Vettel noch schneller als in Melbourne?

Von Alexander Mey
Sebastian Vettel kommt als WM-Führender und Favorit zum zweiten Rennen in Malaysia
© Getty

Sebastian Vettels Favoritenrolle beim Malaysia-GP (Training, Fr., 8 Uhr im LIVE-TICKER) wird wegen der Aussicht auf Zusatz-Power noch größer. Selbst die Gegner huldigen Red Bull. Drei besondere Merkmale des Rennens sorgen aber für Ungewissheit.

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Streckendaten:

  • Name: Sepang International Circuit
  • Ort: Sepang
  • Länge: 5,543 Kilometer
  • Runden: 56
  • Renndistanz: 310,408 Kilometer
  • Kurven: 10 Rechtskurven, 5 Linkskurven

Darauf kommt es an:

Hitzschlacht, Regenschlacht, Reifenschlacht. Für die Überschrift über den Malaysia-GP hat man freie Auswahl. Hitzeschlacht, weil in der Regel rund 35 Grad bei mehr als 90 Prozent Luftfeuchtigkeit zu erwarten sind - auch diesmal wieder. Das macht den Grand Prix zu einem der physisch anspruchsvollsten der ganzen Saison. Kondition kann hier in den letzten Runden ein Faktor sein.

Regenschlacht, weil der auf 16 Uhr Ortszeit verlegte Rennstart zur Folge hat, dass die Piloten in das beinahe tägliche tropische Gewitter hineinfahren. Sintflutartiger Regen ist auch für dieses Wochenende angesagt, der das Rennen zur Lotterie machen kann.

Reifenschlacht, weil der heiße Asphalt und die zahlreichen schnellen Kurven die Pneus so sehr fordern wie kaum ein anderer Kurs. Da kommen höchstens Istanbul und Barcelona ran.

Großer Vorteil an dem Kurs, den im Übrigen die Fahrer sehr gerne mögen, sind die beiden sehr langen Geraden, an deren Ende man sehr gut überholen kann. Dank des verstellbaren Heckflügels bietet sich in diesem Jahr besonders die erste Kurve zum Überholen an. Auf der etwas längeren Gegengeraden ist die Nutzung des Systems nicht erlaubt.

 

Reifenwahl:

Soft und hard: Pirelli setzt auf die gleiche Kombination wie in Melbourne - und die hat dort ausgezeichnet funktioniert und ist von allen Seiten sehr gelobt worden. Aber: Bei der Hitze und in den schnellen Kurven von Malaysia werden die Pneus deutlich härter rangenommen als in Melbourne. In einem trockenen Rennen rechnet Pirelli daher diesmal mit drei bis vier Boxenstopps pro Fahrer. Da gilt es, im Qualifying so viele Reifensätze wie möglich zu sparen. Im Regen wird es spannend sein zu sehen, wie die Regenreifen und Intermediates funktionieren. Die hatten bisher nur bei den Tests in Barcelona ein paar Einsätze.

Wetter-Prognose:

  • Freitag: wolkig, 32-33 Grad, 20 Prozent Regen-Risiko
  • Samstag: leichte Gewitter, 27-33 Grad, 60 Prozent Regen-Risiko
  • Sonntag: leichte Gewitter, 26-33 Grad, 75 Prozent Regen-Risiko

Die Favoriten:

Red Bull: Nach der überlegenen Vorstellung in Melbourne gibt es sehr wenig, das gegen einen erneuten Sieg von Sebastian Vettel spricht. Das Auto könnte in den schnellen Kurven von Sepang sogar noch überlegener sein als in Australien. Dazu kommt, dass Vettel unter allen Umständen mit KERS antreten will, um beim Start auf dem langen Weg zur ersten Kurve keinen Nachteil zu haben.

"Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir am Freitag, Samstag und Sonntag damit fahren werden", sagte Vettel am Donnerstag. Die endgültige Entscheidung fällt nach der Auswertung der Testdaten am Freitagabend.

Vermasseln könnte natürlich der Regen die Vettel-Show. Den kann der Weltmeister überhaupt nicht gebrauchen. "Wenn dein Auto im Trockenen gut ist, dann will man eher kein Risiko eingehen", sagte er.

