Frontflügel-Trick von Mercedes entdeckt

Von Alexander Mey
Um dieses Loch in der Nase des Mercedes geht es bei dem vermeintlichen F-Schacht-Trick
© xpb

Offenbar testet Mercedes schon jetzt einen Aerodynamik-Trick für die kommende Saison. Die abgewandelte Rückkehr des F-Schachts könnte einen Vorsprung bringen. Aber die Konkurrenz ist schon hellhörig.

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Es wird nicht viele Formel-1-Fans, nicht einmal viele Experten geben, die regelmäßig den kleinen Lufteinlass an der Spitze der Nase des Mercedes-Boliden unter die Lupe nehmen.

Das Fachmagazin "auto, motor und sport" hat es getan und festgestellt, dass sich dort in den letzten Rennen einiges getan hat. Offenbar experimentiert Mercedes an einem abgewandelten F-Schacht-System für den Frontflügel.

Die Luft wird durch das Nasenloch angesaugt und durch die Haltestreben Richtung Frontflügel geleitet. Dort staut sich die Luft, bis sie einen gewissen Druck übersteigt, und wird dann durch den Flügel unter das Auto geblasen. Das soll zum einen den Luftstrom Richtung Unterboden beruhigen und zum anderen fünf bis acht km/h Top-Speed bringen.

Whitmarsh: Mercedes könnte einen Vorteil haben

Im ersten Training in Suzuka hat Mercedes das System zum ersten Mal getestet und die Konkurrenz damit hellhörig werden lassen.

McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh war die Idee nicht neu, aber er erklärte "auto, motor und sport", dass die Technik schwer in den Griff zu bekommen sei. Mercedes könne also mit dem frühen Entwicklungsstart einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz haben, wie ihn McLaren im vergangenen Jahr mit dem F-Schacht am Heckflügel hatte. "Wer jetzt damit anfängt, ist schon zu spät dran", sagte Whitmarsh.

Der F-Schacht am Heckflügel wurde vor der laufenden Saison ebenso verboten wie alle Systeme, die der Fahrer aktiv betätigen muss. Das Mercedes-System wäre aber erstens passiv und zweitens am Frontflügel, für den es keine Restriktionen im Regelwerk gibt.

Brawn: Angst vor Schlupflöchern beim Auspuff

Dass der Mercedes-Trick am Frontflügel die einzige neue Idee für die kommende Saison sein wird, daran glaubt ausgerechnet deren Teamchef Ross Brawn nicht.

Er zerbricht sich vor allem über das Verbot des angeblasenen Diffusors den Kopf. 2012 muss der Auspuff wieder nach oben aus dem Heck des Autos austreten. Winkel und Form der letzten zehn Zentimeter des Auspuffs sind exakt vorgegeben. "Ich würde sagen, die Regel ist ziemlich robust, aber noch nicht zu hundert Prozent", sagte Brawn.

Die Aufgabe der Technischen Arbeitsgruppe, die aus den Technikchefs der zwölf Teams besteht, ist nun noch, dafür zu sorgen, dass es keine Schlupflöcher mehr für die genialen Ingenieure Marke Adrian Newey gibt.

Strikte Regeln können Ingenieure nicht aufhalten

Aber das wird von Woche zu Woche schwieriger, denn: "Das Problem ist, dass wir jetzt eine Phase erreichen, in der die Teams lieber auf ihren eigenen Vorteil schauen als die Regeln zu ändern", erklärte Brawn. "Am Anfang arbeiten noch alle mit besten Absichten zusammen, aber irgendwann kommt der Punkt, an dem sie sagen: 'Wenn unser Ingenieur jetzt einen Geistesblitz hat, dann wollen wir das nutzen.'"

Seine Prognose: "Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, ob es nicht doch wieder irgendein innovatives Auspuffsystem geben wird." Man wisse jetzt, wie wertvoll die Auspuffgase für den Anpressdruck seien und wolle unbedingt einen Weg finden, sie weiter zu nutzen.

Egal ob angeblasener Diffusor oder F-Schacht am Frontflügel. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass auch die intensivsten Bemühungen um strikte Regeln die Ingenieure kaum daran hindern werden, auch 2012 wieder mit einigen Überraschungen an ihren Autos aufzuwarten.

Die Präsentationen und die ersten Testfahrten im Winter versprechen wieder mal Spannung.

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