Abt: "Hamilton liegt mir näher als Vettel"

Von Interview: Alexander Mey
Der talentierte Daniel Abt entstammt einer Familie, in der Motorsport Tradition hat
© Imago

Deutschland stellt den Formel-1-Weltmeister und die meisten Fahrer im Feld. Deutscher Motorsport steht für Qualität. Aber wie sieht es im Nachwuchs aus. SPOX hat mit drei hoffnungsvollen Talenten unterschiedlichen Alters und in unterschiedlichen Situationen gesprochen. Teil 2: Daniel Abt (18).

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Deutschland ist weltweit im Moment das Motorsportland Nummer eins. Im Automobilsport ist die Fülle an Talenten wohl nirgends höher. Sieben Piloten sind bereits im Umfeld der Formel 1 unterwegs, viele andere klopfen an die Tür.

Aber es ist trotz der vorbildlichen Nachwuchsförderung in Deutschland keineswegs selbstverständlich, dass die größten Talente auch den Sprung in die Königsklasse schaffen.

SPOX zeichnet am Beispiel der drei Hoffnungsträger Pascal Wehrlein (16), Daniel Abt (18) und Christian Vietoris (22) die unterschiedlichen Phasen nach, durch die ein Nachwuchsfahrer gehen muss.

Vom Überflieger in der Jugend über den Heranwachsenden, der trotz perfekten Umfelds zum ersten mal Verlieren lernen muss, bis zu demjenigen, der trotz zahlreicher Erfolge an dem Punkt angekommen ist, an dem die Formel 1 nicht mehr alles ist.

Daniel Abt: Der coole Hund

Der zweite Teil befasst sich mit einem im deutschen Motorsport klangvollen Namen. Daniel Abt ist der Sohn von Hans-Jürgen Abt, dem Teamchef von Abt Sportsline, das in der DTM mehrere Meistertitel errungen hat. Tourenwagen-Urgestein Christian Abt ist Daniels Onkel.

Die Motorsport-Gene der Abts sind voll auf den Sohn durchgeschlagen. Daniel hat jahrelang alle Nachwuchsklassen dominiert und wurde bereits zweimal vom Förderprogramm der Speed Academy zum Motorsporttalent des Jahres gekürt.

Abts Vorteil gegenüber anderen Talenten ist, dass er dank seiner familiären Verbindungen zu potenten Sponsoren wie VW und Red Bull finanziell abgesichert ist und sich im Wesentlichen aufs Fahren konzentrieren kann.

Trotzdem lernt er gerade in seinem ersten Formel-3-Jahr, dass auch ihm nicht alles zufliegt. Er muss damit umgehen, Rückschläge einzustecken und auch mal zu verlieren. Mit nur zwei Podestplätzen in 18 Rennen ist er Siebter in der Gesamtwertung. Keine schöne Erfahrung, aber ein in so jungen Jahren möglicherweise wichtiger Charaktertest.

Daniel Abt ist in bester Familientradition ein Sonnyboy, der sich ausgezeichnet verkaufen kann. Er ist ein selbstsicherer Typ und weiß das zu seinem Vorteil einzusetzen.

SPOX: Sie haben mal gesagt, sie würden auf eine einsame Insel Freunde, Frauen und Cocktails mitnehmen. Wo sind die Autos?

Daniel Abt: (lacht) Ich bin davon ausgegangen, dass es auf so einer Insel keine Straßen gibt. Außerdem habe ich so viel mit Motorsport zu tun, dass ich auf so eine Insel eher kein Auto mitnehmen würde.

SPOX: Wenn man sich über Sie informiert, wird sehr schnell klar: Sie scheinen ein ähnlich cooler Hund zu sein wie Ihr Vater und Ihr Onkel.

Abt: Ganz ohne Spaß geht es nicht. Ich muss auch mal in der Box einen Spaß machen und lachen können. Wäre das nicht so, dann könnte ich den Job nicht machen. Aber es muss heute nicht mehr ganz so viel Halli Galli sein wie damals, als mein Onkel in den Motorsport gekommen ist. Damals ging die Post noch viel extremer ab als heute. Ich weiß, wo die Grenze ist.

SPOX: Was ist in diesem Jahr aus Ihrer Spaß-Maxime geworden? So gut läuft es sportlich ja leider nicht.

