Glocks Ziel: Bester "Krüppel" statt WM-Titel

SID
Timo Glock debütierte 2004 in der Formel 1, konnte sich aber zunächst nicht durchsetzen
© Getty

Laut des Mehrjahresplans von Toyota sollte Timo Glock 2010 um den WM-Titel fahren. Doch die Japaner sind ausgestiegen und für den Hessen geht es plötzlich nur noch um einen Trostpreis: Der beste der "Krüppel" zu sein.

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2010 sollte Timo Glock eigentlich mit Toyota um die WM-Krone fahren.

Jetzt aber geht es nur um den Titel "best of the rest". Doch für Glock ist es in dieser Saison das Einzige, was zählt. Der Beste der Hinterbänkler - das ist das Maximum, was der Odenwälder erreichen kann.

Virgin Racing bis jetzt ohne Punkte

Nach böser Definition von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone könnte man es auch übersetzen mit "Der beste der Krüppel". Denn Timo Glock fährt für Virgin, eines der drei neuen Teams in diesem Jahr, das die Saison wohl ohne Punkt beenden wird. Und Ecclestone hatte kürzlich bei einem seiner berüchtigten verbalen Fouls festgestellt: "Wir müssen uns von einigen dieser Krüppel trennen."

Glock versucht, solche Aussagen zu boykottieren. "Ich habe die Überschrift gesehen und dann beschlossen, den Artikel nicht zu lesen", sagt er. Inhaltlich möchte er Ecclestones Aussage nicht kommentieren, nur soviel: "Mich würde mal interessieren, was Ecclestone über die neuen Teams sagt, wenn zwei oder drei von den Etablierten wegfallen."

"Fahrerisch habe ich alles richtig gemacht"

Für die Fahrer der unter erschwerten Bedingungen ins Feld gekommenen Teams Lotus, HRT und Virgin ist es frustrierend. Glock hat oft überzeugt, dennoch steht die Null auf seinem Punktekonto eisern. "Fahrerisch habe ich alles richtig gemacht", sagt er trotzdem.

Die Bilanz im Qualifying im Duell mit seinem Teamkollegen Lucas di Grassi ist eindeutig: 15:2 für Glock. Das sind Zahlen, an denen er sich orientiert. "Im Rennen oder im Qualifying der Beste der neuen Teams zu sein, ist jedes Mal wie ein kleiner Sieg", sagt er: "Andere Ziele darf man in diesem Jahr nicht haben."

Das muss frustrierend sein für einen, der als großes Talent gilt. Der 2007 als GP2-Champion die Formel 1 eroberte, in Budapest 2008 und Singapur 2009 jeweils Zweiter wurde und gemäß des Mehrjahresplans in dieser Saison mit Toyota eigentlich um den Titel fahren sollte.

Hydraulik-Problem bei Virgin

"Es war eine schwierige Saison", sagt Glock, der nach dem Werksausstieg der Japaner mit insgesamt vier Teams verhandelte und trotz gerüchteweise guter Entlohnung möglicherweise aufs falsche Pferd setzte:

"Ich wusste, dass es Probleme geben wird, aber mit so vielen habe ich nicht gerechnet." Der Ärger bei Virgin begann schon in der Vorbereitung, unter anderem mit einem Hydraulik-Problem. "Da haben wir die Chance, in die Top 10 zu fahren, schon vergeigt", sagt der gelernte Gerüstbauer.

Glock blickt positiv in die Zukunft

Im kommenden Jahr soll nun alles anders werden. "Die Entwicklungsrate bei uns ist sehr, sehr steil", sagt Glock: "Fast stündlich gibt es positive Zeichen."

Doch Zweifel bleiben, "denn wir sind in dieser Saison dreieinhalb bis vier Sekunden langamer. Deshalb starten die anderen von einer ganz anderen Basis und wir müssen uns doppelt so schnell entwickeln, um aufzuholen."

Die Frage, ob er 2011 überhaupt sicher bei Virgin fahren wird, beantwortet der Hesse vorsichtig. "Bis jetzt eigentlich schon", meint er schmunzelnd: "Aber in der Formel 1 weiß man nie. Wer hätte denn gedacht, dass Michael Schumacher zurückkommt?"

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