Das Trio bittet zum Titel-Tanz

Von Alexander Mey
Mark Webber gewann das Rennen in Silverstone vor Fernando Alonso und Sebastian Vettel
© xpb

Mark Webber sorgt mit seinem Sieg in Silverstone für ein Deja-vu. Dort hat er schon 2010 gewonnen, als er sich bis zum letzten Rennen einen WM-Dreikampf mit Sebastian Vettel und Fernando Alonso lieferte. 2012 könnte es wieder so kommen.

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Sieben Rennen lang war die Formel-1-Saison ein einziges Durcheinander, doch seit dem Kanada-GP zeichnet sich an der Spitze eine Tendenz ab: Red Bull und Ferrari haben sich leicht vom Rest des Feldes abgesetzt.

Spiegelbild dessen war das Podium in Silverstone. Mark Webber, Fernando Alonso und Sebastian Vettel standen da und duschten sich gegenseitig mit Schampus. Kennt man noch, den Anblick. In der Saison 2010 sammelte das Trio insgesamt 30 Podestplätze.

Und es kämpfte bis zum legendären letzten Rennen in Abu Dhabi um den WM-Titel, in dem Vettel Alonso und Webber die Show stahl und zum ersten Mal Weltmeister wurde.

Damals lag Vettel im Titelrennen zwischenzeitlich deutlich zurück, Teamkollege Webber war ihm phasenweise überlegen und setzte ihn gehörig unter Druck. Noch so eine Parallele zur aktuellen Situation.

Webber wieder so stark wie 2010

Webber liegt mit 116 WM-Punkten 16 vor Vettel und hat durch seinen zweiten Saisonsieg nach Monaco - im Fürstentum und in Silverstone siegte er auch 2010 - den Rückstand auf WM-Leader Alonso auf 13 Zähler verkürzt.

Der Australier ist nach der schwachen Saison 2011 wieder voll da, das ist auch Vettel nicht entgangen. "Ich habe den Vorteil, dass er im gleichen Team fährt, daher kann ich sehen, was er macht. Ich glaube nicht, dass es eine Überraschung ist", sagte der Deutsche.

Red Bull: Keine Angst vor Duell Webber vs. Vettel

Schon wieder werden Erinnerungen an 2010 wach, als sich Vettel und Webber bis aufs Messer teamintern bekämpft haben. In der Türkei kam es sogar zum Crash zwischen den beiden. Just in Silverstone hatte Webber damals nach seinem Sieg Teamchef Christian Horner öffentlich vor den Kopf gestoßen, als er über Boxenfunk sagte: "Nicht schlecht für eine Nummer zwei."

Droht 2012 erneut ähnlich böses Blut? "Solche Kopfschmerzen hat man gerne", sagte Horner mit Blick auf die gute Form seiner beiden Piloten. "Beide haben mittlerweile so viel Erfahrung. Sebastian hat zwei Titel gewonnen. Er ist die Messlatte. Es ist eine sehr gesunde Beziehung der beiden. Sie haben viel gegenseitigen Respekt, was sich auch im direkten Zweikampf auf der Strecke zeigt."

Alonso mit seinem Ferrari "unglaublich glücklich"

Auch wenn Red Bull technisch seit dem Unterboden-Update in Kanada, das für deutlich mehr Grip auf der Hinterachse sorgt, einen großen Sprung nach vorne gemacht hat, sollte die Sorge von Webber und Vettel zunächst einmal Ferrari und Alonso gelten. Denn der Spanier hat mittlerweile ein Auto, das unter allen Bedingungen ganz vorne mitfahren kann.

"Ich bin unglaublich glücklich mit den Verbesserungen des Autos. Es war in Valencia sehr gut und hat nun auch hier auf einer völlig anderen Strecke mit sehr schnellen Kurven sehr gut funktioniert", freute sich Alonso, schränkte aber ein: "Ein letzter Schritt fehlt uns noch zu Red Bull. Unter bestimmten Bedingungen scheinen sie uns noch überlegen zu sein."

Wenn, dann vor allem bei Hitze und Trockenheit. Das war in Valencia zu sehen. Regen wünscht sich bei den Bullen niemand. "Wie man gesehen hat, scheinen wir im Trockenen konkurrenzfähiger zu sein als im Nassen", resümierte Red-Bull-Technikchef Adrian Newey.

McLaren "meilenweit von Red Bull und Ferrari weg"

Nicht nur konkurrenz- sondern siegfähig wollte McLaren beim Heimspiel in Silverstone sein. In der viel zitierten Saison 2010 reiste Lewis Hamilton als WM-Führender aus Großbritannien ab, diesmal ist er nur Vierter - wie zum Saisonende 2010.

Viel schlimmer als die 37 Punkte Rückstand auf Alonso war für den Briten aber die Tatsache, dass er vor den eigenen Fans als Achter absolut chancenlos war. "Wir sind meilenweit von Red Bull und Ferrari weg", stellte er ernüchtert fest. Sogar Mercedes, Sauber und Williams seien im Moment schneller als McLaren, sagten Hamilton und Teamkollege Jenson Button einhellig. "Schnelle Kurven, langsame Kurven: Wir scheinen im Moment nirgends besonders gut zu sein", beobachtete Button.

Vettel schreibt McLaren nicht ab

Rätselhaft, denn in den Trainings und noch bis zum dritten Abschnitt des Qualifyings war zumindest Hamilton immer vorne dabei. Seitdem ging nicht mehr viel. Teamchef Martin Whitmarsh erklärte die Formschwankungen mit dem immer noch fehlenden Verständnis der Reifen. Im Umgang mit den Pirelli-Pneus scheint der größte Nachteil von McLaren gegenüber Red Bull und Ferrari zu liegen.

Aber kann man nach erst neun von 20 Rennen schon ernsthaft vom Ende der Titelhoffnungen sprechen? "An ihrer Stelle würde ich mir keine Sorgen machen. Sie haben am Freitag und Samstag bis zum letzten Abschnitt des Qualifyings einen sehr starken Eindruck hinterlassen. Das zeigt, wie schnell sich das Blatt wenden kann", beruhigte ausgerechnet Vettel. "Die Saison ist noch lang und völlig anders als in den Jahren zuvor. Es kann noch eine Menge passieren. Es wird wichtig sein, nicht auszufallen und immer Punkte zu gewinnen."

Vettel will Heimsieg in Hockenheim

Vettel muss es wissen, schließlich lag er 2010 zwei Rennen vor Saisonende noch auf Platz vier in der Fahrerwertung und hatte 25 Punkte Rückstand auf Alonso.

Und wo wir gerade noch einmal auf 2010 zurückblicken. Als nächstes geht es zum Deutschland-GP nach Hockenheim. Den möchte Vettel unbedingt zum ersten Mal gewinnen. Aber vor zwei Jahren siegte dort ein gewisser Fernando Alonso.

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM