Tag der Abrechnung

Von Alexander Mey
In der Formel-1-Saison 2011 kamen insgesamt 28 Fahrer zum Einsatz
© Getty

Vor der Saison hat SPOX gemeinsam mit Formel-1-Experte Marc Surer die Teamkollegen aller Teams gegenübergestellt und eine Prognose gewagt, wer Vorteile haben wird. 19 Rennen später folgt die Abrechnung: Wer war in der Kombination aus Quali-Leistungen und Rennergebnissen der Bessere? (Grafiken zeigen Endstände in den Quali-Duellen an).

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Sebastian Vettel: 11 Siege, 15 Poles, 3 schnellste Runden, 392 Punkte, Weltmeister

Mark Webber: 1 Sieg, 3 Poles, 7 schnellste Runden, 258 Punkte, WM-Dritter

Die SPOX-Ansage vor der Saison lautete: Webber braucht einen guten Saisonstart, sonst wird es schwer. Er hatte keinen guten Saisonstart - und es wurde extrem schwer für ihn.

Webber hatte zu keinem Zeitpunkt eine Chance gegen Vettel. Das lag zu Beginn vor allem an den Pirelli-Reifen, auf die sich Vettel deutlich besser einstellen konnte als der Australier. Dazu kamen schwache Starts, die Webber das ganze Jahr über immer wieder zurückgeworfen haben.

Er kam in 19 Rennen nur zweimal vor Vettel ins Ziel (Nürburgring und Interlagos). Im Qualifying war er lediglich bei seinen drei Poles schneller. Das reicht nicht, um ein gleichwertiges Teamduell zu führen.

SPOX-Prognose (März 2011): Vorteil Vettel

SPOX-Fazit: Klarer Vorteil Vettel

Jenson Button: 3 Siege, 0 Poles, 3 schnellste Runden, 270 Punkte, WM-Zweiter

Lewis Hamilton: 3 Siege, 1 Pole, 3 schnellste Runden, 227 Punkte, WM-Fünfter

Surer stellte vor der Saison die Frage, was mehr zählt: Speed oder Rennintelligenz? Mit Button setzte sich die Rennintelligenz durch, wobei es zu einfach wäre, seine starke Saison darauf zu reduzieren.

In Sachen Speed ist Button Hamilton in dieser Saison näher gekommen, auch wenn das Quali-Duell vermeintlich klar verloren gegangen ist. Dazu machte er in den Rennen so gut wie keine Fehler, war konstant und überholte sehr stark. All das schaffte Hamilton nicht, weil er erstens durch viele Strafen verunsichert und zweitens wegen privater Probleme zeitweise nicht bei der Sache war.

So kam es, dass sich Button auch aufgrund seiner offenen Art zum Leader im Team entwickelte und zur Nummer eins vor Hamilton avanciert. Eine Überraschung - sicher nicht nur für SPOX.

SPOX-Prognose (März 2011): Unentschieden

SPOX-Fazit: Vorteil Button

Fernando Alonso: 1 Sieg, 0 Poles, 1 schnellste Runde, 257 Punkte, WM-Vierter

Felipe Massa: 0 Siege, 0 Poles, 2 schnellste Runden, 118 Punkte, WM-Sechster

Das klarste Duell unter den Top-Teams. Während es Alonso immer wieder schaffte, trotz des schwächeren Autos Red Bull und McLaren zu ärgern, bekam Massa deren Boliden nach den Starts nur noch selten zu sehen. Er stand kein einziges Mal auf dem Podium, sechs fünfte Plätze waren die Highlights. Alonso kletterte dagegen zehn Mal aufs Treppchen.

Massa bekommt trotz anhaltender Rauswurf-Gerüchte während der Saison 2012 noch eine Chance, wahrscheinlich die letzte. Er muss unbedingt das wahrmachen, was Surer schon vor dieser Saison gehofft hatte. Damals sagte er: "Massa ist wieder aufgewacht." Ein Irrtum.

SPOX-Prognose (März 2011): Vorteil Alonso

SPOX-Fazit: Klarer Vorteil Alonso

Nico Rosberg: zwei 5. Plätze, ein 3. Startplatz, 89 Punkte, WM-Siebter

Michael Schumacher: ein 4. Platz, ein 5. Startplatz, 76 Punkte, WM-Achter

Surers Ansage vor der Saison war glasklar: "Für Schumacher gibt es keine Ausreden mehr." Gab es doch, denn das Auto war bei weitem nicht so stark wie von beiden Piloten erhofft. Folglich konnten weder Schumacher noch Rosberg mit Podestplätzen glänzen.

So ergab sich ein zweigeteiltes Bild: Rosberg war im Qualifying klar der Bessere, Schumacher mimte dagegen die "Rampensau" und lieferte die spektakuläreren Rennen ab. Oft mit Erfolg wie in Montreal, Spa oder Monza, manchmal aber auch nicht, wie bei seinen nicht seltenen Rennunfällen.

Das Duell der beiden wird wirklich erst dann richtig prickelnd, wenn sie wenigstens um Podestplätze, am liebsten aber um Siege gegeneinander kämpfen.

SPOX-Prognose (März 2011): Unentschieden

SPOX-Fazit: Unentschieden

Witali Petrow: ein Podestplatz, ein 3. Startplatz, 37 Punkte, WM-Zehnter

Nick Heidfeld (bis Spa): ein Podestplatz, ein 3. Startplatz, 34 Punkte, WM-Elfter

Bruno Senna (ab Spa): ein 9. Platz, ein 7. Startplatz, 2 Punkte, WM-18.

Es ist schon kurios, wie gleichwertig die Zahlen zwischen Heidfeld und Petrow sind, obwohl der Deutsche nur gut die halbe Saison gefahren ist. Das liegt aber nicht in erster Linie am Russen, sondern am rasanten Absturz seines Teams. Lotus-Renault hat in der zweiten Saisonhälfte so gut wie keine WM-Punkte mehr holen können.

Das hat Petrow lautstark kritisiert, was unterstreicht, dass er sich durch konstante Leistungen zum Leader im Team entwickelt hat. Das ist Heidfeld nicht gelungen. Dafür war er vor allem im Qualifying viel zu schwach. In einem damals bärenstarken Auto erreichte er nur vier Mal Q3.

"Heidfeld ist ein ganz heißer Kandidat. Petrow hat keine Chance gegen ihn", sagte Surer vor der Saison. So sahen es damals fast alle. Aber Heidfeld hat seine vielleicht beste und letzte Chance in der Formel 1 nicht genutzt.

Senna hatte danach einen undankbaren Job. Er musste sich in einem immer schlechter werdenden Auto beweisen. Das ist ihm gar nicht schlecht gelungen. Dass das aber für ein Cockpit in der kommenden Saison reicht, ist nach Kimi Räikkönens Verpflichtung nahezu ausgeschlossen.

SPOX-Prognose (März 2011): Vorteil Heidfeld

SPOX-Fazit: Vorteil Petrow

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