"You were trying to fucking kill me!"

Von SPOX
Spa 1998: Michael Schumacher und David Coulthard rollen nach ihrem Crash an die Box
© Getty

Michael Schumacher feiert seinen 300. Grand Prix am Wochenende - klar - in Spa. Seit seinem Debüt 1991 an gleicher Stelle ist eine Menge passiert. SPOX blickt auf fünf Stern- und fünf schwarze Stunden in Schumachers Karriere zurück.

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Sternstunden

Belgien-GP 1995 in Spa: Schumacher und Hill verzocken sich im Qualifying und kommen bei einsetzendem Regen nicht über die Startplätze 16 und 8 hinaus. Im zunächst regnerischen Rennen arbeiten sich beide schnell an die Spitze, Schumacher wechselt als erster Fahrer auf Trockenreifen und hat den noch auf Regenreifen fahrenden Hill im Nacken. Es geht in Runde 23, die spektakulärste des Rennens, in der Schumi trotz klar schlechterer Bodenhaftung den viel zu zaghaft angreifenden Hill durch gewagte Blockade-Manöver hinter sich hält. So gewinnt er entscheidende Sekunden, die ihm am Ende helfen, das Rennen von Startplatz 16 aus noch zu gewinnen.

Spanien-GP 1996 in Barcelona: Schumacher sitzt in seinem ersten Ferrari-Jahr in einem lausigen Auto. Im Qualifying ist er fast eine Sekunde langsamer als Hill im Williams. Doch dann kommt sintflutartiger Regen nach Katalonien und setzt die Strecke unter Wasser. Während Hill komplett überfordert ist und mehrfach von der Piste kreiselt, scheint Schumacher über das Wasser zu schweben. Kein Gegner kann auch nur annähernd Schumis Tempo mitgehen. Zwischenzeitlich beträgt sein Vorsprung auf den Zweiten 73 Sekunden. Im Ziel liegt er immer noch 45 Sekunden vor dem ebenfalls als Regenspezialist bekannten Jean Alesi. Es ist Schumachers erster Sieg im Ferrari.

Japan-GP 2000 in Suzuka: Die Ausgangslage ist klar: Kommt Schumacher vor WM-Rivale Mika Häkkinen ins Ziel, ist er endlich zum ersten Mal Weltmeister im Ferrari. Die Voraussetzungen sind gut, Schumi steht auf der Pole-Position vor Häkkinen. Doch der Finne gewinnt den Start und setzt sich an die Spitze. Es beginnt eine atemberaubende Hetzjagd. Der Abstand zwischen den beiden ist nie größer als drei bis vier Sekunden. Häkkinen führt bis zu seinem zweiten Boxenstopp. Schumi kann drei Runden länger draußen bleiben und nutzt die Zeit, um die entscheidenden Sekunden gutzumachen. Er kommt nach seinem Stopp als Führender zurück auf die Strecke und rettet mit 1,8 Sekunden Vorsprung den Sieg und den WM-Titel ins Ziel.

Frankreich-GP 2004 in Magny-Cours: Die erste geplante Vierstopp-Strategie der Formel-1-Geschichte und ein Geniestreich des gesamten Ferrari-Teams. Schumacher kämpft im sonst von haushoher Überlegenheit gekennzeichneten siebten WM-Jahr gegen einen gleichwertigen Fernando Alonso um den Sieg. Alonso führt lange, doch dank eines kurzen zweiten Boxenstopps und zweier Gala-Runden setzt sich Schumacher vor ihn. Danach steht die Entscheidung an: Durch einen entsprechend etwas längeren dritten Tankstopp die Führung möglicherweise wieder verlieren oder einen vierten Stopp einlegen und dafür eine Quali-Runde nach der anderen drehen? Ferrari entscheidet sich für vier Stopps und Schumacher setzt die Strategie durch fehlerloses Fahren auf der allerletzten Rille um. Ein Meisterwerk perfekter Fahrkunst.

China-GP 2006 in Shanghai: Regen in China, schon im Qualifying. Schumi schafft das Kunststück, sich trotz haushoch unterlegener Regenreifen von Bridgestone in die dritte Quali-Runde zu retten. Gegen neun Michelin-Gegner schafft Schumi immerhin Startplatz sechs, WM-Rivale Alonso steht auf Pole. Schumi arbeitet sich bei langsam abtrocknender Strecke durch starke Überholmanöver kontinuierlich bis auf Platz drei nach vorne, hat aber schon 25 Sekunden Rückstand auf Alonso. Erst, als sich Renault beim Boxenstopp verpokert und Alonso neue Vorderreifen aufzieht, anstatt wie die meisten anderen die alten, besser haftenden Pneus drauf zu lassen, holt Schumacher rasant auf. Er geht erst an Alonso vorbei und schnappt sich wenig später in der Schneckenkurve auch noch dessen Teamkollegen Giancarlo Fisichella. Alonsos Aufholjagd in den letzten Runden kommt zu spät, Schumi feiert seinen 91. und letzten GP-Sieg.

Teil 2: Schumachers schwärzeste Stunden