Abt: Der Spaß ist natürlich größer, wenn man weiter vorne ist. In diesem Jahr ist es eher ein Kampf. Aber ganz verloren geht der Spaß trotzdem nicht.

SPOX: Als bisher siegverwöhnter 18-Jähriger lernen Sie in Ihrem ersten Formel-3-Jahr zum ersten Mal, wie man verliert.

Abt: Es läuft definitiv nicht so, wie ich es mir erhofft habe. Nachdem es im letzten Jahr beim prestigeträchtigen Formel-3-Event in Macau sehr gut aussah, hatte ich höhere Erwartungen. Ich habe zwar nicht geglaubt, in der Formel 3 Euro Serie alles in Grund und Boden zu fahren. Aber ich wollte auf jeden Fall konstant vorne dabei sein.

SPOX: Liegt es am Auto oder an Ihnen?

Abt: An beidem, denke ich. Natürlich hätte ich es leichter, wenn das Auto besser liegen würde und ich mehr Zeit auf der Strecke verbringen könnte. Aber ich will nicht alles aufs Auto schieben, denn ich tue mich schließlich auch noch schwer, meine Teamkollegen zu schlagen.

SPOX: Vor allem Marco Wittmann, ein anderes deutsches Talent.

Abt: Stimmt. Er ist zwar drei Jahre älter als ich und fährt auch schon sein drittes Jahr in der Formel 3, aber dahinter will ich mich nicht verstecken. Klar hilft ihm seine Erfahrung und er ist im Moment der Favorit im Team, aber diesen Platz will ich mir erkämpfen.

SPOX: Der Ernst des Lebens ist bei Ihnen angekommen.

Abt: Stimmt schon. In den letzten Jahren lief alles immer gut vor sich hin. Ich hatte nicht viel damit zu tun, mein Auto einzustellen, es funktionierte einfach. Man sagt zwar immer, dass einem ein solches Jahr gut tut, weil man wichtige Erfahrungen sammelt, aber ich hätte nichts dagegen, wenn es bald wieder anders läuft.

SPOX: Wie soll es denn in den kommenden Jahren weitergehen?

Abt: Das kommt darauf an, wie sich die ganzen Serien entwickeln. Der normale Weg wäre, noch ein Jahr Formel 3 zu fahren und dann in die GP2 zu wechseln. Deshalb hoffe ich, dass die Teilnehmerzahl der Euro Serie mindestens auf dem aktuellen Stand bleibt. Eine Alternative wäre die GP3-Serie im Rahmen der Formel 1. Aber ich bin kein Fan davon, schon wieder so viele neue Strecken zu lernen und wieder in ein neues Team zu kommen. Das ist ein zu großes Glücksspiel.

SPOX: Und gleich in die GP2?

Abt: Das könnte man theoretisch machen, aber das Risiko, sich zu verheizen, ist sehr groß. Ich würde mir lieber noch ein bisschen mehr Zeit lassen.

SPOX: Sie sind als zweimaliger Nachwuchsfahrer des Jahres und Schützling von VW und Red Bull aber sowohl finanziell als auch in der Erwartungshaltung klar auf die Formel 1 gepolt.

Abt: Klar, aber der Druck wäre größer, wenn ich ohne Partner dastehen würde. Von daher bin ich froh, dass ich so starke Unterstützer im Rücken habe. Die Sponsoren vertrauen zwar auf mein Können, dafür muss ich aber natürlich etwas zurückgeben. Ich will meine Partner schließlich gut repräsentieren. Wenn mir das gelingt, sieht meine Zukunft nicht so schlecht aus, denke ich.

SPOX: Ist der Weg steiniger, als Sie es sich vorgestellt haben?

Abt: Ich wusste von vornherein, dass es hart werden würde. Selbst wenn ich die Formel 3 Euro Serie und die GP2 gewinnen würde, wäre immer noch nicht gesagt, dass ich es in die Formel 1 schaffen würde. Man muss gut vernetzt, gut vermarktbar und natürlich auch schnell sein. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort eben. Ich glaube, dass ich durch mein familiäres Umfeld in keiner schlechten Position bin, aber sicher ist deswegen noch gar nichts.

