ist aber nach wie vor mechanischer Grip, denn die gute Beschleunigung aus den engen Schikanen heraus ist extrem wichtig. Genauso wichtig sind die Bremsen, die die Autos aus extrem hohen Geschwindigkeiten stabil in die langsamen Schikanen hinein verzögern müssen.

Zu guter Letzt heißt es noch, auf die Motoren aufzupassen. Denn bei der zu erwartenden Hitze und einem Vollgas-Anteil von knapp 75 Prozent sind die Aggregate am Limit.

"Im Königlichen Park von Monza läuft unser RS27-V8 in zwei Streckenabschnitten fast 20 Sekunden lang unter Volllast. Das würde für den Start eines kleinen Flugzeugs genügen", verdeutlicht Renault-Motorenpapst Remi Taffin.

Wetter-Prognose:

Freitag: leicht bewölkt, 24-30 Grad, 10 Prozent Regen-Risiko

Samstag: sonnig, 28-30 Grad, 0 Prozent Regen-Risiko

Sonntag: leicht bewölkt, 27-29 Grad, 10 Prozent Regen-Risiko

Reifen: Hard und Medium. Obwohl es 2011 eigentlich keine großen Probleme mit den Reifen gab und Sieger Vettel mit zwei Stopps durchkam, reist Pirelli 2012 mit härteren Mischungen an als im Vorjahr. Schnelle Kurven sind dabei zwar ein Kriterium, aber nicht das entscheidende, denn außer der Parabolica, der Variante Ascari und den Lesmo-Kurven gibt es nur Geraden und Schikanen. Aufgrund der extrem hohen Geschwindigkeiten wird das Gummi schlichtweg sehr heiß, was Pirelli wohl zu der Sicherheitsvariante veranlasst hat. Nach den Erfahrungen von Spa ist damit fast mit einer Einstopp-Strategie in Monza zu rechnen.

Statistik:

Sieger 2011: Sebastian Vettel (Red Bull) in 1:20:46,172 Stunden

Pole-Position 2011: Sebastian Vettel (Red Bull) in 1:22,275 Minuten

Schnellste Rennrunde 2011: Lewis Hamilton (McLaren) in 1:26,187 Minuten

Rekordsieger: Michael Schumacher (5 - 1996, 1998, 2000, 2003, 2006)

Favoriten:

McLaren: Bei McLaren könnte das Selbstvertrauen nach den zwei Siegen in den letzten beiden Rennen nicht größer sein. "Beide Siege verleihen eine Menge Zuversicht, denn sie machen deutlich, dass wir auf den verschiedensten Strecken gewinnen können", sagte Teamchef Martin Whitmarsh.

Jenson Button und Lewis Hamilton starten ob der Leistung bei den Grand-Prixs in Ungarn und Belgien als Topfavorit ins Monza-Wochenende. Zum einen besitzen sie das derzeit wohl beste Chassis, zum anderen gilt der Mercedes-Motor als der stärkste im Feld. Eine eigentlich kaum zu schlagende Kombination, weshalb der Optimismus bei Whitmarsh riesig scheint: "Unser Potenzial mit wenig Abtrieb war in Spa klar erkennbar."

Die Laune des Teamchefs spiegelt sich auch bei den Fahrern wieder. "Da unser Auto auf schellen Strecken sehr gut funktioniert, freue ich mich schon darauf, wieder einzusteigen", sagte Button, der sich mit seinem Sieg in Belgien im Kampf um die Fahrer-WM zurückgemeldet hat.

Auch sein Teamkollege hat nach dem verpatzten letzten Rennen neues Selbstvertrauen geschöpft. "Ich werde alles tun, um an diesem Wochenende dort endlich einmal zu gewinnen", sagte Hamilton. Immerhin: Den falschen Heckflügel wird er in Monza kaum wählen.

Ferrari: Beim Heimspiel zählt für die Scuderia nur ein Sieg. Dennoch war die Nachfolgersuche für Felipe Massa das bestimmende Thema der letzten Tage. Nico Hülkenberg, Adrian Sutil oder doch ein anderer? Über den Heim-GP redeten nur wenige Tifosi.

"Für uns bei Ferrari ist Monza immer ein sehr wichtiges Rennen, es fällt aber nie leicht, die optimale Performance abzurufen", erklärte Felipe Massa. Der Brasilianer hatte nach dem Ausfall von Fernando Alonso in Spa eine gute Leistung abgerufen und war Fünfter geworden.

Der Aufwärtstrend könnte sich fortsetzen. Auch weil Ferrari sich immer ein wenig mehr als die übrigen Teams auf die Entwicklung der Fahrzeugteile konzentriert, die wegen des geringen Abtriebs nur in Italien gefahren werden.

Der WM-Führende Fernando Alonso hat unterdessen ein ganz anderes Upgrade parat: "Ich bin mir sicher: Ihre Emotionen werden sich auf das Team und die Fahrer übertragen. Je mehr PS uns die Fans bescheren, umso besser."

