Der Wahnsinn hat Methode

Von Alexander Mey
1965 versenkte Paul Hawkins sein Auto im Hafenbecken von Monaco
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Monaco-GP 1992: Das breiteste Auto der Welt

Sieger: Ayrton Senna

1992 war das Jahr des Nigel Mansell. Als er nach Monaco kam, hatte er alle fünf vorherigen Rennen gewonnen. Auch in Monaco konnte ihn niemand gefährden. Er führte souverän.

Sennas McLaren war gegen den Williams von Mansell eigentlich chancenlos. In Runde 60 wäre er bei einem Unfall von Michele Alboreto sogar beinahe ausgeschieden. Er hatte aber Glück im Unglück und verlor nur rund zehn Sekunden.

In Runde 71 wurde es dann dramatisch. Mansell musste an die Box, weil sich eine Radmutter gelöst hatte. Er verlor die Führung an Senna, holte mit frischen Reifen die fünf Sekunden Rückstand aber rasant auf.

In den letzten vier Runden klebte er im Heck des eigentlich völlig unterlegenen McLaren von Senna. Aber der Brasilianer machte sich so breit, dass Mansell, obwohl er es in fast jeder Kurve versuchte, keinen Weg vorbei fand. Am Ende gewann Senna mit 0,2 Sekunden Vorsprung.

Monaco-GP 1996: Es kann nur einen geben

Sieger: Olivier Panis

22 Autos nahmen das Rennen bei noch nasser, aber abtrocknender Strecke auf, drei kamen ins Ziel. Einer der ersten, die ausschieden, war Michael Schumacher. In seinem ersten Ferrari-Jahr hatte er eine gute Chance, das erste Rennen für die Scuderia zu gewinnen. Er lag auf Rang zwei hinter Damon Hill, als er in der Kurve vor dem Tunnel auf den Randstein kam und in die Leitplanke rutschte. Das war's.

Es sah lange Zeit nach einem sicheren Sieg für Hill aus, doch nach 40 Runden fiel er mit mehr als 30 Sekunden Vorsprung wegen technischer Probleme aus. Nun führte Jean Alesi ebenso deutlich vor Olivier Panis im überraschend starken Ligier. Doch nach 60 Runden war auch Alesis Rennen mit gebrochener Radaufhängung vorbei.

Panis führte plötzlich und fuhr seinen einzigen Formel-1-Sieg nach Hause. Nachdem hinter ihm Eddie Irvine, Mika Salo und Mika Häkkinen in einem klassischen Auffahrunfall kurios ausgeschieden waren, blieben hinter Panis nur noch David Coulthard und Johnny Herbert übrig. Heinz-Harald Frentzen beendete das Rennen an vierter Stelle liegend an der Box.

Monaco-GP 2004: Zwei Männer im Tunnel

Sieger: Jarno Trulli

Trulli feierte seinen einzigen F-1-Sieg in einem Rennen voller Kleinholz. Es ging schon in der dritten Runde los, als an Takuma Satos BAR der Motor so spektakulär platzte, dass er einen ganzen Streckenabschnitt vernebelte.

Die Folge war das Auffahren von Giancarlo Fisichella auf das Heck des fast stehenden David Coulthard. Fisichella hatte nichts gesehen, prallte voll auf das Heck des McLaren und flog durch die Luft. Zum Glück blieben alle unverletzt.

Der nächste Akt der Crash-Orgie war der Unfall von Fernando Alonso, der seinen Renault beim Versuch, Ralf Schumacher im Tunnel zu überrunden, in die Leitplanken warf. Das Safety-Car kam auf die Strecke und alle kamen an die Box, außer Michael Schumacher. Sein Plan war, von der Spitze weg einige schnelle Runden zu drehen und so nach seinem letzten Boxenstopp vor Jarno Trulli zurück auf die Strecke zu kommen.

