"You were trying to fucking kill me!"

Von SPOX
Spa 1998: Michael Schumacher und David Coulthard rollen nach ihrem Crash an die Box
© Getty
Cookie-Einstellungen

Schwarze Stunden

Großbritannien-GP 1994 in Silverstone: Schumacher hat nach dem tragischen Tod von Ayrton Senna in Imola eigentlich keinen Konkurrenten um den WM-Titel mehr. Nach nur sieben Rennen hat er 37 Punkte Vorsprung auf Damon Hill, als es nach Silverstone geht. Schumacher liegt hinter Hill auf Platz zwei, hat diesen aber während der Einführungsrunde verbotener Weise überholt. Er bekommt eine Stop-and-Go-Strafe aufgebrummt, weigert sich aber, diese anzutreten. Folglich sieht er die Schwarze Flagge und wird disqualifiziert. Auch das interessiert ihn aber nicht und er fährt das Rennen zu Ende. Für diese Missachtung wird er zwei Rennen gesperrt. Als er dann später auch noch in Spa wegen eines zu dünnen Unterbodens disqualifiziert wird, ist Hill in der WM plötzlich auf Augenhöhe. Die dramatische Entscheidung zu Schumachers Gunsten fällt beim Crash der beiden im letzten Rennen in Adelaide.

Europa-GP 1997 in Jerez: Es geht im direkten Duell gegen Jacques Villeneuve um den WM-Titel. Schumacher muss vor dem Kanadier ins Ziel kommen, dann hat er den Titel gewonnen. Und er führt das Rennen auch lange Zeit relativ komfortabel an. Doch nach dem zweiten Boxenstopp holt Villeneuve plötzlich rasant auf. Er schließt die Lücke zu Schumachers Ferrari innerhalb weniger Runden und setzt in Runde 48 zum Überholen an. Er ist schon deutlich vor Schumacher, als dieser mit Absicht versucht, Villeneuve abzuschießen und ihn so aus dem Rennen zu befördern. Es klappt nicht, nur Schumacher scheidet aus, Villeneuve wird Dritter und zum Weltmeister. Schumacher bekommt nach der Saison alle WM-Punkte aberkannt und verliert dadurch seinen zweiten Rang. Diesen Aussetzer bezeichnet Schumacher heute noch als größten Fehler seiner Karriere.

Belgien-GP 1998 in Spa: Schumacher kämpft gegen Mika Häkkinen um den WM-Titel und liegt vor seinem Leib-und-Magen-Rennen sieben Punkte zurück. Im Regen-Chaos spielt er dann seine Stärken aus, überholt erst Damon Hill und setzt sich dann rasant vom Feld ab. Er hat über 40 Sekunden Vorsprung, als er auf den zu überrundenden David Coulthard aufläuft, dessen McLaren-Kollege Häkkinen in einer Startkollision ausgeschieden ist. Coulthard geht auf der Ideallinie vom Gas, was Schumacher in der Gischt zu spät bemerkt. Er rauscht dem McLaren ins Heck und reißt sich dabei das rechte Vorderrad ab. Überzeugt, dass ihn Coulthard mit Absicht hat auflaufen lassen, will er ihm später in der Boxengasse an den Kragen. Nur der Einsatz zahlreicher Teammitglieder von McLaren und Ferrari kann eine Schlägerei verhindern. "You were trying to fucking kill me", schreit Schumacher Coulthard an. Jahre später versöhnen sich beide wieder, aber die zehn WM-Punkte sollen Schumacher zum Saisonende schmerzlich fehlen.

Japan-GP 1998 in Suzuka: Gleiches Jahr, ein paar Rennen später. Schumacher kommt mit vier Punkten Rückstand zum Finale, startet aber vor Häkkinen von der Pole-Position aus. Eigentlich. Denn beim zweiten Startversuch stirbt Schumacher der Motor seines Ferrari ab und er muss von ganz hinten starten. Während Häkkinen danach mit deutlich weniger Druck Sieg und WM-Titel entgegen fährt, legt Schumacher eine grandiose Aufholjagd bis auf Rang drei hin. Doch dann fährt er über Trümmerteile und scheidet nach einem Reifenschaden aus. Die zweite Pleite beim WM-Finale in Serie.

Großbritannien-GP 1999 in Silverstone: Das einzige Mal, dass Schumacher in seiner Karriere dem Tod ins Auge geblickt hat. Auf der Anfahrt zur schnellen Stowe Corner versagen die Bremsen an seinem Ferrari und er rast schnurstracks auf die Reifenstapel zu. Dort schlägt er mit 107 km/h frontal ein. Wie durch ein Wunder bricht er sich nur das rechte Bein. Jahre später berichtet er in Interviews, dass er für einige Momente gedacht habe, sein Herz würde aufhören zu schlagen. Zum Glück ist das nicht der Fall, aber die Saison ist nach dem schwersten Unfall seiner Karriere für Schumacher natürlich gelaufen.

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM