Vettel fährt in Silverstone unter Beobachtung

SID
Mit seiner Kritik an der Rennleitung in Valencia ist Sebastian Vettel wohl übers Ziel hinausgeschossen
© Getty

Sebastian Vettel steht nach dem Wutausbruch in Valencia und seiner Verschwörungstheorie unter Beobachtung. Die Sportkommissare, denen der Formel-1-Weltmeister indirekt Manipulation vorwarf, werden am Sonntag beim Rennen in Silverstone bei Vettel ganz genau hinschauen. Der bekräftigt seine Kritik.

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Kritik ist erlaubt, aber Vettel ist mit seiner Behauptung, die Rennleitung habe das Safety Car in Valencia nur auf die Strecke geschickt, um das Feld wieder zusammenzubringen, sicher über das Ziel hinausgeschossen. Die Frage ist: Hat Vettel gegen Paragraf 151c des Gesetzbuches des Automobil-Weltverbandes FIA verstoßen? Dieser Passus ahndet Handlungen, die dem Ansehen des Sports schaden.

Das sagte Roland Bruynseraede zu "dapd". "Das Wegwerfen der Handschuhe hat mir nicht gefallen. Sebastian Vettel hat eine große Vorbildfunktion und dessen muss er sich bewusst sein. Er ist nicht Gott, sondern nur ein kleiner Bursche, der viel Geld verdient", sagte der Belgier. Bruynseraede weiß, wovon er spricht. Denn der 72-Jährige war von 1988 bis 2007 als Renndirektor unterwegs, zunächst in der Formel 1, dann in der DTM.

"Die Vorwürfe sind völlig absurd"

Vettels Vorwurf, Charlie Whiting hätte als Renndirektor in Valencia das Safety Car gar nicht auf die Strecke schicken müssen, ärgert Bruynseraede. Er kenne Whiting seit 30 Jahren und sei daher zu hundert Prozent davon überzeugt, dass er das Safety Car nur aus Sicherheitsgründen auf die Strecke geschickt habe. "Die Vorwürfe, er hätte das Rennen künstlich spannend machen wollen, sind völlig absurd", sagte der Belgier. Die Sicherheit für die Fahrer, für das Streckenpersonal und die Zuschauer habe bei der FIA höchste Priorität: "Da gibt es kein Wenn und Aber."

Vettel hatte bis zur Halbzeit des Rennens wie der sichere Sieger ausgesehen. Durch das Safety Car büßte der Red-Bull-Pilot auf einen Schlag seinen Vorsprung von mehr als 20 Sekunden ein. Vermutungen, der fehlende Fahrtwind während der Neutralisierung sei auch der Grund für die Überhitzung der Lichtmaschine gewesen, bestätigten sich nicht.

Danner: "Sicherheit hat absolute Priorität"

Nach Ansicht des ehemaligen Formel-1-Piloten Christian Danner hat sich die Rennleitung in Valencia korrekt verhalten. "Wenn Metall- und Trümmerteile auf der Strecke liegen, hat die Sicherheit aller Beteiligten absolute Priorität. Deshalb war die Safety-Car-Phase zu hundert Prozent die richtige Entscheidung", erklärte der als RTL-Experte tätige Danner. Die Emotionalität von Vettel sei zwar gut und schön, aber man müsse die Kirche im Dorf lassen.

Etwas anders beurteilt der frühere Grand-Prix-Pilot Gerhard Berger die Situation. Die Entscheidung, das Safety Car auf die Strecke zu schicken, sei zwar richtig, doch die Phase sehr lang gewesen. Der Österreicher nimmt Vettel in Schutz. "Das sollte man alles nicht überbewerten. Es ist herrlich, einen Fahrer wie Sebastian zu erleben, der solche Emotionen zeigt", sagte Berger.

Vettel bleibt bei Kritik an der Rennleitung

Sebastian Vettel hat seine Kritik an der Rennleitung in Valencia verteidigt. "Man hätte dieses Rennen ohne Safety Car fortsetzen können. Der Einsatz war in meinen Augen nicht notwendig", sagte der Formel-1-Weltmeister am Donnerstag im englischen Silverstone. Er habe allerdings nicht von Betrug oder Manipulation gesprochen. "Die Sportkommissare haben das so entschieden, und wir haben das zu akzeptieren. Sie haben den besseren Überblick", erklärte Vettel.

Red-Bull-Berater Helmut Marko hatte nach dem Rennen in Valencia schwere Vorwürfe erhoben und behauptet, die Sportkommissare hätten den Grand Prix durch das Safety Car künstlich spannend machen wollen. Das kenne man ja aus dem amerikanischen Motorsport.

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