Lotus: Nach der Sperre für Romain Grosjean steht vor allem Ersatzfahrer Jerome D'Ambrosio im Fokus. "Ich habe außerhalb des Autos in diesem Jahr hart an mir gearbeitet und versucht mich bestmöglich auf solch einen Fall vorzubereiten", versprach der Belgier. Allerdings: Nachdem er kein Einsatz-Cockpit für die Saison 2012 bekam, fehlt D'Ambrosio mittlerweile die Rennpraxis. Entscheidend wird deshalb sein, wie schnell sich der Belgier an die realen Bedingungen gewöhnt.

Zudem verzichtet Lotus wie schon in Spa auf das neue Doppel-DRS. Schon in Belgien hatte Kimi Räikkönen im Rennen allerdings deutliche Nachteile bei der Höchstgeschwindigkeit. Trotzdem zeigte sich der Finne für das anstehende Rennen motiviert und versteckte sich nicht hinter Floskeln: "Ich freue mich auf die Fans und denke, es würde ein ganz besonderes Gefühl sein, dort auch als Lotus-Fahrer auf dem Podium zu stehen. Hoffentlich haben wir dieses Mal eine realistische Chance im Kampf um den Sieg."

"Um in Monza schnell zu sein, benötigst du ein Auto, das auch auf den Randsteinen aerodynamisch stabil ist", erklärt der Finne. "Außerdem brauchst du einen starken Motor, da wir die meiste Zeit Vollgas fahren. Ich denke, wir sollten in beiden Bereichen recht gut sein." Lotus strebt wie schon in Spa den Sieg an.

Red Bull: Unsicher, wie die Leistungsfähigkeit seiner Autos in Italien zu beurteilen ist, wirkte Red-Bull-Chef Christian Horner in dieser Woche. Im letzten Jahr hatte Red Bull das Rennen mit einem Start-Ziel-Sieg dominiert. "Ich denke, dass das, was letzte Saison war, in dieser Saison, die sich ja als völlig anders darstellt, überhaupt keine Rolle spielt", erklärte Horner jedoch vor dem Italien-Wochenende. "Wir gehen jetzt nach Monza und hoffen einfach, dort konkurrenzfähig sein zu können."

Auch die Fahrer ließen sich kaum zu Vorhersagen bewegen. "Ich freue mich sehr auf Monza, die Strecke ist etwas Besonderes für mich", sagte Sebastian Vettel, der 2008 im Toro Rosso in Italien seinen ersten Grand-Prix-Sieg einfuhr.

Der Grund: Dem Renault-Motor fehlt die benötigte Leistung, damit der Red Bull auf der Highspeed-Strecke konkurrieren kann. Dennoch macht nicht zuletzt Vettels Leistung im Rennen von Spa dem Team Mut. Der Deutsche überholte zahlreiche Gegner vor der Bus-Stop-Schikane, die mit etwa 300 Stundenkilometern angefahren wird. Red Bull galt zudem schon im Vorjahr als zu langsam auf der Gerade und gewann das Rennen trotzdem souverän.

Mercedes: Beim Werksteam soll es in Monza endlich wieder für eine gute Platzierung reichen. "Die streckenspezifischen Veränderungen am Auto, wie sie nur einmal im Jahr zum Einsatz kommen, sorgen möglicherweise dafür, dass die Hackordnung nicht ganz deckungsgleich mit der in Spa erlebten sein wird", vermutete Norbert Haug. Vor allem der starke AMG-Motor macht Hoffnung auf ein gutes Abschneiden.

"Da sollte es für uns besser laufen", hoffte auch Nico Rosberg. "Die Neuigkeiten, die ich aus unserem Werk höre, stimmen mich jedenfalls recht optimistisch, obwohl wir wissen, dass es eine harte Aufgabe wird, Fortschritte zu machen, da die anderen Teams ebenfalls rasch weiterentwickeln", so Rosberg.

Die Hoffnung auf ein Erfolgserlebnis zieht sich durchs gesamte Team. Ross Brawn: "Wir wollen die Europa-Saison mit einem starken Resultat abschließen und dafür wird das Team an diesem Wochenende hart arbeiten." Entscheidend wird wieder einmal sein, ob Mercedes die Reifen in den Griff bekommt. In Spa, wo dieselben Reifenmischungen zum Einsatz kamen, versuchte es das Team mit einer Ein-Stopp-Strategie, scheiterte allerdings. Kurz vor Ende des Rennens mussten beide Fahrer sich neue Pneus holen, weil die alten verbraucht waren.

Zeitplan:

Freitag, 10 Uhr: 1. Training

Freitag, 14 Uhr: 2. Training

Samstag, 11 Uhr: 3. Training

Samstag 14 Uhr: Qualifying

Sonntag, 14 Uhr: Rennen

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM

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