Perez: "Den Kritikern das Maul gestopft"

Von Interview: Alexander Mey
Sergio Perez fährt seit Anfang der Saison für das Team von Peter Sauber
© Getty

Sergio Perez wurde zu Saisonbeginn als Bezahlfahrer geschmäht, hat in seiner Debüt-Saison aber der ganzen Formel-1-Welt bewiesen, dass er großes Potenzial hat. Der Sauber-Pilot ist eine der Überraschungen der Saison, obwohl er in Monaco den schlimmsten Unfall seiner Karriere überstand. SPOX sprach mit ihm über Karriere-Ängste, Wut auf Kritiker, eine Zukunft bei Ferrari und Einsamkeit in Deutschland.

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SPOX: Herr Perez, wo würden Sie auf einer Skala von 1 bis 10 ihre erste Formel-1-Saison ansiedeln?

Sergio Perez: Ich würde ihr eine 7 geben. Es ist zwar ganz gut gelaufen und ich habe den nötigen Speed, aber ich habe nicht immer alles zusammen bekommen und hatte auch manchmal Pech. Daher konnte ich nicht alle WM-Punkte holen, die drin gewesen wären.

SPOX: Als Pech bezeichnen Sie mit Sicherheit Ihren schlimmen Unfall in Monaco. War das der heftigste in Ihrer Karriere?

Perez: Ja.

SPOX: Inwiefern hat der Unfall Ihre Debütsaison beeinträchtigt?

Perez: Der Unfall hat mich weit zurückgeworfen. Ich habe dadurch mein Momentum verloren und lange gebraucht, um wieder mein normales Leistungsniveau zu erreichen.

SPOX: Sie denken also, Sie würden ohne den Unfall vor Teamkollege Kamui Kobayashi liegen?

Perez: Ich bin mir auf jeden Fall sicher, dass ich im Vergleich zu ihm deutlich mehr WM-Punkte auf dem Konto hätte. Er hat in den beiden Rennen, in denen ich beeinträchtigt war, 17 Punkte geholt. Ich gehe also davon aus, dass ich ebenfalls Punkte hätte einfahren können.

SPOX: Hatten Sie Angst um Ihre Karriere? Immerhin konnten Sie sich als Rookie zwischenzeitlich nicht so beweisen, wie es möglich gewesen wäre.

Perez: Nein, darüber habe ich mir keine Sorgen gemacht. Eher darüber, dass ich noch einige Rennen lang einen Brummschädel hatte. Aber auch das ist relativ zügig besser geworden.

SPOX: Hatten Sie deshalb keine Sorgen um Ihren Job, weil Peter Sauber bekannt dafür ist, jungen Talenten zu vertrauen?

Perez: Sauber ist in der Tat ein sehr gutes Team für einen Rookie. Die Unterstützung, die ich bekomme, ist großartig. Ich genieße es sehr, ein Teil der Sauber-Familie zu sein.

SPOX: Trotzdem werden Sie nach der Saison für Ferrari testen.

Perez: Stimmt. Aber für mich geht es dabei erst einmal darum, so viel wie möglich zu lernen. Ich bin in meinem ersten Jahr, da ist jede Erfahrung kostbar.

SPOX: Aber Sie könnten den gleichen Weg von Sauber zu Ferrari gehen wie seiner Zeit Felipe Massa.

Perez: Dazu muss ich erst einmal jedem beweisen, dass ich meinen Job gut machen kann. Das muss ich schaffen, denn ich will in der Formel 1 viel Erfolg haben und Weltmeister werden. Wann ich welchen Schritt in diese Richtung gehen kann, darüber mache ich mir im Moment noch keine Gedanken. Für das kommende Jahr habe ich ohnehin einen Vertrag bei Sauber.

SPOX: Hat Sie in Ihrem ersten Jahr an der Formel 1 irgendetwas überrascht?

Perez: Eigentlich nicht. Es ist alles so, wie ich es mir vorher ausgemalt habe.

SPOX: Wie lange haben Sie gebraucht, um sich daran zu gewöhnen, gegen die größten Rennfahrer der Welt anzutreten?

Perez: Das ging recht schnell. Ich habe schon bald die Einstellung gefunden, dass die für mich großen Namen wie Michael Schumacher oder Fernando Alonso nichts anderes sind als die Rivalen, gegen die ich immer fahren wollte. Das war mein Traum und den lebe ich jetzt.

SPOX: Hat es Sie verärgert, zu Saisonbeginn als Bezahlfahrer abgestempelt zu werden, nur weil Sie Sponsoren im Rücken hatten.

Perez: Natürlich hat mich das geärgert. Sehr sogar. Schließlich habe ich für meinen Einstieg in die Formel 1 unglaublich hart gearbeitet. Aber mir war klar, dass man mich in diese Ecke drängen würde. Ich bin daher froh, dass ich den Kritikern, die das über mich gesagt haben, durch meine Leistungen schnell das Maul gestopft habe.

SPOX: Sie sind mit 15 Jahren nach Deutschland gekommen, um Formel BMW zu fahren. Sicher keine leichte Zeit für einen mexikanischen Teenager, oder?

Perez: Das war ganz und gar keine einfache Zeit. Ich bin ja damals auf eigene Faust nach Deutschland gekommen und hatte niemanden, der mir geholfen hat. Ich war allein in einem Land mit völlig anderer Kultur und völlig anderen Leuten.

SPOX: Gibt es trotzdem etwas, dass Ihnen an Deutschland besser gefällt als an Mexiko?

Perez: (lacht) Das ist eine unfaire Frage. Schließlich liebe ich mein Heimatland wirklich sehr. Von daher kann ich unmöglich sagen, ob mir an Deutschland etwas besser gefällt. Das Land ist schön, aber Mexiko ist nun einmal meine Heimat. Dort ist meine Familie, dort ist alles, was ich liebe. Ich verbringe meine Zeit sehr gerne in Mexiko.

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