SPOX: Was hilft mehr: Der im Motorsport große Name Abt oder die Verbindungen des Vaters zu Red Bull und VW über sein Audi-DTM-Team?

Abt: Von allem etwas. Der Name schadet sicher nicht, aber wenn die Leistungen nicht stimmen, dann hilft mir das alles auch nichts.

SPOX: Warum fahren Sie bei den familiären Kontakten eigentlich keine Tourenwagen?

Abt: Ich glaube, dass es sehr schwierig ist, sich auf die Unterschiede zwischen Touren- und Formelwagen einzustellen. Und da meine Priorität klar auf der Formel 1 liegt, fange ich damit gar nicht erst an.

SPOX: Sie vergleichen Ihren Fahrstil mit dem von Lewis Hamilton. Lieber etwas über dem Limit als etwas drunter.

Abt: In diesem Jahr ist es natürlich schwierig für mich, das zu behaupten, aber grundsätzlich ist es so. Ich bin niemand, der

herumschleicht, ich gehe immer ans Limit. Und auch Hamilton ist ja so ein aggressiver Hund.

SPOX: Ist Hamilton Ihr Vorbild?

Abt: Definitiv. Ich mag seinen Fahrstil und mir gefällt auch die Art und Weise, wie er die Dinge angeht. Er stand zwar zuletzt sehr in der Kritik, weil er angeblich ein zu großer Sonnyboy geworden ist, aber ich finde, er macht das genau richtig. In Monaco zum Beispiel ist Hamilton abends schön im Anzug auf Party gegangen, Vettel hat dagegen gesagt, er sei noch mal im Simulator gefahren. Da liegt mir Hamiltons Art doch deutlich näher als Vettels.

SPOX: Glamour ist also Ihr Ding?

Abt: Das gebe ich zu. Es gehört zum Business und es ist ja auch etwas Schönes. Nicht zuletzt ist es auch ein Ansporn für mich, selbst mal dorthin zu kommen.

SPOX: Das volle Programm inklusive Glamour-Freundin a la Hamilton oder Button?

Abt: Die Mischung macht's. Klar kann die Freundin am Rennwochenende mal stören, aber es spricht aus meiner Sicht nichts dagegen, sie ab und zu mitzubringen.

SPOX: Sind Geld oder Ruhm für Sie ein wichtiges Ziel?

Abt: Zunächst einmal will ich auf der Strecke der Beste sein. Aber natürlich ist es auch ein Ziel, irgendwann mal mit dem Motorsport Geld zu verdienen. Darauf arbeite ich schließlich hin und stelle andere Sachen wie Ausbildung deshalb hinten an. Es ist das Gesamtpaket, das man als Formel-1-Fahrer hat, das mich antreibt. Da gehört alles dazu. Von Erfolge feiern bis hin zu viel Geld verdienen.

SPOX: Ganz vernachlässigt haben Sie Ihre Ausbildung aber nicht, oder?

Abt: Nein, ich habe Fachabitur gemacht. Aber das macht man eben nicht so gut wie man es machen würde, wenn man keine Rennen fährt. Es lief trotzdem ganz gut, aber das Studium, das ich danach versucht habe zu machen, ließ sich nicht mehr mit dem Sport vereinbaren.

SPOX: Wie lässt sich denn feiern mit dem Sport vereinbaren. Als 18-jähriger Spross der Familie Abt leben Sie ja sicher nicht wie ein Asket, oder?

Abt: Sicher feiere ich ab und zu mal, wenn ich in den nächsten Tagen keine Verpflichtungen habe. Ich kenne Fahrer, die machen das gar nicht, aber das könnte ich nicht. Ich muss auch mal an einem Wochenende abschalten und mit meinen Freunden auf die Piste gehen können.

SPOX: Gibt es einen Plan B, falls im Motorsport alles schief geht?

Abt: Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Aber es gäbe sicher immer eine Möglichkeit, mich in die Firma meines Vaters einzubringen.

SPOX: Apropos Firma des Vaters: Ist Ihr eigenes Auto eigentlich von Abt getunt?

Abt: (lacht) Ja, ist es. Das liegt ja irgendwo auch nahe.

SPOX: Und was ist das für ein Auto?

Abt: Ich fahre einen Audi TT RS.

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