Ferrari fordert die Bullen heraus

Von Für SPOX in Jerez: Alexander Mey
Ferrari machte bei den Tests den stärksten Eindruck, McLaren hatte Probleme
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Platz 6, Sauber (536 Runden):

Die Schweizer scheinen mit dem C30 ein grundsolides Auto gebaut zu haben. Es ist nicht spektakulär, hat aber einige neue Ansätze, die Technikchef James Key von Force India mitgebracht hat. Saubers Potenzial, um Platz sechs bei den Konstrukteuren zu kämpfen, zeigt sich vor allem dann, wenn Kamui Kobayashi am Steuer sitzt. Der Japaner war an seinen drei bisherigen Testtagen immer vorne dabei und drehte auch eine stattliche Anzahl an Runden. Neuling Sergio Perez baute zwar in Jerez einmal einen Unfall, ansonsten kann sich seine Leistung aber auch sehen lassen. Da gibt es schlechtere Neulinge.

Platz 7, Toro Rosso (441 Runden):

Das Schwesterteam von Red Bull ist mit dem neuen Auto einen mutigen Schritt gegangen. Das Design hat nicht mehr viel mit dem Red Bull zu tun und offenbart vor allem bei den extrem taillierten Seitenkästen und dem sehr schmalen Heck spannende Neuerungen. Problem ist nur: So spannend die Neuerungen sind, so anfällig für Defekte sind sie auch. Toro Rosso bleibt davon im Vergleich zu Konkurrent Williams zwar noch weitgehend verschont, aber der Balanceakt bleibt. Die Zeiten des Toro Rosso konnten sich sehen lassen. Stimmt auch die Zuverlässigkeit, dann ist ein großer Fortschritt im Vergleich zum schwachen Vorjahr drin.

Platz 8, Force India (256 Runden mit dem alten, 264 mit dem neuen Auto):

Man wird das Gefühl nicht los, dass Force India sein Auto etwas zu sehr auf Sicherheit gebaut hat. Zwar betont Adrian Sutil bei jeder Gelegenheit, dass das Auto deutlich besser liegt als das alte, aber es wäre ja auch schlimm, wenn man sich verschlechtert hätte. Da das neue Auto erst in Jerez kam, muss man aber vorsichtig mit dem Urteil sein. Force India hat beim zweiten Test die Funktionstests abgespult, die die Konkurrenz schon in Valencia hinter sich gebracht hat. Dabei geht es überhaupt nicht um Zeitenjagd. Probleme macht der vom Auspuff angeblasene Diffusor, den Force India 2010 noch nicht hatte. Die austretenden Gase wurden so heiß, dass der Unterboden weggeschmolzen ist. Das hat viel Reparaturzeit erfordert.

Platz 9, Williams (1 Bestzeit, 461 Runden):

Die Rundenzahl hört sich besser an, als der Eindruck vom Williams auf der Strecke war. Das Konzept des Autos mit kleinem Getriebe und dadurch schmalem Heck sowie eigenem KERS ist riskant. Das mussten die Engländer in Jerez schmerzlich erfahren. Wegen eines Fehlers mit KERS stand das Auto an den ersten Tagen viele Stunden in der Garage. Am Ende des dritten Tages entschied Technikchef Sam Michael entnervt, KERS auszubauen, um endlich mal Testkilometer zu sammeln. Das tat Rubens Barrichello dann am Sonntag auch. Er fuhr sich mit der Wochenbestzeit den Frust von der Seele - allerdings mit weichen Reifen und wenig Benzin. Generell ist es für Williams gut, wenn der Veteran am Steuer sitzt, denn Neuling Pastor Maldonado macht noch viel zu viele Fehler. Bestes Beispiel war sein heftiger Abflug am zweiten Tag in Jerez.

Platz 10, Lotus (251 Runden):

Die malaysische Truppe ließ in Jerez aufhorchen. Am dritten Tag gelang Heikki Kovalainen eine Rundenzeit, die nur 1,3 Sekunden langsamer war als die Bestzeit von Heidfeld. Der Finne ist entsprechend zuversichtlich, die Lücke zum Mittelfeld zumindest deutlich verkleinert zu haben. Der Lotus produziert nach seiner Aussage trotz des Verbots des Doppel-Diffusors schon jetzt mehr Abtrieb als sein Vorgänger. So weit sind Teams wie Red Bull oder Ferrari noch lange nicht. Die hatten aber auch bei weitem nicht so viel Spielraum für Verbesserungen. Immerhin, die Hoffnung besteht, dass Lotus mehr werden kann als der Beste der Neulinge.

Platz 11, Virgin (219 Runden im alten, 223 im neuen Auto):

Virgins Problem ist, dass das Team im Moment nur einen Testfahrer hat, Timo Glock. Neuling Jerome d'Ambrosio ist noch viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um das Auto weiterentwickeln zu können. Dass kann noch werden, aber im Moment lastet alle Verantwortung auf Glocks Schultern. Und immerhin: Auch wenn der neue Virgin auf den ersten Blick keine Offenbarung ist, ist er doch wesentlich zuverlässiger als sein Vorgänger. Vor der Saison 2010 kam Virgin fast überhaupt nicht zum Testen. Die Basis des neuen Autos ist deutlich besser und Glock hat am Freitag in Jerez mit nur 1,8 Sekunen Rückstand auf Schumacher auch schon gezeigt, dass der Speed verbessert wurde. Nur: Im direkten Duell macht wieder mal Lotus den etwas besseren Eindruck.

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