Spannend ist die Frage, wie gut sich sein Teamkollege Mark Webber von der Melbourne-Klatsche erholt hat. Angeblich hat das Team die Gründe für seine haushohe Unterlegenheit im Set-Up des Autos gefunden. Details behielt Webber aber für sich.

Zum Vergleich: Der mySPOX-Favoritencheck für Malaysia

McLaren: Für McLaren geht es wohl eher darum, Platz zwei in der Hackordnung nach hinten zu verteidigen als Red Bull anzugreifen. Darauf hoffen zwar alle im Team, aber selbst Jenson Button traut Red Bull nicht über den Weg. "Sie waren weder im Qualifying noch im Rennen am Limit unterwegs", sagte er.

Hoffnung macht McLaren das offenbar hervorragend funktionierende KERS. Mit dem könnte es beim langen Sprint bis zur ersten Kurve nach dem Start interessant werden, sollten es beide Fahrer wieder in die ersten beiden Startreihen schaffen.

Ferrari: Das will Ferrari diesmal aber verhindern. Die Roten rücken mit verbessertem Frontflügel an und wollen so das Problem mit dem Speed im Qualifying in den Griff bekommen. In Melbourne brachten die Piloten die Reifen nicht auf Temperatur. Das Problem werden sie in der Hitze von Sepang nicht haben.

Von Reifen-Ausreden will Fernando Alonso ohnehin nichts wissen. "Wenn ein Auto schnell ist, dann muss es bei allen Temperaturen und mit allen Reifenmischungen schnell sein", sagte er. "Wenn wir in Sepang aufs Podium fahren wollen, müssen wir einen besseren Job machen, kein Zweifel."

Mercedes: Noch besser muss der Job von Mercedes sein, denn der Saisonstart war noch enttäuschender als der von Ferrari. Auf der Suche nach den Fehlern bei KERS und dem Heckflügel, die in Melbourne eine gute Abstimmung des Autos verhindert haben, ist Mercedes zwar fündig geworden, hat aber auch wertvolle Entwicklungszeit verloren.

"Man kann schon davon ausgehen, dass das Ressourcen bindet, die man in die Problembewältigung investieren muss", gab Michael Schumacher zu, stellte aber auch klar: "In Australien haben wir nicht unser echtes Auto gesehen. Unsere Erwartungshaltung ist jetzt so, dass wir hier Lösungen dafür haben, was wir in Australien gelernt haben, und dahin kommen, wo wir beim Testabschluss in Barcelona waren."

Lotus-Renault: Bleibt noch die Überraschung von Melbourne. Witali Petrow will im zweiten Rennen seinen Podestplatz bestätigen, Nick Heidfeld will nach seinem völlig verkorksten Wochenende Wiedergutmachung.

Dabei soll ein großes Update am Auto helfen, zu dem ein neuer Front- und ein neuer Heckflügel gehören. "Ich bin ziemlich gespannt, denn zumindest von dem, was ich gehört habe, haben die meisten anderen Teams keine großen Neuerungen dabei. Ich würde schon sagen, dass unser Paket ein richtiges ist, mit ein paar Verbesserungen", orakelte Heidfeld.

Teamkollege Petrow war etwas vorsichtiger: "Wir müssen realistisch sein, denn McLaren, Red Bull und Ferrari sind sehr schnell. Wie gut Mercedes ist, wissen wir nicht, denn die hatten kein gutes Auftaktrennen."

Statistik:

  • Sieger 2010: Sebastian Vettel (Red Bull): 1:33:48,412 Stunden
  • Pole-Position 2010: Mark Webber (Red Bull): 1:49,327 Minuten
  • Schnellste Rennrunde 2010: Mark Webber (Red Bull): 1:37,054 Minuten
  • Rekordsieger: Michael Schumacher (3 - 2000, 2001, 2004)

Zeitplan:

  • Freitag, 4 Uhr: 1. Training
  • Freitag, 8 Uhr: 2. Training
  • Samstag, 7 Uhr: 3. Training
  • Samstag, 10 Uhr: Qualifying
  • Sonntag, 10 Uhr: Rennen

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