McLaren-Boss: "Das hat Vettel klug gemacht"

Von Alexander Mey
Sebastian Vettel hat sich in Sepang auf der silbern markierten harten Reifenmischung qualifiziert
© Getty

Das McLaren-Duo Lewis Hamilton und Jenson Button hat die Freigabe, beim Malaysia-GP (So. 9.45 Uhr im LIVE-TICKER) mit offenen Visieren gegeneinander zu kämpfen. Aber am Start droht Michael Schumacher, im Rennen Sebastian Vettel.

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Kaum hatte Michael Schumacher nach dem Qualifying in Sepang einen Meilenstein erreicht, peilte er schon den nächsten an. Nachdem er zum ersten Mal seit dem Japan-GP 2006 wieder an einer Pressekonferenz der Top Drei teilnehmen durfte, sagte er direkt: "Das ist ein schönes Comeback. Viel wichtiger ist aber, auch morgen nach dem Rennen hier sitzen zu können."

Sollte er das schaffen, würde es bedeuten, dass er zum ersten Mal seit seinem Comeback auf dem Siegerpodest gestanden hätte. Ein nicht unrealistisches, aber ein unsicheres Szenario.

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Regen nicht ausgeschlossen

Denn der Malaysia-GP wird auf jeden Fall eine unglaubliche Hitzeschlacht und ein Martyrium für die Reifen werden. Ob es dazu noch regnet, ist in dem tropischen Klima unmöglich vorherzusagen. Gewitter lauern sicher irgendwo, die Frage ist, ob sie die Strecke erreichen oder nicht. Die Regenwahrscheinlichkeit steigt jedenfalls.

Aber auch im Trockenen werden die 56 Rennrunden kompliziert genug werden. Pole-Sitter Lewis Hamilton bringt es auf den Punkt: "Die Pole zu holen, war der einfache Teil. Jetzt geht es darum, diese Pole in den Sieg umzumünzen."

Reifen werden Rennen entscheiden

Wie das in der Theorie funktioniert, ist ihm klar: "Der Schlüssel ist, auf deine Reifen aufzupassen. Ich hoffe, dass ich ein Auto habe, das für das Rennen in einer besseren Position ist als in Melbourne."

Die Pirelli-Reifen werden das Rennen entscheiden. Das wird niemand im Fahrerlager bestreiten. Auch Schumacher nicht. "Ich denke, wir machen uns alle Sorgen, weil diese Temperaturen für uns ziemlich neu sind."

Schumacher hoft auf gelöste Reifenprobleme

Gerade Mercedes kämpfte schon im vergleichsweise kühlen Australien in Person von Nico Rosberg mit zu starkem Reifenverschleiß. Ob das ein einmaliges oder grundlegendes Problem war, wird sich am Sonntag zeigen.

"Wir haben im Training einen guten Job dabei gemacht, unser Auto fürs Rennen vorzubereiten. Wir haben unsere Lehren aus dem Australien-GP gezogen", sagte Schumacher. "Ich habe ein gutes Gefühl, dass unser Auto im Rennen besser funktionieren wird."

Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug klang im "Sky"-Interview nicht ganz so optimistisch: "Wir müssen schauen, ob wir das Reifenthema im Griff haben. Wir sind noch nicht so aufgestellt, das wir aus dem Stand McLaren und Red Bull schlagen können. Dritte Kraft zu sein, ist unser Fahrplan. Im Qualifying waren wir zweite Kraft, aber es wird noch etwas dauern, bis wir auch im Rennen etwas Gutes hinbekommen."

McLaren-Duo fürchtet einander - und Schumis Start

Etwas, das Schumacher immer gut hinbekommt, ist der Start. Davor hat das McLaren-Duo größten Respekt. "Der Mercedes und vor allem Michael sind bekannt für ihre guten Starts. Es wird also eine interessante erste Kurve werden", sagte Melbourne-Sieger Jenson Button.

Sein Plan wird sein, wie schon in Australien bereits am Start an Teamkollege Hamilton vorbei zu gehen, danach auf seine Reifen aufzupassen und den zweiten Saisonsieg nach Hause zu fahren. Aber: "Lewis wird alles daran setzen, nach dem, was in Australien passiert ist, diesmal als Erster aus der ersten Kurve zu kommen", sagte Teamchef Martin Whitmarsh.

Er gab vorsorglich schon einmal die Marschroute aus: "Lewis und Jenson können auf der Strecke machen, was sie wollen." Keine Stallorder also, kein "wer nach der ersten Kurve vorne ist, soll gewinnen". Gott sei Dank!

McLaren-Boss lobt Vettels Reifen-Poker

Gewinnen ist übrigens auch das Ziel von Sebastian Vettel. Das hat der Weltmeister trotz Startplatz fünf nach einem erneut enttäuschenden Qualifying noch lange nicht abgeschrieben.

Sein großer Trumpf sind die Reifen. Als Vettel gemerkt hat, dass er keine Chance auf die Pole-Position hat und dass ihm die weicheren Reifen nicht liegen, hat er sich entschlossen, sich auf den harten Reifen zu qualifizieren. Das könnte ihm am Start vielleicht Probleme bereiten, sollte aber im weiteren Rennverlauf ein Vorteil sein.

"Das hat Vettel klug gemacht", lobte Whitmarsh. "Die Reifen sind hier der Schlüssel und im Rennen ist der härtere Reifen höchstwahrscheinlich der bessere. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass es auch andere versuchen würden."

Vettel will immer noch den Sieg

Dank der harten Reifen sollte Vettel einen längeren ersten Stint fahren und sich dadurch nach vorne arbeiten können. Weniger als die von Pirelli prognostizierten drei Reifenwechsel werden es aber auch bei ihm nicht werden. "Ich denke, dass zwei Stopps unmöglich sind", sagte Vettel.

Der Champion verspricht sich nicht nur wegen der Reifenwahl einiges vom Rennen. "Auf den Long-Runs waren wir am Freitag gut unterwegs", sagte Vettel und verschwieg dabei sogar, dass Red Bull deutlich am schnellsten unterwegs war.

Vielleicht auch deshalb lautet seine Prognose. "Im Rennen ist alles drin, auch bis ganz nach vorne."

Das komplette Ergebnis des Qualifyings