Ob das geklappt hätte, werden wir nie erfahren, denn Schumacher bremste vor dem Restart im Tunnel so hart ab, um die Bremsen aufzuheizen, dass Juan Pablo Montoya hinter ihm nicht mehr reagieren konnte und Schumacher in die Leitplanken schob. Was für ein Bild, als Schumacher mit abgeknicktem Vorderrad aus dem Tunnel auftauchte!

Trulli rettete den Sieg knapp vor Jenson Button ins Ziel.

Monaco-GP 2006: Der parkende Schumacher

Sieger: Fernando Alonso

An diesem Wochenende war Schumacher innerhalb von nur 24 Stunden erst Mr. Hyde und dann Dr. Jekyll. Im Qualifying ging es zwischen ihm und WM-Rivale Fernando Alonso in den letzten Minuten um die Pole-Position. Schumacher führte, hatte aber noch einige Konkurrenten im Nacken, die ihn hätten schlagen können.

Was machte er? Er parkte seinen Ferrari nach einem vermeintlichen Fahrfehler in der engen Rascasse und sorgte somit dafür, dass niemand mehr seine Zeit verbessern konnte. Die Freude über die Pole währte aber nur wenige Stunden. Die Rennleitung unterstellte Schumacher - wohl nicht ganz zu Unrecht - Absicht und versetzte ihn auf den letzten Startplatz.

Von dort aus zeigte Schumacher am nächsten Tag eine der spektakulärsten Aufholjagden der Monaco-Geschichte. Er kam auf der Strecke, auf der man eigentlich nicht überholen kann, dank einer Einstopp-Strategie noch bis auf Rang fünf nach vorne. Fast hätte er sogar Rubens Barrichello den vierten Platz nach abgejagt.

An der Spitze holte sich Alonso im Kampf gegen Kimi Räikkönen seinen ersten von zwei Monaco-Siegen. Am Ende der Saison wurde Alonso zum zweiten Mal Weltmeister.

Monaco-GP 2011: Der Reifenpoker des Sebastian Vettel

Sieger: Sebastian Vettel

Das Wochenende war schon vor dem Rennen dramatisch, da Sergio Perez im Qualifying ausgangs des Tunnels einen heftigen Unfall hatte, der schmerzvoll an den Crash von Karl Wendlinger 1994 erinnerte. Der Österreicher lag damals drei Wochen im Koma, Perez musste dank deutlich verbesserter Sicherheit zum Glück nur ein Rennen aussetzen.

Im Rennen sah erst alles nach einem in dieser Saison üblichen lockeren Sieg für Sebastian Vettel aus. Ein Fehler beim Boxenstopp warf ihn zwar zwischenzeitlich hinter Jenson Button zurück, aber er war nach dessen zweitem Boxenstopp schon wieder vorne, als Felipe Massa und Lewis Hamilton einen Crash provozierten und dadurch das Safety-Car auf die Strecke brachten.

Vettel entschied sich gegen den Rat seines Teams, draußen zu bleiben und zu versuchen, das Rennen auf seinem Reifensatz zu Ende zu fahren - das wären insgesamt 62 Runden gewesen. Während Vettel also eine Einstopp-Strategie versuchte, schlossen Fernando Alonso mit einer Zweistopp- und Button mit einer Dreistopp-Strategie rasant auf. Klar, ihre Reifen waren ja viel frischer.

In Runde 62 waren beide dran und versuchten im Doppelpack, den deutlich langsameren Vettel in einen Fehler zu hetzen. Doch der machte keinen und wurde dafür mit dem Glück belohnt, dass nach einem heftigen Massencrash in der Schwimmbad-Passage das Rennen sieben Runden vor Schluss unterbrochen wurde.

Es wurde zwar noch einmal für einen Sprint zum Ziel neu gestartet, aber Vettel durfte zwischendurch neue Reifen aufziehen und konnte so seinen ersten Monaco-Sieg ins Ziel retten. Ob er es auch auf den alten Reifen geschafft hätte? Er behauptete danach, ja. Alonso bezweifelte das.

Rennkalender: Alle Rennen der Saison 2012