Der Lack war ab und der Silberpfeil geboren

SID
Juan Manuel Fangio feierte im Silberpfeil zwei seiner fünf WM-Titel in den 50er Jahren
© Imago

Vor fast 78 Jahren wurde der berühmteste Rennwagen von Mercedes durch einen kleinen Trick geboren. Und der Mythos lebt noch heute. Nach Nico Rosbergs erstem Formel-1-Sieg am Sonntag in Shanghai wurden sofort Erinnerungen an die goldenen Zeiten der Silberpfeile wach.

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Geboren wurde das legendäre Fahrzeug am 3. Juli 1934 in einer Nachtschicht vor dem Eifelrennen auf dem Nürburgring. Der "W 25", der erste Mercedes der damals neuen 750-kg-Formel, war am Tag vor dem Rennen nämlich ein Kilo zu schwer.

"Da müssen Sie sich einen Ihrer Tricks einfallen lassen", sagte der im Februar 2003 im Alter von 97 Jahren verstorbene Manfred von Brauchitsch zu dem legendären Rennleiter Alfred Neubauer: "Sonst sind wir die Lackierten." So jedenfalls ist es in den Geschichten in den vielen Mercedes-Büchern überliefert worden.

von Brauchitsch gewinnt Eifelrennen

Lack? Das war's! Die ganze Nacht wurde geschabt, gekratzt, geschliffen, bis nur noch das blanke Aluminium zu sehen war. Das eine Kilo war runter, der erste "Silberpfeil" geboren - und siegreich, was auch bis zum Zweiten Weltkrieg mit Fahrern wie von Brauchitsch oder Rudolf Caracciola so blieb.

Nach dem Krieg nahm Mercedes die Motorsport-Aktivitäten erst 1952 wieder auf. Mit Juan Manuel Fangio gelang ein triumphales Formel-1-Comeback, der legendäre Argentinier bescherte den Stuttgartern 1954 und 1955 den Formel-1-Titel.

Horror-Unfall in Le Mans stoppt Mercedes

Dann stoppte der schreckliche Unfall des Franzosen Pierre Levegh, bei dem 1955 bei den 24 Stunden von Le Mans der Fahrer und 82 Zuschauer starben, für 33 Jahre die Motorsport-Aktivitäten der Schwaben und die Erfolgsstory der Silberpfeile.

Dann kehrte Mercedes über Umwege in die Königsklasse des Motorsports zurück, zuerst als Motorenlieferant für das Schweizer Sauber-Team, später dann als Partner des McLaren-Rennstalls. Das war eine überaus erfolgreiche Formel-1-Ehe. Der Finne Mika Häkkinen holte in einem Silberpfeil der Neuzeit 1998 und 1999 den WM-Titel. Der Brite Lewis Hamilton ließ den Mercedes-Stern 2008 noch einmal mit einem WM-Titel erstrahlen.

Der Coup mit Brawn und Schumacher

Dann reifte die Idee für den Alleingang. Die Stuttgarter kauften vor der Saison 2010 das damalige Weltmeister-Team von Ross Brawn und landeten einen weiteren Coup.

Denn drei Jahre nach seinem Rücktritt entschloss sich Rekordweltmeister Michael Schumacher zu einem Comeback. Mercedes und Schumacher - eine Verbindung, die für weltweite Schlagzeilen sorgte.

Im Junioren-Team des Stuttgarter Autobauers war der erfolgreichste Rennfahrer der Geschichte einst auf die Formel 1 vorbereitet worden.

Als das werkseigene Mercedes-Team nach zwei Jahren voller Pleiten, Pech und Pannen bereits verspottet wurde, hat Rosbergs Triumph am Sonntag in Shanghai alle Kritiker verstummen lassen. Der Mythos Silberpfeil lebt, und der erste WM-Titel seit 57 Jahren scheint nur noch eine Frage der Zeit.

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